Gefangene der Sehnsucht
stießen. »Wenn Ihr mir einen Grund gebt, Ritter Jamie, werde ich das, in der Tat.«
Er warf den Stock ins Feuer und lehnte sich zurück. »Beweist es.«
Sie lehnte sich gleichfalls zurück, Unentschlossenheit und Argwohn flogen über ihr Gesicht. »Wie?«
»Erzählt mir etwas Wahres, Eva. Etwas durch und durch Wahres.«
Wie zu erwarten gewesen war, sah sie ihn verständnislos an. Dann lächelte sie auf eine Weise, die er mutwillig genannt hätte, oder auch schelmisch, wenn er ein Lächeln mit solchen Begriffen belegt hätte, und – nun, dies wurde langsam zur Gewohnheit – sein Herz stockte leicht. Alles schob sich zusammen zu seiner männlichen Wahrnehmung ihres kleinen verführerischen Lächelns.
»Hütet Euch vor der Hecke«, wisperte sie verschwörerisch. »Sie ist voller Dornen. Sie stechen.«
Er grinste. »Ist das Eure Wahrheit, Eva? Die, durch die Ihr Euch beweisen wollt?«
Sie nickte selbstgefällig und versuchte, die Arme vor der Brust zu verschränken, aber da ihre Hände zusammengebunden waren, war es unmöglich. »Die absolute Wahrheit«, sagte sie stolz.
»Ich werde Eure Warnung beherzigen«, entgegnete er trocken.
»So wie ich.«
Er schnaubte ungläubig. »Ihr? Auf Warnungen hören?«
»Beißen. Ich beiße.«
»Ah. Gut zu wissen.«
»Außerdem schnarche ich, beklage mich in ozeanischem Ausmaß und finde mich von Ausschlag übersät wieder, wenn ich bestimmte Pflanzen berühre.«
Er lächelte leicht. »Ihr seid ein wahres Meer voller Probleme.«
»Leider ist das so.«
»Verfügt Ihr auch über irgendwelche Talente?«, fragte er. Warum, wusste er nicht. Um sie am Reden zu halten? Dieses besondere Ziel verfolgte er bei Frauen nur selten.
Sie spreizte die Hände, als präsentierte sie eine Festtafel. »Aber ja. Ich kann ein fröhliches Lied singen.«
»Ist das so?«, sagte er gedehnt, besonders und unerklärlicherweise erfreut, auch wenn er nicht wusste, ob über diese Neuigkeiten oder ihre Enthüllungen.
Sie nickte. »Wenn ich mich dazu inspiriert fühle.«
»Und welche Art Dinge inspiriert Euch?«
»Frei zu sein von Stricken und Knoten hat ganz gewiss eine inspirierende Wirkung.«
»Ihr werdet für mich singen, wenn ich Euch von Euren Fesseln befreie?«, fragte er, halb ungläubig. Er hatte nicht die Absicht, die Stricke aufzubinden, daher war es eher Neugier. Auf ihre Antwort. Nicht auf ihren Gesang.
Sie bewegte sich leicht. Sie zog ihr Knie an, wobei der Saum ihres Rockes hochrutschte und für einen kurzen Moment ein schlankes, weißes Bein zu sehen war. Dann streckte sie die Beine aus und schlug sie übereinander, und ihr Rock fiel zurück an seinen Platz. Sie schaute auf, und ihr Mundwinkel war wieder zu diesem kleinen, irgendwie umwerfenden Lächeln verzogen. »Ich werde für Euch singen, Jamie, wenn Ihr mich erlöst.«
Es war Wahnsinn, wie sein Körper reagierte, innerlich zu brennen schien. Jamie warf ihr einen kühlen Blick zu. »Auf dieses Vergnügen werde ich verzichten müssen.«
Sie sank in sich zusammen. »Oh, es wäre auch kein Vergnügen gewesen, Jamie. Ich singe schrecklich.«
Er musste wider Willen grinsen. »Ihr sagtet doch, Singen sei eines Eurer Talente.«
»Ich sagte, ich könne ein fröhliches Lied singen. Nicht, dass ich gut singe.«
»Ich würde gern wissen, was Ihr noch gut könnt, Eva.«
Sie zog eine ihrer schwarzen Augenbrauen hoch. Er mochte es, wenn sie das tat, wenn Licht und Schatten so wie jetzt am Feuer auf ihrem Gesicht spielten. »Oh ja, ich bin sicher, das es so ist. Männer sind immer neugierig auf das, was Frauen so gut können .«
Es war lächerlich, dass ihre mit heiserer Stimme gemachte Bemerkung, die zudem die übertriebenen Begierden der Männer tadelte, das übertriebene fleischliche Verlangen in ihm weckte.
Sie seufzte resigniert. »Ich nähe Kleider, wasche Wäsche, ziehe Knoblauch und steche Messer in jemanden; diese Dinge kann ich gut.«
Er nickte nachdenklich. »Ihr habt nicht erwähnt, dass Ihr Schiffskapitäne mit Eurem Charme einwickelt und mit Eurem Körper Kegel spielt.« Und meinen Körper in Flammen setzt, wenn Ihr mich nur anseht .
Sie lachte, und es war wieder dieses kleine leise Lachen wie in der Gasse, als er ihr zum ersten Mal begegnet war. »Ach, Jamie, Ihr habt alle meine Geheimnisse entdeckt. Aber kommt, warum sprechen wir so viel über mich?«
»Wir sind dabei herauszufinden, ob Ihr ehrlich sein könnt.« Aber so war es nicht, natürlich nicht. Nicht für ihn. Nicht mehr.
»Pah.« Sie hob die Arme, um
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