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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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beschlagen war, war Rafe auf dem gleichen Weg aus der Stadt geritten, den er zuvor genommen hatte. Dann hatte er sein Pferd angebunden und war zu Fuß in die Stadt zurückgekehrt, wobei er darauf achtete, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Während des Krieges hatte er gelernt, dass es am einfachsten war, sich zu verstecken, wenn man sich unter die Menge mischte. In einer pulsierenden Stadt wie Silver Mesa schenkte keiner einem weiteren Fremden Beachtung, vor allem dann nicht, wenn er niemanden ansah und mit niemandem sprach.
    Er hatte nur vorgehabt, Verband und Karbolseife zum Desinfizieren zu kaufen. Dass er sich dabei nicht zu erkennen geben wollte, lag daran, dass Trahern nicht wissen sollte, wie schlecht es ihm ging. Ein Feind konnte jedes noch so kleine Stück an Information brauchen und es zu seinem Vorteil nutzen. Seine Vorsicht hatte ihm jedoch geraten, sich zuerst in der Stadt umzusehen und nach anderen Fluchtwegen Ausschau zu halten, falls notwendig. Dabei war er auf das Schild von Dr. A. T. Parker gestoßen.
    Eine Weile hatte er das kleine Haus beobachtet und sein Risiko abgewogen. Der Arzt schien nicht im Haus zu sein; einige Leute hatten an die Tür geklopft und waren wieder gegangen, als niemand öffnete.
    Er hatte angefangen zu zittern, während er versteckt wartete. Dieser weitere Beweis für sein ansteigendes Fieber hatte dann den Ausschlag gegeben. Er war zurückgegangen, hatte seinen Braunen geholt und ihn in den Unterstand zu dem anderen Pferd gestellt, das wohl dem Doc gehörte. Offenbar war der Knochenbrecher irgendwo in der Stadt unterwegs. Die Arztpraxis lag abseits, gut hundert Yards entfernt vom nächsten Haus. Eine Baumgruppe schirmte den Unterstand gegen Blicke ab, sodass er sich dort sicher fühlen konnte. Wie er beobachtet hatte, war es für die Leute hier üblich, an die Tür zu klopfen, statt gleich hineinzugehen. Auch wenn er dieses Verhalten seltsam fand, kam es ihm in seinem Plan ent-gegen. Nachdem er eingetreten war, merkte er, dass der Arzt offensichtlich im hinteren Zimmer lebte, was die befremdliche Angewohnheit erklärte, erst anzuklopfen, ehe man die Praxis betrat. Vielleicht war der gute Doc ja auch ein bisschen wählerisch, aber Rafe gestand den Menschen durchaus ihre Schrullen zu.
    Die saubere, sehr gepflegt wirkende kleine Praxis und das Hinterzimmer stärkten ihn in seiner Vermutung, dass der Arzt sehr pingelig sein musste. Nirgendwo lagen persönliche Dinge herum, außer einer strapazierfähigen Haarbürste und ein paar Büchern. Das schmale Bett war sorgfältig gemacht, der einzelne Teller mit der Tasse abgewaschen und getrocknet. In den Kleiderschrank hatte er nicht geschaut, sonst wäre ihm klar gewesen, dass der Arzt weiblich war oder zumindest eine Frau im hinteren Zimmer lebte, die sich vielleicht um die Belange des Docs kümmerte.
    Auf allen Fensterbänken standen sauber aufgereiht kleine Töpfe, in denen verschiedene Pflanzen wuchsen. Sie erfüllten die Luft mit einem frischen, würzigen Duft. Ein Apothekerschrank war bis oben angefüllt mit Heilkräutern, entweder in getrockneter oder pulverisierter Form. In der kältesten, dunkelsten Ecke hingen Baumwollsäckchen, gefüllt mit weiteren Pflanzen. Alles war fein säuberlich in Blockschrift beschriftet.
    Wellen der Übelkeit erfassten ihn immer wieder, sodass er sich schließlich hinsetzen musste. Er hatte daran gedacht, sich das aus den Vorräten des Arztes zu nehmen, was er brauchte, und dann wieder zu verschwinden, ohne von jemandem bemerkt zu werden. Aber es hatte sich so verdammt gut angefühlt, einfach dazusitzen, und er hatte sich immer wieder gesagt, dass er nur noch ein paar Minuten ausruhen wollte.
    Vor allem die für ihn ungewohnte Kraftlosigkeit hatte ihn schließlich davon überzeugt zu bleiben und auf den Arzt zu warten.
    Jedes Mal, wenn er Schritte auf der schmalen Veranda vorne hörte, hatte er sich in die hintere Ecke zurückgezogen. Doch die Patienten waren dann wieder gegangen, als niemand auf ihr Klopfen einging. Beim letzten Mal hatte er jedoch kein Klopfen gehört. Stattdessen hatte eine schmale, müde wirkende Frau die Tür geöffnet, in der Hand eine große schwarze Tasche.
    Jetzt ritt sie hinter ihm und hielt sich verbissen am Sattel fest, das Gesicht aschfahl und gezeichnet von der Kälte. Er wusste, dass sie Angst hatte. Aber er wusste nicht, wie er sie davon überzeugen konnte, dass er ihr nichts antun würde, also versuchte er es erst gar nicht. In ein paar Tagen, vielleicht

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