Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
Vom Netzwerk:
sich mit den zusammengebundenen Händen den Kopf zu kratzen. Es schob ihr dunkles Haar nach vorn, über ihre Schulter. »Mein Inneres ist so fesselnd wie Straßenstaub. Wir werden von Euch reden, Ritter, während wir an diesem Feuer sitzen und herausfinden, ob Ihr es wert seid, dass man Euch die Wahrheit sagt.«
    »Werden wir das?« Er lehnte sich gegen den Baumstamm hinter sich. »Nun, ich habe ein ziemlich gutes Gedächtnis.«
    Sie nickte aufmunternd.
    »Und ich erinnere mich sehr genau, dass Ihr nicht gebissen habt, als ich Euch geküsst habe.«
    Ihre Hände erstarrten. Ihre Fingernägel, bemalt mit jenem sinnlich wirkenden Rankenwerk, verharrten wie Spangen in der Fülle ihres Haars, während sie ihm in die Augen starrte.
    »Nun, Eva, hört gut zu. Bei all Eurem Geplappere habt Ihr mir bis jetzt nichts von Wert geliefert.«
    Sie ließ die Arme sinken und richtete sich auf. »Ich habe Euch Mouldin geliefert.«
    Er lächelte. »Nein. Das hat Roger getan. Und ich hätte das schon sehr bald ohnehin aus ihm herausbekommen. Und zwar in dem Moment, in dem ich auf ihn gestoßen wäre.«
    Sie schien verblüfft zu sein. »Aber sicherlich hilft es doch zu wissen, welchen bösen Menschen Ihr jagt?«
    »Ich bin wohl kaum davon ausgegangen, es mit einem freundlichen zu tun zu haben.«
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ihr seid auch kaum davon ausgegangen, mir zu begegnen, und doch bin ich hier.«
    »Aye, Ihr seid hier«, pflichtete er ihr bei. Er sprach diese Worte sehr langsam aus, was zur Folge hatte, dass ihre Wangen sich erneut röteten.
    Sie sahen einander für einen langen Moment an, dann ließ er seinen Blick an ihrem Körper hinuntergleiten, über das lange Haar, das über ihre Schultern floss, über ihre Brust bis zu ihren Beinen und denselben Weg zurück.
    »Auf jeden Fall will ich etwas bedeutend Besseres als Namen, Eva.«
    Irgendetwas geschah mit ihr in diesem Moment. Es war wie ein leichtes Zittern, das ihre Haarspitzen erschütterte und sie einen langen Atemzug ausstoßen ließ. Jamie konnte nicht widerstehen, auf ihre Lippen zu schauen, während sie ihre folgenden, leise gesprochenen Worte bildeten.
    »Ich weiß, wo Father Peters Dokumente sind.«
    Sein Blick kehrte langsam zu ihren Augen zurück. »Ihr wisst was?«
    »Diese Dokumente und Zeichnungen, die jeder Mann mit einem Schwert in England haben will. Ich weiß, wo sie sind. Ich kann sie für Euch holen.«
    Im Schein der Flammen waren ihre Augen wie dunkle, schattige Seen. »Das wäre in der Tat ein guter Handel, Eva«, sagte er langsam. »Warum würdet Ihr das tun?«
    »Weil mich die Politik Englands nicht kümmert.«
    Er lächelte leicht. »Das reicht nicht.«
    »Es ist alles, was ich habe. Ihr habt Euer Schwert, ich habe diese kleine Wahrheit.«
    Schweigen.
    »Was ist nun, Ritter Jamie, haben wir eine Abmachung?«
    Er lächelte sie in der plötzlichen Helligkeit an, die aufstrahlte, als der ganze Stock in seiner Hand in Flammen aufging. »Es sieht so aus. Ich werde davon absehen, Euch an einen Baum zu fesseln, und Ihr sagt mir die Wahrheit.«

20
    E r zog die Knie an und schlang die Arme um die Beine, seine Hände waren leicht ineinander verschränkt. »Erzählt mir eine Geschichte, Eva. Über Roger und Euch und Father Peter.«
    Sie starrte einige Herzschläge lang in das Feuer, und als sie endlich etwas sagte, überraschte sie ihn völlig. »Einmal habe ich des Nachts einen Wolf gesehen.«
    Jamie griff nach einem neuen Ast.
    »Der Mond schien, und ich stieg einen Hügel hinauf. Die Nacht war ohne jede Farbe, da waren nur der Wind und der weiße Mond und braunes Gras. Dann sah ich ihn. Er war grau. Der Wind spielte in seinem Fell, und es kräuselte sich wie die Oberfläche eines Sees. Ich wusste, ich sollte Angst haben, aber ich hatte keine.« Sie schaute Jamie an. »Ich war aber auch nicht leichtsinnig. Ich habe Gog auf meine Schultern gesetzt.«
    »Wie bitte?«
    Sie lächelte, es wirkte geisterhaft. »Er war erst sechs.«
    »Und Ihr wart wie alt?«
    Sie zuckte mit den Schultern, als wäre das ohne Bedeutung. »Dieser Wolf, er war so …« Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Sein Fell war so dicht und so fest, offensichtlich hatte er viele kleine fette Schafe gefressen. Er musste unter den Dorfbewohnern viele Feinde gehabt haben. Aber da war irgendetwas Seltsames an ihm. Seine Augen waren« – sie sah Jamie an – »blau. Blass. Wie kleine Münzen. Und er war riesig groß. Er sah mich. Ich schätze, er hat überlegt, ob er mir die Kehle

Weitere Kostenlose Bücher