Gefangene der Welten: Weltentrilogie Bd.1 (German Edition)
Auserwählte war – was, nebenbei bemerkt, sowohl Alles als auch Nichts bedeuten konnte – oder dass Damian sich um alles kümmern würde.
Maria schrie auf. Der Schmerz ließ sie zurücktaumeln und Tränen standen ihr in den Augen. „Bitte, Herrin, ich sage die Wahrheit!“
„Gibt es ein Problem?“
Mit einem Ruck blickte Sydney auf. Damian stand in der Tür und beobachtete sie. Ihre Finger lösten sich aus dem Haar ihrer Zofe, die sogleich zur Tür eilte und, knapp vor Damian knicksend, mit gesenktem Kopf hinauslief.
Damian schloss die Tür leise. Trotzig verschränkte Sydney die Hände vor ihrer Brust.
„Was war hier los, Sydney?“, fragte er.
„Bin ich deine Gefangene?“, platzte es aus ihr heraus und gespannt verfolgte sie, wie Damian sich zu voller Größe aufrichtete.
„Was meinst du denn?“, entgegnete er ausweichend. Wachsamkeit lag in seinem Blick.
„Ich habe durchaus das Gefühl, ja.“
Damian trat ans Fenster und blickte hinaus. Seine Miene war unergründlich und ungeduldig klopfte Sydney mit der Fußspitze auf den Boden. „Das Recht schreibt vor, dass du, als meine Frau, jedes Recht hast.“
Spannung erfüllte Sydney. „Also kann ich mich frei bewegen?“, entgegnete sie und zähmte die Aufregung nur mit Mühe. Damian lächelte schwach. „Nun, du kannst dich innerhalb der Mauern dieser Burg frei bewegen, ja.“ Auf die Art konnte sie vielleicht einen Weg finden, wie sie hier herauskam.
„Ich könnte dir alles zeigen.“, bot Damian an. Seine Augen funkelten tiefgründig auf sie herab, als er näher an sie herantrat. Einen Augenblick später nickte sie zustimmend.
Nur zögernd nahm sie das Angebot, sich bei Damian einzuhaken, an. Federleicht ruhte ihre Hand in seiner Armbeuge und ihre Fingerspitzen berührten ihn kaum. Als Damian ihre Hand mit der seinen bedeckte, unterdrückte sie mit Mühe den plötzlichen Drang, ihre Hand fortzuziehen.
Gemeinsam traten sie auf den Gang hinaus und Sydney erkannte staunend, dass der Wächter vor ihrer Tür verschwunden war. Sollte Damian es ernst meinen? Er führte sie einen weiteren langen Flur entlang, ehe er eine Tür zu einem Zimmer aufstieß, das Sydney vage als Bibliothek im Gedächtnis geblieben war. An diesem Ort hatte man ihr die Geschichte der Prophezeiung aufgetischt.
Sie dachte an den Schleier im Wald. Das Portal, wie Damian und Lan’tash es nannten.
„Wer war dieser Magier, von dem du mir bei unserer Ankunft erzählt hast?“, fragte sie, als Damian mit ihr an die großen Fenster trat. Er blickte kurz auf seine Frau herab. Dann erklärte er: „Ich sagte bereits, dass es ein mächtiger Magier war, der nur für sich selbst lebte.“
Nickend unterbrach sie ihn: „Ja, sicher. Das weiß ich, aber wie war sein Name?“ Damian überlegte einen Moment. „Sein Name ist niemandem bekannt. Jedoch ist es kein Geheimnis, dass er ein Na’kaan war.“ Ein Schatten legte sich über seine Züge und Sydney runzelte die Stirn. „Na’kaan?“, fragte sie dann.
„Na’kaan und Bakram. Dies sind die beiden Völker, die die Welt der Wälder und die der Gebirge vereinen sollen. Die Na’kaan sind jedoch heimtückisch, verschlagen und hinterhältig. Sie verstecken sich in dem rauen, zerklüfteten Gebirge hinter dem Wald. Die Bakram dagegen leben hier in den Wäldern und meiden die Grenze so gut es geht.“
„Dann gehört ihr hier zu diesen Bakram?“, fragte sie. Neugier blitzte in ihren Augen auf und Damian freute sich tief in seinem Innern, dass seine Frau Interesse an seinem Leben hatte. Er nickte.
„So ist es.“
Schweigen legte sich über sie. Vor dem bunten Glas des Fensters keckerte eine Elster und eine ganze Vogelschar trällerte ihr Lied.
„Warum glaubt ihr, dass dieses andere Volk so fies ist?“
Finster blickte er hinaus auf die Kastanie, deren Blätter leise im Wind raschelten. Ein Sonnenstrahl traf das Glas und zeichnete die Linien seiner Hand in sämtlichen Farben nach. Fasziniert beobachtete Sydney die Reflektion, während sie seine Antwort abwartete. „Es ist eine lange, blutbesudelte Fehde, die zwischen unseren Völkern herrscht. Sie ist Teil der Prophezeiung. Die Na’kaan entführen und entehren unsere Frauen. Ganze Familien werden voneinander getrennt und auseinander gerissen.“ Sein Blick traf ihren. „Sie haben noch keinen Anlass geboten, anders von ihnen zu denken.“
Leidenschaftlicher Hass schwang in seiner Stimme mit und Sydney verstummte, nachdenklich gestimmt. Sie fragte sich, was eine einfache Frau wie
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