Gefangene der Magie
Abzug zu drücken. Ares würde sie mit Haut und Haaren verschlingen, ehe sie für Kira zur Gefahr werden könnte.
Um dieses Szenario zu verhindern, holte Cian mehrmals tief Luft. Ganz ruhig, sagte er sich. Ares zu verärgern, würde die Sache nur noch schlimmer machen. Und niemand brauchte einen streitlustigen, voll verwandelten Werwolf am frühen Morgen. Er am allerwenigsten.
»Seine Gäste mit dem Lauf einer Pistole zu begrüßen, würde man in manchen Staaten als unhöflich erachten«, wandte er sich bissig an Grace.
Angriff war noch immer die beste Verteidigung. Das liebe Tantchen schien keine Ahnung zu haben, dass sie in Lebensgefahr schwebte. Na ja, sie schien aber auch nicht zu wissen, welcher Spezies ihr neuer Gast angehörte. Niemand wäre so dumm, einen Werwolf mit einer Pistole zu reizen.
Grace schnaubte undamenhaft. »Manche würden es auch unhöflich nennen, einem einen Dämon und einen psychisch gestörten Geist anzudrehen. Außerdem haben die zwei wieder einen meiner Käfige geknackt – ich habe sie gewarnt, dass sie das nächste Mal nicht mehr ungeschoren davonkommen.«
Meggie schien den bewaffneten Zustand ihrer Tante weitaus lockerer zu sehen und hüpfte zu ihr auf die Veranda. Ein Kuss zur Begrüßung und das Lächeln eines Mädchens, das viel zu selten die Chance bekam, seine verrückte Tante zu besuchen. Max hatte wohl seine Gründe, Meggie von hier fernhalten zu wollen.
Im hinteren Teil des Hauses zerbrach ein Fenster. Das Geräusch von klirrendem Glas ließ sie alle zusammenfahren. Dicht gefolgt vom triumphierenden Schrei eines Raubtiers und dem verängstigten Piepsen eines Vogels. Scherben flogen durch die Luft.
Cian erhaschte einen flüchtigen Blick auf gelbe Federn und panisch schlagende Flügel, ehe sich eine große schwarze Masse auf das kleine Tier stürzte und es verschlang.
Grace wirbelte zu dem schwarzen Panther herum, Mordgelüste in den Augen. »Spuck ihn wieder aus!«, schrie sie und feuerte einen Schuss ab.
Grace war eine gute Schützin und hätte Pooka mitten in die Brust getroffen, wenn dieser sich nicht in dunklen Rauch aufgelöst hätte. Ein vergnügtes Kichern drang an ihre Ohren.
Unglücklicherweise wählte Cians Leiche gerade diesen Moment, enthusiastisch mit einem Fischernetz wedelnd aus dem Fenster gesprungen zu kommen. Der Schuss streifte ihn am Oberschenkel.
Cian rutschte das Herz in die Hose. Eine Kugel auf sich abgefeuert zu sehen, war verstörend und furchtbar vertraut zugleich.
Seine Leiche hingegen wirkte kein bisschen geschockt. Schmollend blickte sie zu Grace hinüber. Sie sah aus, als hätte Grace sie eben ohne Abendessen ins Bett geschickt und nicht auf sie geschossen.
Cian vernahm das unheilvolle Geräusch einer nachladenden Pistole.
»Das wäre dann die wievielte Person, die diesen Monat versucht hat, dich zu erschießen?«, fragte Ares mit boshaftem Grinsen. War ja klar, dass der Werwolf seinen Humor wiederfinden würde, wenn der Witz auf Cians Kosten ging. »Vielleicht solltest du endlich einsehen, dass dich niemand mag.«
Cian ignorierte die Stichelei. »Aufhören!«, rief er entsetzt. »Sie können doch nicht einfach auf Menschen schießen!«
»Ach was.« Grace lachte fröhlich. Das Ganze schien ihr einen Heidenspaß zu machen. Mit Horror beobachtete Cian, wie sie ein Auge zusammenkniff und erneut auf seinen Körper zielte. »Genau genommen ist er doch schon tot.«
Hier draußen war die Magie knapper, als Cian es gewohnt war. Nur zäh und langsam kroch sie in seine Fingerspitzen. Es war bei Weitem nicht genug. Mit einem stummen Fluch auf den Lippen gab er schließlich auf. Stattdessen wandte er sich an die einzige kraftvolle Quelle, die ihm zur Verfügung stand.
Es tut mir leid, sagte er zu Kira und griff nach ihrer Magie.
Grace betätigte erneut den Abzug, aber bevor der Schuss Schaden anrichten konnte, schleuderte Cian Kiras Magie dazwischen und verdichtete die Luftmoleküle vor seiner Leiche. Die Kugel prallte an der unsichtbaren Mauer ab und fiel mit einem Klong auf die Erde.
Grace japste erschrocken nach Luft und ließ die Pistole los. Eine Reihe unschöner Flüche, die im Beisein von Teenagern nicht geäußert werden sollten, sprudelten aus dem zierlichen Mund.
Cians Leiche streckte Grace vergnügt glucksend die Zunge heraus und verschwand wieder im Inneren des Hauses.
Eine Hand schloss sich um seine Schulter und schüttelte ihn grob. »Dass du es wagst …«, knurrte Ares mit gefletschten Zähnen.
Cian wollte eine bissige
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