Gefangene der Magie
mich reinlassen würdest, könnte ich dir alles erklären. Es gibt so viel …«
Mit einer Handbewegung schnitt Max ihm das Wort ab. Er sah auf einmal sehr müde aus und die tiefen Sorgenfalten in seinem Gesicht ließen ihn älter erscheinen, als er war.
»Du und dieses Feenmädchen, ihr wurdet von der WUM als hohes Sicherheitsrisiko eingestuft. Ich werde jetzt wieder ins Haus zurückgehen, die Tür hinter mir schließen und die Zentrale anrufen – so wie man es uns befohlen hat. Der alten Freundschaft willen werde ich aber vorher noch auf die Toilette gehen und vielleicht ein kleines Kreuzworträtsel lösen. Das dürfte dir einen Vorsprung von fünf Minuten verschaffen.« Cian wollte etwas erwidern, aber Max schüttelte den Kopf. »Mir sind nicht alle Facetten dieses Spiels bewusst, aber ich werde nicht die Sicherheit meiner Familie aufs Spiel setzen, um die ganze Wahrheit herauszufinden. Dieser Vorsprung ist der letzte Gefallen, den ich dir erweise.«
Cian seufzte. Sein Blick glitt die frisch gestrichene Veranda hinauf, blieb kurz an einem Zimmer mit schwarzen, zugezogenen Vorhängen hängen, hinter denen er Meggies Reich vermutete, und wanderte wieder hinunter zu den traurigen Augen des Mannes, den er einmal seinen Freund genannt hatte. Cian war kein Dummkopf. Er wusste, wann er nicht mehr willkommen war. Seine Gedanken kreisten darum, wie er Meggie nun am besten kontaktieren konnte. Das Nachbarhaus war nicht mehr als eine verkohlte Ruine und fiel als Option flach. Er wandte sich ab, um zu gehen, hielt jedoch noch einmal kurz inne und sah zu Max zurück.
»Lass dir bitte eines gesagt sein.« Max war bereits hinter der Haustür verschwunden, zögerte aber noch, sie zu schließen. »Evan ist nicht zu trauen.«
Die Tür fiel mit einem Klick ins Schloss, der letzte Riegel schob sich zwischen seine und Max’ Freundschaft.
»Was für eine Zeitverschwendung«, brummte Ares. »Wird mir eine Lehre sein, dich nicht noch einmal die Führung übernehmen zu lassen.«
Cian drehte sich mit einem bissigen Kommentar auf der Zunge zu dem Werwolf um, als dieser mit der flachen Hand ausholte und ihm eine Ohrfeige verpasste.
»Wofür war das denn?«, zischte er und hielt sich die getroffene Wange. Eher verwundert als vor Schmerz. Ares hatte ihn so sanft geschlagen, als wäre er ein Mädchen.
Könnte daran liegen, dass …
Bitte , unterbrach Cian Kira. Sprich es einfach nicht aus. Dieses Thema setzt meiner Männlichkeit schwer zu.
»Das war dafür, dass du Kira in Gefahr gebracht hast. Hätte ich dich für so blöd gehalten, einfach an der Tür eines Magiers zu klingeln, hätte ich dies nie zugelassen.« Unsanft zog Ares ihn die Stufen der Veranda herunter.
»Du bist nicht ihr Babysitter und meiner schon gar nicht. Wir können gut auf uns selbst aufpassen.«
Der Werwolf machte ein Geräusch, das sich wie ein Lachen und Schnauben zugleich anhörte. »Sagt der Kerl, der schon mehrmals das Zeitliche gesegnet hat.«
Cian erhielt nicht mehr Warnung als einen goldenen Schimmer in Ares’ grünem Auge. Dann war der Werwolf auf ihm. Sein Kinn schürfte über den Asphalt und zum zweiten Mal in viel zu kurzer Zeit spürte Cian, wie ihm das Gewicht des Werwolfs die Luft aus der Lunge presste.
Etwas Kleines, Braunes landete nur einen Meter von ihnen entfernt am Boden. Es hätte ihn am Kopf getroffen, wenn der Werwolf sich nicht auf ihn gestürzt hätte.
»Was ist das?«, erkundigte sich Cian und blinzelte gegen die Sterne in seinem Blickfeld an.
Der Werwolf zog ihn hoch. Cian war zu benommen, um gegen die grobe Behandlung zu protestieren.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Ares. »Aber wir sollten nicht zu nah rangehen. Es könnte gefährlich sein.«
Cian inspizierte den Gegenstand genauer. Er war nicht größer als eine Katze und von einem verwaschenen braunen Flaum überzogen.
Ares zog angewidert die Augenbrauen hoch. »Ist das etwa…?«
»… ein Teddybär? Ich denke, ja.«
Aber was für eine Abart von Teddybär. Ihm fehlte ein Bein und das zweite Bein sah so aus, als wäre es von einem anderen Stofftier abgetrennt und diesem hier wieder angenäht worden. Der Mund war mit Kreuzstichen zugenäht worden. Lange spitze Nadeln, wie man sie zur Akupunktur verwendete, steckten in den unschuldig dreinblickenden Knopfaugen.
»Wer tut so etwas?«, machte Cian seinem Horror Luft.
»Sag mal, hast du sie noch alle?«, meldete sich eine piepsige Stimme über ihnen. Cian hob den Kopf und sah Meggie die Hauswand am Rosengitter
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