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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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finden, nicht an einen Baum gebunden zu sein und tot zurückgelassen zu werden«, schloss sie. »In dieser Hinsicht könntet Ihr mir eine große Hilfe sein.«
    »Aye, das wäre hilfreich. Für Euch. Was lässt Euch denken, dass ich Frauen an Bäume fessele?«
    Sie legte den Finger an ihr Kinn und gab vor, darüber nachzudenken. »Vielleicht Eure generelle Bereitschaft, schlimme Dinge zu tun? Dass Ihr einem grausamen Herrn dient? Ich würde denken, Menschen an Bäume zu binden ist eine Unannehmlichkeit, ein Kieselstein in Eurem Bett, nicht ein wirkliches Hindernis.«
    »Ich binde Frauen nicht an Bäume.«
    »Nicht einmal die, die Euch anlügen?«
    »Nein. Ich ziehe es vor, sie zurückzulassen bei« – er machte eine Pause, als denke er nach – »großen, zornigen Schotten.«
    Sie sah ihn aufmerksam an. »Aber das wäre keine Drangsal. Ich mag die Schotten sehr.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Auch einäugige?«
    Sie zog als Antwort darauf beide Augenbrauen hoch, und er war sicher, dass sie dabei besser aussah als er. »In der Tat. Ich ziehe sie einigen Engländern vor, die noch beide Augen haben.«
    Schweigen breitete sich aus.
    »Nun dann, es scheint, wir haben festgestellt, wie ich Euch helfen kann, Eva. Aber ich bin noch unsicher, wie Ihr mir helfen könnt.«
    »Auf mancherlei Weise. Ich kann des Nachts Geschichten erzählen oder Wasser für Eure schwer arbeitenden Pferde holen.«
    »Ich finde im Moment keines von beidem besonders wichtig, Eva.«
    »Ich kann Euch Dinge erzählen.«
    »Ja, aber Ihr lügt.«
    »Das werde ich nicht.«
    Er ließ den Blick über ihren Körper wandern, über ihr blaues Gewand, zu den Spitzen ihrer derben Stiefel und wieder hinauf. »Ich würde es herausfinden.«
    Röte breitete sich auf ihren Wangen aus wie eine blassrosa Flut. Das war etwas, was zu beachten blieb: Die Frau, die von Klingen gestarrt hatte, reagierte verlegen bei einer zweideutigen Anspielung. »Wie Ihr seht, seid Ihr selbst Euer eigener formidabler Schutz gegen meine schrecklichen, jämmerlichen Lügen.«
    Er stieß mit der Spitze des Stockes ins Feuer. »Und was würdet Ihr mir zu erzählen haben, Eva? Es gibt eine Menge, was ich bereits weiß.«
    »Ihr wisst eine Menge im Dienste eines lügenden, heimtückischen Königs.« Ihre Worte klangen scharf, kamen schneller. »Nehmt Euch in Acht davor, welche Lügen Euch aufgetischt worden sein könnten, Jamie, von anderen, die sehr viel besser im Lügen sind als ich.«
    Nur wenn sie über König John sprachen, verlor sie ihre Gelassenheit. Noch etwas, was es zu notieren galt. Es gab so vieles über sie zu notieren, dass man ein Leben mit Eva als Gegenstand des Ergründens verbringen könnte, so wie mit der Trigonometrie oder der Rhetorik.
    »Was lässt Euch annehmen, ich bekäme all meine Informationen von meinem lügenden, heimtückischen König?«, fragte er, und sie wandte den Blick ab. »Und was das angeht – worin unterscheidet Ihr Euch?«, fügte er kalt hinzu. »In den Lügen oder in der Heimtücke?«
    Ihr grauer Blick richtete sich wieder auf ihn. »Was das angeht, habe ich niemals irgendetwas anderes versprochen als nur das, was ich liefere. Und da ich weder Treue noch Ehrlichkeit geschworen habe, ist das auch nicht von mir zu erwarten.«
    »Ich verstehe. Ihr verteilt es wie … Obst.«
    »Aber natürlich. Apfelsinen, denke ich. Sie sind sehr unüblich, wie die Wahrheit.«
    »Ihr meint, Ihr habt nicht viel Übung darin, sie zu essen.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite und betrachtete Jamie stumm. Einige ihrer ebenholzfarbenen Locken nahmen im Feuerschein einen rötlichen Glanz an. Sie musste etwas Rot in all dem Schwarz haben. »Ja. Vielleicht ist es das, warum ich nicht so gut darin bin.«
    Er nickte zustimmend. »Seltsamerweise seid Ihr also ziemlich schlecht im Lügen, und doch lügt Ihr regelmäßig.«
    Sie machte eine wegwerfende Handbewegung und schob die Einsicht beiseite. »Das ist so, weil ich zwischen zwei Welten hin- und hergerissen bin. Ich werde von Euch lernen, Jamie. Wie lügt man?«
    »Das wäre eine lange Ausbildung.« Er drehte die Spitze des Stockes einmal mehr im Feuer herum und beobachtete, wie das Holz dunkler zu werden begann, bevor es in kleinen Flammen aufloderte.
    »Von Anfang an, Jamie, sind wir bei dieser Geschichte Gegenspieler gewesen. Und ich hatte keinen Grund, ehrlich zu sein.«
    »Und jetzt werdet Ihr es sein?«
    Sie beugte sich vor, wandte den Körper dem Feuer zu. Er stellte sich die Wellen von Hitze vor, die gegen ihre Brust

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