Gefangene der Leidenschaft
entkleidete sie mit seinen Blicken.
Unauffällig schätzte sie die Entfernung zur Tür ab. Sie würde es niemals schaffen. Aber wenn es ihr gelänge, Windham abzulenken ...
„Ich bin mit meiner Gunst nicht sehr freigebig, Mylord“, sagte sie kühl. „Im Übrigen hat Eure Königin, die Ihr so sehr verehrt, selbst verfügt, dass ich mit Morgan Grey vermählt werden soll.“
„Die offizielle Verlobung hat noch nicht stattgefunden. Außerdem ... “ Er lächelte unverschämt. „... unter gewissen Umständen wäret Ihr frei, einen anderen zu heiraten! “
Ein panischer Schreck durchfuhr Brenna. „Ich ... ich verstehe nicht.“
Windham lehnte sich zurück und ließ einen Moment verstreichen, bevor er antwortete. „Nun“, sagte er mit liebenswürdigem Lächeln, „wenn Grey tot wäre, könnte ein anderer Bewerber Euch zum Altar führen.“
Tot? Morgan? Worauf wollte Windham hinaus?
Er schob seinen Stuhl zurück und schlenderte zum Fenster. Ein Glitzern trat in seine Augen, als er in der Ferne einen Reiter über die Wiesen dahinjagen sah. Der Mann, der sein Pferd so gnadenlos antrieb, konnte nur einer sein. Nicht mehr lange, und die Würfel wären gefallen.
Windham hörte das Rascheln eines Kleides und drehte sich blitzschnell um. Mit einem Satz war er an der Tür und riss Brenna an den Haaren zurück. „Wohin so eilig, schöne Brenna? Gefällt es Euch nicht in meiner Gesellschaft?“ Er packte sie bei den Schultern und drückte sie gegen die Wand. „Du hast deine Lektion noch immer nicht gelernt“, zischte er.
Tränen des Schmerzes brannten in Brennas Augen. Verschwommen sah sie etwas Metallenes in Windhams Hand blinken. Ihr Dolch. Der Dolch, den Morgan ihr gegeben hatte. Windham hob die Hand und hielt ihr das Messer an die Kehle.
Sein Gesicht war ganz nah vor ihrem. Kalte Wut stand in seinen Augen. „Du kleine Närrin. Dachtest du, ich würde mir meine schöne Trophäe so kurz vor dem Ziel durch die Finger schlüpfen lassen?“
„Ihr wollt Morgan, nicht wahr?“ flüsterte Brenna. Sie war nah daran, die Nerven zu verlieren. „Das also war Euer Plan. Irgendwie wollt Ihr ihn hierher locken und töten.“
Sein schrilles Lachen ließ sie vor Angst erstarren.
„Dein Liebhaber ist schon da. Jeden Augenblick wird er hochkommen und seinen letzten Atemzug tun.“ Windhams Gesicht wurde zu einer teuflischen Grimasse. „Aber Grey ist nur ein Teil meines Plans. Die andere Hälfte ist noch besser.“ Brenna fühlte die kalte Schneide des Dolches an ihrem Hals. Doch der Gedanke an Morgans Tod machte sie für Schmerz und Angst gefühllos. Was konnte noch Schlimmeres passieren als dies?
Aber Windhams nächste Worte waren entsetzlicher als ein Todesstoß. „Wenn Grey beseitigt ist“, murmelte er leise, „wird die Königin ohne ihren Beschützer sein. Und die Zukunft Englands und alle Macht wird in meinen Händen liegen!“
„Sie sind oben, Mylord.“ Die Schankmagd blickte dem Herrn von Greystone Abbey neugierig nach, als er drei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinaufstürmte. Sie hätte zu gern die Gesichter der beiden Verliebten gesehen, wenn der eifersüchtige Dritte sie bei ihrem Schäferstündchen aufschreckte. Lord Greys Züge waren wutverzerrt. Seine Hand lag schon auf dem Knauf seines Degens.
Während seines rasenden Rittes zum Dorf war Morgan zu keinem vernünftigen Gedanken fähig gewesen. Nur drei Worte hatten unentwegt in seinem Kopf gedröhnt. Nicht noch einmal. Nicht noch einmal ...
Selbst jetzt konnte er es noch nicht glauben. Windham und Brenna. Hier, in dieser Taverne, hinter dieser Tür.
Trotz Windhams Nachricht wollte er es nicht wahrhaben. Und obwohl das Pferd draußen aus seinen Ställen stammte, hoffte er noch immer, dass alles nur ein grässlicher Irrtum war.
Die Frau, die sein Bett geteilt hatte, die Frau, die er mehr liebte als sein eigenes Leben, sie war zu einer solchen Tat nicht fähig. Es konnte nicht sein.
Und dennoch - auch damals hatte er es nicht für möglich gehalten. Es war aber geschehen. Und es geschah noch einmal.
Er ersparte sich die Förmlichkeit anzuklopfen. Mit einem wütenden Fußtritt brach er die Tür auf und stürmte mit gezogenem Degen in das Zimmer.
Mitten in der Bewegung hielt er inne. Am anderen Ende des Raums stand Windham und vor ihm, gegen die Wand gedrückt, Brenna. Mit einer Hand hielt der Kerl ihre Arme hinter ihrem Rücken fest und mit der anderen drückte er ihr einen Dolch an die Kehle. Morgans eigener Dolch.
„Ihr seid schnell
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