Gefangene der Welten
Sicherheit zu sagen vermochte. Sicher, er hatte ihn hierhergeführt und ihm Hintergründe zur Situation im Land geliefert. Doch konnte man so jemanden als Freund bezeichnen? Wohl kaum.
Kopfschüttelnd erwiderte er: „Ich weiß es nicht. Ich habe ihm vertraut. Aber jetzt weiß ich nicht länger, was ich glauben soll.“ Natalia schwieg und Jack setzte seine Wanderung fort. Ein Geräusch ließ ihn innehalten. Er trat an die eisernen Gitterstäbe und blickte den Gang hinunter. Quietschend öffnete sich eine Tür. Schritte hallten von den Wänden wider. Jack wartete angespannt. Natalia trat ebenfalls an das Gitter heran. Gemeinsam warteten sie auf die Ankunft ihres Besuchers.
„Na, endlich!“, rief Jack aus, als die Gestalt in Sichtweite kam. Erleichterung zeichnete sich in seinem Gesicht ab.
„Wo bist du so lange gewesen?“
Richard, dessen Züge keinerlei Emotion preisgaben, trat ans Gitter.
„Verzeiht, ich wurde aufgehalten.“
Jack wischte seine Erklärung mit einer nachlässigen Handbewegung beiseite. „Das ist jetzt unwichtig. Was ist mit Sydney? Hast du es verhindern können?“, sprudelte es aus ihm heraus und Natalia runzelte die Stirn angesichts der Leidenschaft, die sie in seiner Stimme vernahm.
„Leider nein, mein Freund.“, stieß Richard seufzend aus. Bedauern schwang in seiner Stimme mit und kaum, dass er verstummte, schlug Jack fluchend mit der Hand gegen die Stäbe. Natalia zuckte erschrocken neben ihm zusammen. „Verdammt! Heißt das, sie ist jetzt mit diesem wildfremden Scheusal verheiratet?“ Ein Muskel spannte sich in Richards Kiefer an und seine blauen Augen verengten sich verärgert. Seine Stimme blieb jedoch gelassen, als er sagte: „Ich fürchte, ja. Wir können nichts mehr tun.“
„NEIN! Das glaube ich nicht!“, brüllte Jack, außer sich vor Wut. Aufgebracht stapfte er erneut durch die kleine Zelle. Nach einer Weile blieb er vor Richard stehen. Neue Entschlossenheit spiegelte sich in seinem Gesicht wider und als er nun das kühle Metall der Stäbe umfasste, forderte er: „Hol‘ uns hier raus!“ Richard zögerte. „Ich könnte es versuchen. Allerdings hat der Herrscher befohlen, dich hier zu behalten.“ Sein Blick streifte Natalia. „Man ist der Ansicht, du seist ein Spion der Na’kaan.“, fügte er hinzu und betrachtete die Fassungslosigkeit, die Jack erfüllte. Er bedauerte diese List zutiefst, denn er mochte Jack gut leiden. Doch Damian hatte keinen Zweifel gelassen, was seiner Ansicht nach das Beste war – sowohl für Sydney in ihrer Rolle als die Auserwählte, als auch für das Volk der Bakram. Außerdem waren er und Damian bereits zu lange befreundet, als dass er Grund genug hätte, dessen Entscheidung infrage zu stellen.
Auf ein Zeichen Richards hin, trat ein Wachposten näher und fummelte an einem breiten Schlüsselring herum. Sprachlos verfolgte Jack, wie er die Tür öffnete und Richard Natalia bedeutete, herauszutreten.
„Das ist unmöglich! Du weißt das!“, beschwor Jack Damians besten und loyalsten Freund. „Mein Wort ist leider machtlos, mein Freund.“, erwiderte Richard. Er nahm Natalia beim Arm und verließ das Verlies. Noch ehe sie außer Sichtweite waren, warf Natalia einen Blick zurück; Mitleid erfüllte ihren Geist.
28.
Sydney erwachte. Einen Moment noch blieb sie liegen, ohne sich zu bewegen. Eigentlich hatte sich nicht sonderlich viel verändert, überlegte sie. Sie war noch immer in dieser Burg gefangen und die Menschen um sie herum waren noch immer davon überzeugt, dass sie die Auserwählte war. Ihre Gedanken wanderten zum Abend zuvor.
Zurück zur Hochzeitsfeier, dem Alkohol und Damian.
Just in dem Moment wurde sie sich seiner Atemzüge neben sich bewusst. Er war also noch da.
Verflixt!
Was sollte sie nun tun? Man konnte schließlich kaum sagen, dass die Geschehnisse der letzten Nacht gegen ihren Willen stattgefunden hätten. Flammendheiße Röte zog über ihr Gesicht, als sie an ihre nächtliche Rolle dachte. Daran, wie sie sich ihm dargeboten hatte.
Verdammt
, fluchte sie still und schlug die Augen auf. Wie hatte das nur passieren können? Sicher, sie hatte einige Biere getrunken und, natürlich, hatte sie Damian schon seit ihrer Entführung anziehend gefunden. Aber waren dies Entschuldigungen für ihr Verhalten? Vorsichtig wandte sie den Kopf und warf ihm einen Blick zu.
Es war alles seine Schuld
, dachte sie wütend. Still und friedvoll lagen seine Züge vor ihr, als sie sich auf einen Ellbogen stützte und sich vorbeugte,
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