Gefangene der Leidenschaft
eine tiefe Wunde an der Schulter bei. „Bereite dich auf dein Ende vor, Grey!“ Ehe Morgan zurückweichen konnte, hatte Windham ihm den Dolch in die Brust gestoßen. Als er das Messer herauszog, sickerte Blut durch Morgans Wams und war rasch als dunkler feuchter Fleck sichtbar.
Morgans Gesicht wurde aschfahl. Aber trotz seiner Verwundung kämpfte er mit Windham und rang ihn zu Boden. Keuchend verteidigte der die Waffe, die über Leben und Tod entscheiden würde. Brenna durchquerte lautlos den Raum und hob Morgans Degen auf. Als sie sich umdrehte, sah sie Windham mit dem Dolch in der Hand über Morgan knien. Mit glitzernden Augen umklammerte er den Griff und beugte sich vor. Brenna richtete den Degen auf Windhams Herz, doch im letzten Moment drehte er sich.
An der Schulter getroffen, rollte er mit einem Schmerzensschrei zur Seite. Ehe Brenna noch einmal zustoßen konnte, hob er den Dolch und stieß ihn Morgan in den Leib.
„So, Mylady“, sagte er mit schmerzverzerrtem Lächeln. „Ich fürchte, Ihr müsst nun Eurem Liebsten in den Tod folgen! “ Ehe sie sich besann, stand er vor ihr, den Dolch zum tödlichen Stoß erhoben. Brenna schloss die Augen, als sie die Klinge blitzen sah. Dann fühlte sie einen stechenden Schmerz. Der Degen glitt ihr aus der Hand. Sie taumelte zu Boden.
„Da könnt Ihr liegen bleiben und zusehen, wie Euer Geliebter in einer schäbigen Taverne verblutet. Spendet ihm Trost, solange Ihr noch Leben in Euch habt. Ich werde mich jetzt empfehlen und zum letzten Akt des Dramas schreiten!“
Wie durch eine dichte Nebelwand hörte Brenna seine Schritte, die langsam auf der Treppe verklangen. Fast besinnungslos vor Wut und Schmerz kroch sie über den Boden, bis sie an Morgans Seite lag.
19. KAPITEL
Undurchdringliche Nebelschwaden hingen über den Wassern der Themse. Morgan kämpfte darum, den Kopf über Wasser zu halten, doch jedes Mal, wenn er ein wenig Luft schöpfte, kam eine Nebelwolke und erstickte ihn fast. Er gab den Kampf nicht auf, obwohl seine Schmerzen jede Bewegung zur Qual machten. Seine Lunge stach, sein Arm und seine Schultern brannten wie Feuer.
Der Schmerz wurde unerträglich. Warum noch kämpfen? Warum nicht einfach im Wasser versinken und sich treiben lassen, bis alles vorbei wäre? Der Tod würde Erlösung bringen.
Aber Brenna rief, rief ihn aus weiter Ferne. Seine geliebte Brenna. Nur um noch einmal ihr Gesicht zu sehen, würde er den Schmerz auf sich nehmen. Noch einmal würde er es versuchen, ehe er den Kampf aufgab.
Keuchend vor Anstrengung kam er wieder an die Oberfläche. Brennas Stimme war jetzt nah. Er konnte deutlich hören, wie sie seinen Namen rief. Er öffnete die Augen und wurde von gleißendem Licht geblendet. Hunderte von Kerzen brannten sich ihm in die Augen. Wo war Brenna? Ihre Stimme war so nah. Er zwinkerte und versuchte es noch einmal. Das Licht war noch immer zu hell, aber es schmerzte nicht mehr. Er bewegte die Lippen, jedoch kein Wort kam heraus.
„Morgan. Bitte, Morgan. Du musst es versuchen.“
Was versuchen? Zu schwimmen? Wollte Brenna, dass er weiterschwamm? Er fühlte um sich herum das Wasser, warm und klebrig. Er blickte an seinem Arm hinab und sah, dass das Wasser der Themse sich blutrot gefärbt hatte.
Blut. Er war nicht im Wasser. Er lag in seinem eigenen Blut. Und jetzt sah er Brenna. In panischer Hast riss sie Streifen von ihrem Untergewand, um das Blut zu stillen. Aber es sickerte durch die Verbände.
Morgan versuchte, den Kopf zu heben. Aufstöhnend sank er zurück. „Bleib still liegen, Liebster“, flüsterte Brenna. Sie wickelte eine zweite Bandage um seinen Arm, diesmal so fest, dass der Blutstrom versiegte. Darauf verband sie seine Schulter und seine Hand, und dann kam das Schlimmste - die Wunde in seiner Brust.
Sie sah ihm an, dass der Schmerz kaum auszuhalten war. „Halte durch, Morgan. Du musst am Leben bleiben. Die Königin braucht dich!“
Die Königin. Er versuchte, sich zu erinnern. Als Brenna seine Wunde zusammendrückte und den Verbandsstoff darauf presste, stieß er einen wilden Fluch aus. Und mit dem Schmerz kam
die Erinnerung. Windham war nach Greystone Abbey unterwegs, um Elizabeth zu töten. Er musste aufgehalten werden. „Hilf mir auf, Brenna“, stöhnte Morgan.
Sie schob den Arm unter seine Schulter und half ihm behutsam auf die Füße.
„Mein Degen.“
Sie befestigte ihn an seinem Gürtel.
Auf Brenna gestützt ging er zur Treppe. Jeder Schritt bedeutete eine übermenschliche Anstrengung. Bei
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