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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Die Beine und der Rücken taten ihr weh, und sie zitterte unaufhörlich. Finster starrte sie auf den dunklen Umriss des Mannes, der ihr vorausritt, und fragte sich, wie er sich im Sattel halten konnte. Bei seinem Blutverlust, dem Fieber und der Infektion müsste er schon lange zusammengebrochen sein. So viel Durchhaltevermögen und Kraft waren beängstigend! Denn daran musste sie sich messen, wenn sie fliehen wollte.
    Er hatte gesagt, dass er ihr nichts tun würde, aber wie konnte sie ihm glauben? Sie war ihm auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert. Und bis jetzt hatte er ihr noch keinerlei Grund geliefert zu glauben, dass ein Wesenszug wie Mitleid zu seinem Charakter gehörte. Er könnte sie vergewaltigen, sie töten, alles mit ihr tun, was er wollte; man würde ihre Leiche vermutlich sowieso nie finden. Jeder Schritt, den die Pferde machten, brachte sie weiter in Gefahr und machte es immer unwahrscheinlicher, dass sie es je nach Silver Mesa zurück schaffen würde.
    „K...können wir bitte anhalten und ein F...Feuer machen?“, platzte sie heraus, erschrocken über ihre eigene Stimme. Ihre Zunge schien einem eigenen Willen zu gehorchen.
    „Nein.“ Nur dieses eine Wort, nüchtern und unerbittlich. „B...bitte!“, versuchte sie es erneut. Entsetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihn anflehte. „Mir ist s...so kalt.“
    Er drehte den Kopf zu ihr um. Seine Miene konnte sie nicht erkennen, da der breite Hutrand Schatten warf, aber das schwache Leuchten seiner Augen war zu erkennen. „Wir können noch nicht anhalten.“
    „Wann d...denn?“
    „Wenn ich es sage.“
    Doch kein Wort kam von ihm während dieser endlos langen Stunden, in denen es immer kälter wurde. Der Atem der Pferde stieg in gespenstischen Wolken auf. Als der Weg dann immer steiler wurde, fielen sie fast in Schritt. Einige Male musste er ihre Zügel in seine Hand nehmen, um ihr Pferd direkt hinter sich führen zu können, da der Pfad zu schmal wurde. Annie versuchte abzuschätzen, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, doch der körperliche Schmerz raubte ihr jede Wahrnehmung von Zeit. Sie zwang sich zu warten, bis sie glaubte, dass eine Stunde vergangen war. Doch als sie zum Mond blickte, stand er fast noch an der gleichen Stelle wie beim letzten Mal, als sie hochgesehen hatte.
    Ihre Füße waren so eisig, dass jede Bewegung der Zehen eine Qual für sie war. Ihre Beine zitterten vor Anstrengung. Da ihre Hände nahezu nutzlos geworden waren, benutzte sie sie, um sich im Sattel zu halten. Ihr Hals und die Lungen fühlten sich rau an vor Kälte, und jeder Atemzug kratzte ihr in der Kehle. Sie schlug den Kragen hoch und zog den Kopf ein, um sich zu wärmen, doch der schützende Stoff flog immer wieder auf. Annie wagte es jedoch nicht, die Hände vom Sattel zu nehmen, um den Mantel zuzuhalten.
    In stummer Verzweiflung richtete sie den Blick auf den breiten Rücken vor sich. Wenn er weiterreiten konnte, krank und verwundet, wie er war, dann würde sie es auch schaffen. Aber sie merkte, dass ihr verbissener Stolz nur so lange anhielt, bis er von den schieren körperlichen Qualen überschwemmt wurde. Zum Teufel mit ihm! Warum konnte er nicht endlich anhalten?
    Rafe hatte seinen Geist von dem körperlichen Schmerz abgesondert. Seine ganze Konzentration war nur darauf gerichtet, so viel Distanz wie nur möglich zwischen sich und den Kopfgeldjäger zu bringen. Trahern würde seine Spur bis Silver Mesa verfolgen können. Rafe hatte am rechten Vorderhuf seines Braunen einen umgebogenen Nagel am Hufeisen entdeckt, der einen typischen Abdruck hinterließ. Für einen guten Spurenleser, und für den hielt er Trahern, war das wie ein Wegweiser. Also hatte er als Erstes in Silver Mesa einen Hufschmied aufgesucht und den Braunen neu beschlagen lassen. Es war ihm egal, ob Trahern das herausfand, denn es war unmöglich zu sagen, welche von den unzähligen Hufspuren um die Schmiede herum seinem Pferd gehörte. Falls überhaupt noch Spuren von seinem Pferd zu erkennen waren, wenn Trahern in Silver Mesa eintraf, was Rafe für eher unwahrscheinlich hielt. Eine Spur in einer geschäftigen Stadt zu verfolgen, war unmöglich, weil sie entweder verwischt oder von neuen Abdrücken überlagert wurde.
    Als Erstes würde Trahern in einem großen Bogen um die Stadt reiten und nach diesem vielsagend verbogenen Nagel Ausschau halten. Sollte er nichts finden, würde er in die Stadt gehen und anfangen, Fragen zu stellen. Aber an der Schmiede würde für ihn Ende sein. Nachdem der Braune neu

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