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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Moment die Augen öffnete. Annie hielt die Luft an, als sie in die graublauen Augen ihrer Tochter blickte. „Schau nur! Sie hat deine Augen!“
    Für Rafe sah das Baby wie Annie aus. Sein Kind hatte schwarze Haare wie er, aber es trug die zarten Züge seiner Frau. Ihr Baby hatte von beiden etwas mitbekommen, gezeugt in einem Moment von so intensiver Ekstase, dass sich in diesem Augenblick in ihm etwas für immer verändert hatte.
    „Sie könnten ihr jetzt die Brust geben“, schlug Mrs Wickenburg vor. „Dann kommt die Milch besser."
    Annie lachte. Sie hatte so fasziniert ihre Tochter angesehen, dass sie alles vergessen hatte, was sie ihren Patientinnen sonst auch immer sagte. Ein wenig scheu öffnete sie ihr Nachthemd. Rafe umfasste sanft die pralle, seidenweiche Brust und hob sie an, während Annie die Kleine in ihre Armbeuge legte. Dann strich sie mit ihrer Brustwarze über den winzig kleinen Mund, der wie der eines Vögelchens nach der Knospe suchte. Annie zuckte zusammen, als die Kleine zu saugen begann.
    Rafe lachte, als er die schmatzenden Laute hörte, und seine Augen strahlten. „Beeil dich mit deinem Abendessen“, riet er seiner Tochter. „Dein Onkel läuft schon seit Stunden draußen hin und her und will dich endlich kennenlernen. Vielleicht ist er ja auch ein Großvater für dich. Das werden wir später klä
    ren.
    Zehn Minuten später trug er das Kind, eingewickelt in eine flauschige Decke, hinaus zu Atwater, der tatsächlich auf und ab ging, seinen Hut vor Aufregung völlig zerknüllt in seiner Hand. „Es ist ein Mädchen“, sagte Rafe. „Beide sind wohlauf.“
    „Ein Mädchen.“ Atwater starrte auf das winzige Gesichtchen des schlafenden Babys. Er schluckte. „Na so was, ein Mädchen.“ Erneut schluckte er. „Verdammt, Rafe, wie sollen wir denn all die jungen Kerle von ihr fernhalten? Da muss ich mir was einfallen lassen.“
    Grinsend nahm Rafe Atwaters Arm und legte ihm das Baby hinein. Der sah das Kleine panisch an und versteifte sich. „Das kannst du doch nicht machen!“, rief er entgeistert. „Ich könnte sie ja fallen lassen.“
    „Du wirst dich schon dran gewöhnen“, erwiderte Rafe ohne eine Spur von Mitleid. „Du hast doch auch schon Welpen in der Hand gehabt, oder nicht? Viel größer ist sie auch nicht.“
    Atwater sah ihn finster an. „Aber ich werde sie ganz bestimmt nicht am Genick festhalten.“ Er schmiegte das Baby an sich. „Eine Schande ist das! Er will sein eigen Fleisch und Blut wie einen Welpen behandeln.“
    Rafes Grinsen wurde noch breiter, und Atwater sah hinunter auf das schlafende Baby, das zufrieden in seinem Arm lag. Nach einer Weile lächelte er und wiegte es hin und her. „Wahrscheinlich lernt man das ganz von selber, oder? Wie heißt sie denn?“
    Rafe fühlte sich plötzlich, als wäre sein Kopf ganz leer. Annie und er hatten doch Namen ausgesucht, für einen Jungen und ein Mädchen. Aber im Moment konnte er sich beim besten Willen an keinen der beiden erinnern. „Wir haben ihr noch keinen Namen gegeben.“
    „Dann müsst ihr euch allmählich entscheiden! Ich will doch wissen, wie ich dieses süße kleine Goldstück nennen soll. Und beim nächsten Baby sagt ihr mir vorher Bescheid, damit ich mich rechtzeitig aus dem Staub machen kann. Ich dachte schon, meine alte Pumpe lässt mich im Stich!“
    Rafe nahm ihm seine Tochter ab, um sie zurück zu Annie zu bringen. Er hatte bereits jetzt das Gefühl, schon viel zu lange von ihr weg gewesen zu sein. „Großväter müssen aber in der Nähe bleiben“, erwiderte er. „Also wirst du nirgendwohin verschwinden.“
    Mit offenem Mund starrte Atwater auf Rafes Rücken, als der wieder zum Schlafzimmer ging. Großvater! Großvater? Hörte sich gar nicht mal so schlecht an. Schließlich war er schon Mitte fünfzig, obwohl er seiner Meinung nach jünger aussah. Er hatte nie eine Familie gehabt, außer Maggie natürlich, aber danach war er ganz allein gewesen. Zum Teufel auch, vielleicht sollte er doch bleiben und McCay den Ärger vom Hals halten! Die Sache als Großvater hörte sich ja ganz nach einem Fulltime-Job an.
    Als Rafe zurück ins Schlafzimmer kam, war Annie schon friedlich eingeschlummert. Mrs Wickenburg warf ihm ein Lächeln zu und legte den Finger an die Lippen. „Lassen Sie sie schlafen“, flüsterte sie. „Sie hat einiges hinter sich und braucht die Ruhe.“ Erneut lächelte sie, ehe sie das Zimmer verließ.
    Rafe setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Bett stand, das Baby immer noch im Arm.

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