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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kris Kennedy
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ihm geschickt?«
    »Mich geschickt?« Sie wandte sich um, in ihrem blassen Gesicht spiegelte sich Zorn. »Warum wollen jene Männer ihn, das solltet Ihr besser fragen.«
    »Mich kümmert nicht, was ›besser wäre zu fragen‹. Ich will eine Antwort.«
    Sie grub weiter, als wäre er Erde unter ihrem Zorn. »Diese Barbaren schleppen ihn in diesem Moment mit sich fort. Das sollte Euch kümmern. Warum wollt Ihr ihn? Vielleicht können wir damit anfangen, bei unserem Wunsch nach Antworten. Genau genommen ist das die Art Frage, die ich sehr viel angebrachter finde.«
    »Er hat etwas, was ich haben will.«
    Seine rasche, ehrliche Erwiderung ließ sie innehalten. Sie blinzelte, lange Wimpern glitten hinunter, als sie zu Boden schaute. Er folgte ihrem Blick. Die Spitzen von abgetragenen Schuhen schauten unter ihrem Rocksaum hervor. Sie hob den Kopf.
    »Hat er das?« Ihre blassen Wangen waren jetzt gerötet. »Das ist keine Antwort. Natürlich hat er etwas, was Ihr begehrt; warum sonst ihn suchen? Ich bin auch wegen etwas hinter ihm her. Er hat viele Dinge, die ich will. Ich möchte diese Dinge unbedingt haben.«
    »Welche Art von Dingen?«
    »Zierrat. Ein Stück scharlachrotes Tuch. Verträge, die er bezeugte. Truhen voller Münzen und Reliquien aus dem Heiligen Land.«
    Sie zählte vieles auf, doch nichts davon waren die Dinge, deretwegen Father Peter offiziell gejagt wurde. Was interessant war, da sie geradezu alles andere unter der Sonne genannt hatte.
    »Redet Euch ein, was immer Euch Trost bringt«, schloss sie und wandte sich wieder Richtung High Street, »und lasst uns endlich handeln. Bitte. Oder sie werden entkommen.«
    Ein kurzer, heftiger Donner rollte am Himmel. Jamie schloss die Finger um ihren Arm, knapp oberhalb ihres Ellbogens.
    »Mistress, ich rede mir nichts ein, um mich zu trösten.« Er zog sie so nah an sich heran, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen sehen zu können. »Ich mache mir weder etwas aus Trost noch aus Euch. Euch wird das nicht klar sein, aber ich habe bis jetzt sehr viel Selbstbeherrschung gezeigt. Ihr lügt mich an, habt nichts verraten. So etwas ist schwer. Ich bin beeindruckt. Und gereizt.« Ihr Atem ging ein wenig kürzer und schneller. »Also warum versucht Ihr es nicht mit der Wahrheit, und wir ›können endlich handeln‹?«
    »Er ist mein Onkel«, sagte sie rasch.
    »Peter von London ist Euer Onkel«, wiederholte er ungläubig.
    »So gut wie.«
    »Was überhaupt nichts bedeutet. Wisst Ihr, was Euer ›Onkel‹ getan hat?«
    »Euren König verärgert.«
    »Und zwar mächtig.«
    Er sah sie schlucken. »Jeder ärgert Euren einfältigen, dummen König. Einfältigen, gefährlichen, mordenden König. Vielleicht sind diese Männer Männer des Königs«, fügte sie unheilvoll hinzu.
    »Vielleicht«, gab er fast reuevoll zu. »Aber gebt acht, Frau, denn ich bin noch schlimmer als diese Männer.«
    Die Farbe wich aus ihrem Gesicht wie Wasser, das sich vom Strand zurückzieht. Sie riss ihren Arm zurück, und Jamie ließ sie los. Sie taumelte rückwärts, atmete heftig. Die Gedanken, die durch ihren Kopf wirbelten, hätten ebenso gut auf dem hin und her schwingenden Wirtshausschild über ihrem Kopf stehen können: Achtung , Gefahr. Lauf weg.
    Sie hatte es gewusst, dass er für sie eine Gefahr bedeutete, als sie ihn um seine Hilfe anging. Sie mochte nicht erkannt haben, dass er ein Mann des Königs war – »einfältiger, gefährlicher, mordender König« war eine starke Untertreibung –, aber sie wusste genau, dass er nicht hier war, um ihren »Onkel« zu retten. Sie hatte die Gelegenheit genutzt und ihm vertraut.
    Eine bedauerliche Fehleinschätzung.
    Er legte eine behandschuhte Hand auf das Türblatt, genau über ihrem Kopf, und drückte die Tür zur Schenke auf.
    »Los, hinein jetzt!«

3
    D ort hinein?« Eva blieb wie angewurzelt stehen und starrte diesen unmöglichen Mann an. »Nein. Warum?«
    »Weil ich mit Euch sprechen muss«, sagte er, legte die Hände auf ihre Schultern und drehte sie Richtung Eingang. Seine Hände waren stark – eisenbewehrt. »Weil ich nicht nass werden will, wenn der Himmel gleich seine Schleusen öffnet. Weil ich zu extremeren Maßnahmen greifen werde, als nur darum zu bitten, wenn Ihr nicht sofort gehorcht.«
    Sie schwieg.
    »So ist es besser. Und jetzt hört zu. Jene Männer, die den Priester haben – wir lassen sie die Stadt verlassen«, erklärte er mit diesem tiefen, einschmeichelnden Tonfall, mit dem Höflinge und Männer mit

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