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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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ein Pferd mit durchgedrücktem Rücken. Vögel hatten ihre Nester in das gebaut, was vom Dach übrig geblieben war. Sicherlich fanden Nagetiere die mit Moos bedeckten Wände recht behaglich. Sie jedenfalls hatte die vier Wände einmal so empfunden. Jetzt war die Hütte unbewohnbar. All diese Arbeit, all diese Sorgen, das Davonlaufen und Verstecken, und jetzt herrschten darin nur noch herumhuschende Tiere.
    Und so vergeht das Vergangene , dachte Eva und versuchte, reuevoll zu sein. Reue wohnte für gewöhnlich nicht in den Rippen, sondern direkt vor dem Herzen. Vielleicht war das, was sie fühlte, etwas anderes.
    Auf jeden Fall grämte sie sich nicht wegen der Vergangenheit, also war es gut so. Die Vergangenheit war ein Mühlstein aus Erinnerungen. Sie war sie leid.
    Aber einer Sache leid zu sein hatte noch niemals bedeutet, dass sie zu Ende war.
    Gegenüber überragte Jamies Silhouette, dunkel und groß, das Feuer. Er saß reglos da, den Kopf gebeugt, und starrte in die Flammen. Er hatte nie gepoltert. Und doch war er der gefährlichste, fähigste Mann, dem sie je begegnet war.
    Und fähig war er. In allen Dingen. Fähiger, kluger Verstand; fähige, vernarbte Hände; fähiges, gebrochenes Herz – selbst für jemanden, dem sein Herz egal war, so wie ihr, war das ersichtlich. Er war schrecklich verletzt worden. Gleich erkannte Gleich.
    Die Welt war voller Möglichkeiten. Alternativen und Chancen.
    »Haben wir die Sache mit unserem Bündnis geklärt?«, fragte Eva. Ihre Stimme klang ein wenig zu laut in der kühlen Nachtluft.

19
    J amie lachte kurz auf.
    Sie sollte sich jetzt in der Tat jede Art von Unterstützung suchen, die sie kriegen konnte. Denn irgendwie war diese halbe Portion von Frau in diesen königlichen Sumpf geraten, in einen Morast, der König John, seinen Chief Lieutenant (das war Jamie), die sich auflehnenden Barone, einen geächteten Gefolgsmann, der einst mit freigekauften Erben gehandelt hatte, und einen Bürgerkrieg, der kurz vor dem Ausbruch stand, umfasste.
    Konnte es, wie Eva es gesagt hatte, um unterzeichnete Verträge und eine unerwünschte Zeugenschaft bei einer unerwünschten Sache gehen? Oder ging es um etwas anderes? Um mehr?
    Für den Moment würde er sie gefesselt lassen. Sie reden lassen. Sie lügen lassen und ihr dann geradewegs zur Wahrheit folgen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich.
    Aufgebracht tat sie einen leisen Seufzer. »Das ist alles, was Ihr nach so langem Überlegen zu sagen habt? Ich dachte, Ihr würdet über mein Schicksal entscheiden oder vielleicht darüber, was man essen könnte, oder etwas gleichermaßen Bedeutsames.«
    »Ich werde mich um kompliziertere Antworten bemühen«, entgegnete er trocken.
    Sie winkte ab. »Das würde auch nicht passen.«
    Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Eva, Ihr seid wie die Weihnachtszeit: Ich weiß nie, was ich bekommen werde.« Er griff nach einem Stock und hielt dessen Ende in die Flammen. »Warum solltet Ihr eine Allianz mit mir wollen?«
    »Wir haben dasselbe Ziel, wir sind gezwungen, denselben Weg zu gehen. Ganz sicher werden wir am Ende wie Hund und Katze gegeneinander kämpfen, aber das hat noch Zeit. Was sagt Ihr dazu?«
    Er schaute auf. »Wer wird der Hund sein?«
    »Natürlich Ihr. Groß und knurrig.«
    Er grinste. »Bin ich nicht schlecht und absolut unmöglich?«
    »Das ist leider wahr. Aber es ist gut, mit solchen Männern verbündet zu sein.«
    »Das ist leider auch wahr.«
    Sie richtete sich leicht auf und reckte ihre schmalen Schultern gegen die unsichtbaren Hitzewellen, die vom Holz in der Feuergrube aufstiegen. »Ich denke, Ihr könnt mir helfen.«
    Er lachte. »Sicherlich kann ich das. In welcher Hinsicht dachtet Ihr?«
    »Daran, mich nicht an einen Baum zu binden und mich am Morgen tot zurückzulassen.«
    Er hielt den Kopf schräg und schaute hinauf zu den Ästen, die über ihnen in die Dunkelheit ragten. »Der Gedanke hat einen gewissen Reiz, oder nicht?«, sagte er nachdenklich.
    »Normalerweise würde ich mit diesem Bösen in Eurem Herzen übereinstimmen. Es würde viel Sinn machen, mich und Gog zurückzulassen.«
    Bis jetzt hatte sie recht. Aber schließlich hätte es noch mehr Sinn gemacht, sie im Gasthaus zurückzulassen. Er hatte sie mitgenommen, weil … nun, er hatte keine Ahnung, warum. Weil sie ihn angelogen hatte, vermutete er. Menschen, die logen, verbargen Dinge, und solange man nicht wusste, worüber sie logen, war alles eine potenzielle Falltür.
    »Aber ich würde es sehr hilfreich

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