Gefangene der Magie

hinunterklettern. Die dünnen Beinchen gefährlich hoch oben in der Luft zappelnd. »Einfach hier aufzukreuzen und meinen Vater auszufragen … Hast du ’ne Ahnung, wie viele Jahre Hausarrest ich kriege, wenn Paps von meinem kleinen Nebenjob erfährt?«
    Meggie machte einen Satz und landete auf dem perfekt getrimmten Rasen des Vorgartens. Bei Tageslicht wirkte ihre Haut noch blasser. Schwarze Klamotten hingen an ihrem schmalen Körper herab. Ein Paar grell lila Chucks waren die einzigen Farbtupfer in ihrer Erscheinung.
    »Meggie?« Cian spähte vorsichtig durchs Küchenfenster, aber Max war zum Glück nirgends zu sehen. Dessen guter Wille wäre mit Sicherheit verpufft, hätte er sein Baby in Gefahr gewähnt.
    »Ja, und du hast vielleicht Nerven, erst nach zwei Wochen wieder aufzukreuzen. Weißt du, was ich in den letzten Tagen alles durchgemacht habe? Von meinen Albträumen von hässlichen, Feuer speienden Monstern ganz zu schweigen.«
    »Es tut mir wirklich leid, Meggie. Ich weiß, dass Pooka etwas … schwierig sein kann.«
    Meggie starrte ihn ausdruckslos an. Die vielen Piercings in ihrem Gesicht klimperten, während sie gereizt mit dem Fuß wippte. »Etwas? Unser Kater Morphy ist seither nicht wieder aufgetaucht. Ich glaube, der Deamhan hat ihn gefressen.«
    Cian zog eine Grimasse. »Wo ist Pooka – und wo ist der Zombie?«
    »Die sind beide bei meiner Tante. Ich hatte Schwierigkeiten, den Zombie in meiner Garage zu verstecken. Sie ist besser in solchen Dingen.«
    Das klingt nicht nach Pooka , sagte Kira sorgenvoll. Er würde nicht einfach so verschwinden.
    Cian gab Kiras Sorgen an Meggie weiter.
    »Anfangs wollte er auch nicht mitgehen. Meine Tante musste ihm versprechen, dass man dich sofort zu ihm schicken würde, solltest du hier auftauchen.« Meggie drehte nachdenklich an dem Piercing in ihrer Augenbraue. »Aber ehrlich gesagt glaube ich, dass er am Ende nur mitgekommen ist, weil sie ihm von der X-Box in ihrem Haus erzählt hat.«
    Das wiederum klingt ganz nach Pooka.
    »Und wie kommen wir zu deiner Tante?«
    »Eigentlich hätte ich jetzt Unterricht …« Meggies Blick glitt zu Ares und seinen Körper auf dieselbe nervtötende Art rauf und runter, wie Cian es schon zu oft bei Kira beobachtet hatte. Meggies Lippen öffneten sich leicht und ihre Augen bekamen einen glasigen Schimmer.
    Cians erste Reaktion war, sich in gekränktem Stolz zu fragen, wieso Meggie ihn nicht mit dem gleichen Ausdruck ansah. Dann fiel ihm wieder ein, dass er im Moment Brüste hatte.
    »… andererseits konnte ich Mathe bei Mr D. noch nie leiden.« Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus und ließ sie trotz des vielen Make-ups wieder wie das fünfzehnjährige Mädchen aussehen, das sie war. »Ich fahre euch hin.«

Es gelang Cian, Meggie das mit dem Fahren auszureden. Max würde schon wütend genug sein, wenn er erfuhr, dass Cian sie samt Wagen entführt hatte. Da brauchte er das minderjährige Mädchen nicht auch noch ans Steuer zu lassen. Also hatte er die Kleine zusammen mit Dr. Hook, dem misshandelten Teddybär, auf die Rückbank verfrachtet, während ihm der große Spaß zuteilwurde, ein Auto mit gefesselten Händen zu lenken.
    Das ist Irrsinn, Kingsley! , schimpfte Kira in seinem Kopf. Hast du vergessen, dass Max die anderen Magier verständigen wollte? Die werden uns doch in null Komma nichts erwischen, wenn wir in einem gestohlenen Wagen durch die Gegend fahren. Ich bin mir sicher, Max kennt sein Kennzeichen.
    Was soll ich denn bitte machen?
    Ich weiß nicht, aber mit zweihundert Kilometer die Stunde über die Landstraße zu brettern, ist alles andere als unauffällig.
    Also soll ich besser warten, bis sie uns einholen?, fragte Cian. Das ist vielleicht meine letzte Chance, meinen Körper unbeschadet wiederzubekommen!
    Was aber nicht heißt, dass du meinen in Gefahr bringen darfst! Ich häng an meinem Leben. Und bei Danu, Kingsley, kannst du nicht etwas spielen, was sich ein bisschen mehr nach Musik anhört? Ich meine, Michael Jackson? Ist das dein Ernst?
    Cian drehte aus Trotz die Lautstärke höher. Ich mag ihn. Außerdem hatte er gerade erst den Kampf um das Radio gegen Meggie gewonnen. Nach fünf Minuten grölender Bands, die Namen wie The Wrath of the Gypsy God und Voodoo Princesses trugen, hieß es, entweder unter schlechtem Musikgeschmack zugrunde zu gehen oder zu kämpfen.
    Kira lachte. Kingsley, bist du alt!
    Michael Jackson ist Kult und ich bin nicht alt , beschwerte sich Cian. Ich bin drei Jahre