Gefangene der Welten
Jacks. „Das liegt daran, dass sie für die Auserwählte gehalten wird.“
„Auserwählte?“
Richard nickte und fuhr fort: „Gemäß einer alten Prophezeiung gibt es eine Frau in jeder Generation, die zu den Auserwählten gehört. Jeder im Land kennt diese Prophezeiung und weiß um ihre Bedeutung. Deine Freundin ist demnach diejenige, die dem Land den Erlöser bringt.“ Jack schluckte. Dann fragte er tonlos: „Welchen Erlöser?“ – „Sie wird für die Frau gehalten, die den Frieden bringt, indem sie den für sie vorbestimmten Auserwählten ehelicht und das Kind, welches aus dieser Verbindung hervorgehen wird, austrägt. Auf diese Weise wird der Krieg mit den Na’kaan endlich ein Ende finden und die Völker können friedlich nebeneinander leben.“
Der ohrenbetäubende Knall des Donners ertönte und brachte die Unterhaltung für den Moment zum Erliegen. „Und wann soll diese Heirat stattfinden?“, fragte Jack. Plötzlich verspürte er einen Kloß im Hals und er räusperte sich. „Das weiß ich nicht, Junge. Sie kann schon längst vorbei sein. Sie kann aber ebenso gut auch erst in ein paar Tagen stattfinden.“
Sie schwiegen wieder. Jack, in Gedanken ganz bei Sydney, wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich wieder unterwegs sein zu können, um seine Freundin vor diesem Schicksal zu bewahren.
Richard, ebenso in Gedanken versunken, hoffte dagegen darauf, dass der Bote seine Nachricht rechtzeitig überbringen konnte und dass sein Plan aufgehen würde.
„Wer sind die ‚Na’kaan‘? Was ist das für ein Volk, von dem Sie gesprochen haben?“, fragte Jack nach einer Weile. Die Neugier, mehr über diese Umstände und darüber, mit wem er es überhaupt zu tun hatte, zu erfahren, übermannte ihn. Richard warf ihm einen Blick zu. „Nenn‘ mich ruhig Richard.“ Die beiden lächelten sich an. Dann, wieder ernst werdend, sagte Richard: „Die Na’kaan sind ein sehr altes Volk. Älter noch, als die Bakram, denen ich ebenso angehöre wie Lan’tash und Alexander, sowie sämtliche Einwohner der Ortschaft Karas, die ihr bereits kennengelernt habt.“ Er seufzte. „Man sagt, sie seien ein Volk voller Hexen und Zauberer. Keiner, der je dorthin gelangte, kehrte je wieder zurück.“ Sein Blick traf auf Jacks. „Doch das sind nur Geschichten. Natürlich vermag niemand das genau zu sagen. Sicher ist nur: Die Na’kaan gelten als blutrünstig und barbarisch. Man erkennt sie in den meisten Fällen bereits von weitem und diese Sklavenhändler, denen du in die Hände gefallen bist, gehören ebenfalls den Na’kaan an.“
Nachdenklich runzelte Jack die Stirn. „Doch warum waren sie dann hier; auf feindlichen Gebiet?“, fragte er.
„Es ist bekannt, dass räuberische Banden das Land der Bakram durchstreifen und nicht davor zurückschrecken, unsere Leute zu entführen, um sie ins Schicksal der Sklaverei zu verbannen.“
Richard zog seinen Dolch aus der Halterung seines Stiefels und betrachtete versonnen die Klinge. Ein Grollen schwang in seiner Stimme mit, als er sagte: „Jeder ehrenwerte Bakram würde keine Sekunde zögern, das Volk der Na’kaan endgültig auszulöschen…“ – „Warum hast du die Sklavenhändler dann nicht umgebracht?“ Jack war erschüttert und die Frage gestellt, noch ehe er darüber nachdenken konnte. Richards eisblaue Augen fixierten ihn scharf.
„Diese Sklavenhändler dürfen sich nur hier herumtreiben, weil es ein lächerliches Abkommen mit den Na’kaan gibt.“
Er schnaubte und erklärte spöttisch: „Dieses Abkommen besagt, dass die Angehörigen der Na’kaan und der Bakram sowohl das eigene Land, als auch das des Feindes während der Zeit des Jagens durchstreifen dürfen.“ Wieder schnaubte er. Diesmal jedoch vor unterdrückter Wut über derlei Ungerechtigkeit. „Dabei ist es lächerlich! Dieses Abkommen besagt nämlich auch, dass es nicht erlaubt ist, Blut zu vergießen, indem man einen Angehörigen des feindlichen Volkes ermordet. Tut man es dennoch und es gelangt in die falschen Ohren, so wird dies mit dem sofortigen Tode durch Vierteilung mit anschließender Enthauptung bestraft.“
Jack schluckte.
„Dies ist der Grund, weshalb diese Bastarde noch am Leben sind. Selbstverständlich hätte man es geschickt anstellen können. Gift vielleicht. Oder ein böser Sturz.“
Seine Augen verdunkelten sich, als er der diversen Möglichkeiten zur Ermordung der Anhänger des Feindes gedachte. „Das Risiko ist jedoch zu groß; Du kannst niemandem trauen. Sicher, sie alle
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