Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
sie daran ändern sollte. Was konnte ein Kind ausrichten bei einer Fehde, die bereits vor seiner Geburt bestand? Eine Fehde, die von derart tiefem Hass begleitet wurde?
Die Berührung Damians, als er ihr einen Finger unters Kinn legte und ihren Kopf hob, riss sie aus ihren Gedanken.
„Woran denkst du, Liebste?“, fragte er. Eine ungewohnte Zärtlichkeit legte sich in seinen Blick. Überrascht blinzelte Sydney.
„Nichts“, hauchte sie. „Ich denke nichts.“
Sie wollte ihr Kinn aus seinem Griff befreien, doch als sie den Kopf zurückzog, stieß sie ihn sich an der Mauer an. Sie standen zu dicht am Fenster. Nun hatte sie die Mauer, in die das Fenster eingearbeitet war, im Rücken. Damian stützte seine Hand am Mauerwerk neben ihr ab und schnitt ihr den Weg ab. Sie konnte ihm nicht ausweichen. Er beugte sich zu ihr hinab und ihr Atem beschleunigte sich, als sie in seine Augen blickte. Dunkles Verlangen schlug ihr entgegen. Nahe ihrer Lippen raunte er: „Ich frage mich…“ Er führte den Satz nicht zum Ende und Sydney runzelte die Stirn. Was fragte er sich? Sein Blick glitt über ihr Gesicht und blieb an ihren Lippen hängen. „Was?“, flüsterte sie gespannt. Er hob den Blick zu ihren Augen und ein schwaches Lächeln glitt über seine Züge. Dann sagte er: „Nichts, mein Herz. Es ist nichts.“
Sydney registrierte die feinen Fältchen, die sich rings um seine Augen bildeten, während er lächelte, und überrascht stellte sie fest, dass sie diese Fältchen mochte. Zeigten sie doch deutlich, dass dieser Mann der Heiterkeit fähig war. Plötzlich vertiefte sich sein Lächeln und er grinste sie offen an.
Sie öffnete bereits den Mund, um ihn zu fragen, was er so komisch fand, als sich auch schon sein Mund warm und weich auf ihren legte. Mehr nicht. Und ehe sie darauf reagieren konnte, hatte er sich bereits wieder zurückgezogen und fuhr fort, als wäre nichts passiert.
„Nun, Madame Ramsey, ich denke, die Bibliothek ist nicht der geeignete Ort für die Dame des Hauses, wenn solch schönes Wetter draußen ist.“ Erneut öffnete sie den Mund, um ihn zur Rede zu stellen, doch Damian zwinkerte ihr verschmitzt zu, trat an ihr vorbei und zog sie mit sich zur Tür. „Die Burg ist groß und wir wollen nicht, dass Ihr Euch verlauft, wenn Ihr allein unterwegs seid, Madame.“, sagte er laut und deutlich, als er die Tür aufzog und mit ihr am Arm auf den Flur hinaustrat.
30.
Schallendes Gelächter erfüllte die Halle. Einige der Bauern wandten sich überrascht um und blickten die schöne Frau an, die am Arm ihres zukünftigen Herrschers hing. Wohlwollendes Lächeln zeichnete sich in ihren Gesichtern ab und noch immer lächelnd setzten sie ihre Tätigkeiten fort; gelegentlich einen Blick auf das Paar werfend.
Damian hatte Sydney erzählt, welche Geschichte hinter einen der Wandbehänge steckte und nun erfreute er sich am hellen Klang ihres Lachens.
„Das ist doch nicht dein Ernst!“, warf sie ihm mit vergnügt funkelnden Augen und zwischen zwei Atemzüge vor.
„Nun, natürlich redet niemand gerne davon, doch bei Gott, ich schwöre, dass ich die Wahrheit sage!“, entgegnete er und als er sich umsah, erblickte er Richard, der gemächlich auf sie zuschritt. „Ah, sieh doch nur! Da drüben kommt er. Er kann dir persönlich bestätigen, dass es stimmt, was ich gesagt habe.“, sagte er.
Sogleich drehte Sydney den Kopf in die gewiesene Richtung. Unfreiwillig grinste sie Richard an, als er näherkam. Sie wusste nicht, warum, doch sie mochte Damians Freund ausgesprochen gut leiden.
„Stimmt es?“, fragte sie, kaum, dass er sich in Hörweite befand.
Richard trat näher heran und entgegnete verständnislos: „Stimmt was, Madame?“ Seine Stirn runzelte sich und verwirrt blickte er von ihr zu Damian.
Damian grinste noch breiter und erläuterte ihm: „Nun, mein Freund, die Geschichte zu diesem Wandbehang natürlich!“
Fasziniert beobachtete Sydney, wie sich Richards Ohren röteten. Sein Blick wechselte unentwegt zwischen ihr und Damian.
„Sie können es ruhig zugeben, wir erzählen es sicher niemandem weiter!“, versuchte Sydney ihn zu locken.
„Ach, die Geschichte war sowieso schon in aller Munde. Da kann ich es Euch genauso gut gleich richtig erzählen.“ Er strich sich mit der Hand durchs Haar und blickte verdrossen auf den Webstoff hinter ihnen.
„Ich war noch jung, kaum zwanzig Lenze, und wie alle jungen Burschen in dem Alter hatte ich nur eines im Kopf: Frauen.“ Kurz senkte er den Blick
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