Gefangene der Leidenschaft
meinem Zimmer überfiel - das wart Ihr!“
Er lächelte böse. „Erinnert Ihr Euch auch an die Lektion, die ich Euch erteilte?“
Unwillkürlich berührte sie die Narbe an ihrem Arm und zuckte zurück.
Während Windham sie mit eisernem Griff festhielt, zog er einen Stuhl heran. „Setzt Euch!“
Brenna weigerte sich, worauf Windham sie mit einer Wucht ins Gesicht schlug, dass es vor ihren Augen flimmerte.
„So“, sagte er in einem Ton, als wäre nichts geschehen. „Und jetzt werdet Ihr gehorchen. Setzt Euch hin!“
Wieder ging ihr derselbe Gedanke durch den Kopf wie in der Nacht des Überfalls. Nur ein Wahnsinniger konnte sich so verhalten. Unberechenbar. In einem Moment ruhig, fast abgeklärt, und im nächsten jähzornig und grausam.
Sie griff nach dem Dolch an ihrem Gürtel. Windham erriet ihre Gedanken, wand ihr blitzschnell das Messer aus der Hand und schlug sie wieder.
Hilflos sank sie in den Stuhl und beobachtete, wie Windham ein Pergament holte und zu schreiben begann. Nachdem er zwei Schreiben verfasst hatte, zog er an einer Schnur. Eine Glocke ertönte, und kurz darauf stand die Bedienung in der Tür. Windham gab ihr die Schreiben und ein paar Münzen und entließ sie mit genauen Anweisungen. Dann setzte er sich wieder an den Tisch, füllte seinen Pokal und trank.
„Wir werden nicht lange warten müssen.“ Seine Augen glänzten fiebrig. „Dann wird alles mir gehören, was jetzt in Morgan Greys Besitz ist. Einschließlich Euch, Mylady.“
Die Königin las das Schreiben und stieß einen freudigen Laut aus. „Mein Besuch in Greystone wird einen perfekten Abschluss haben. Morgan teilt mit, dass das Wetter sich bessert.“ Sie eilte ans Fenster. „Ja. Es ist zwar noch recht neblig, aber über den Bäumen bricht die Sonne durch.“
Sie warf das Pergament auf den Tisch und sah ihre Hofdamen lächelnd an. „Schluss mit dem Herumsitzen. Wir müssen uns rasch umkleiden. Lord Grey hat alles für die Jagd vorbereiten lassen.“
Morgan blickte von seinen Büchern auf, als Mistress Leems die Bibliothek betrat. „Ein Bote aus dem Dorf ist gekommen, Mylord.“
„Führt ihn herein.“
Morgan wartete, bis die Haushälterin und der Bote gegangen waren. Als er das Siegel der Pergamentrolle brach, rutschte etwas heraus und fiel auf den Tisch. Ein Ohrring. Morgan nahm das Stück in die Hand, und schlagartig veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Dies war nicht irgendein Ohrring. Die Diamanten und Amethyste funkelten in dem einfallenden Sonnenlicht.
Mit wachsendem Abscheu las Morgan die Nachricht. Er stand auf und starrte minutenlang ins Feuer. Ihm war, als würde er noch einmal die Schande und den Schmerz der Vergangenheit durchleben. Mit einem wütenden Fluch riss er das Pergament in kleine Stücke und warf es in die Flammen. Dann ging er rasch durch den Raum und ergriff seinen Degen.
Dieses Mal wäre es kein harmloses Scharmützel mit einem rotwangigen Knaben, der voll Edelmut die Dame seines Herzens verteidigte. Diesmal würde er sich die Lady persönlich vornehmen. Und ihren Liebhaber.
Als er hinausstürzte, klangen ihm die höhnischen Worte der Nachricht im Kopf: „Wieder habe ich eine Frau verführt, die Ihr liebt, Morgan Grey. Und diese hat mir den Schatz sogar schon vor der Hochzeit gebracht. Einen Beweis ihrer Ergebenheit habe ich beigefügt.“
Durch den dumpfen Nebel ihres Schmerzes sah Brenna Windham beim Essen zu. Ruhig, mit sich und der Welt zufrieden, beendete er sein Mahl. Was ging in diesem teuflischen Mann vor? Was plante, was beabsichtigte er?
Brennas Kopf dröhnte noch immer von dem Schlag. Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Offenbar war sie in eine Falle getappt. Windham hatte sie erwartet, aber wieso? Und was hatten die Juwelen damit zu tun?
So viele Teile, die noch kein Bild ergaben. Um sie zusammenzufügen, brauchte sie zweierlei: Sie musste Zeit gewinnen. Und auf eine Chance zur Flucht lauern.
„Ihr seid also wegen der Juwelen gekommen.“ Windham biss genießerisch in eine Hähnchenkeule.
Brenna blickte ihn aufmerksam an. „Ja.“
„Hat Morgan ihr Fehlen bemerkt?“ Er spülte den Bissen mit einem Schluck Ale hinunter.
„Nein!“
„Aha.“ Er grinste. „Euer Gewissen hat sich gemeldet.“
„Ich hatte kein Recht, etwas fortzugeben, das mir nicht gehört.“
„Und wie steht es mit den Schätzen, über die Ihr frei verfügen könnt?“ Sein lüsterner Blick ließ Brenna an die treffende Beschreibung des Mädchens im Schankraum denken. Windham
Weitere Kostenlose Bücher