Gefangene des Feuers
jetzt keine Rolle mehr zu spielen. Fieber hin oder her, mit der Hitze, die seinem Körper entströmte, rettete er sie. Und ihr Geist war viel zu müde, um noch gegen die zutiefst anstößige Schlafstellung protestieren zu können. Stattdessen legte sie ihre Hand auf sein Herz. Als sie sich versichert hatte, dass es regelmäßig schlug, spürte sie, wie Bewusstlosigkeit sie wie eine schwarze Welle mit sich riss und alles andere auslöschte.
3. KAPITEL
Rafe erwachte in einem Anfall von Panik, den jedoch nur sein schneller Puls verriet. Denn seine Muskeln zuckten nicht einmal. Normalerweise schlief er nicht so tief und fest, vor allem nicht unter solchen Umständen. Im Stillen verfluchte er sich dafür, während er sich einen Überblick über seine Umgebung verschaffte. Das Zwitschern der Vögel klang nicht warnend, und er hörte, dass die Pferde auf etwas Grünem kauten, das sie gefunden haben mussten. Alles war in Ordnung, trotz seiner mangelnden Wachsamkeit.
Die Ärztin lag immer noch an seiner rechten Seite, den Kopf auf seine Schulter gebettet, das Gesicht in sein Hemd gepresst. Als sein Blick zu ihr hinunterging, sah er, dass sich die Nadeln aus ihrem weichen blonden Haar gelöst hatten. Ihr Rock hatte sich um ihrer beider Beine geschlungen, und er spürte die verlockende Weichheit ihrer Brüste, der Hüften und Schenkel. Langsam und vorsichtig atmete er tief durch, um sie nicht zu wecken. Ihre rechte Hand lag auf seiner Brust, doch sie hätte genauso gut zwischen seinen Beinen liegen können, denn seine morgendliche Erregung war stärker als sonst. Wie warmer Honig strömte die Lust durch seinen Körper. Also hatte er sich die seltsam prickelnde Energie nicht eingebildet, die von ihren Händen ausgegangen war, als sie ihn berührte. Auch jetzt spürte er sie, selbst durch die Kleidung hindurch und obwohl sie schlief.
Die Versuchung war groß, einfach dazuliegen und die Berührung zu genießen, oder vielleicht sogar ihre Hand zwischen seine Lenden zu legen, damit er auch dort ihre seltsam heiße Energie spüren konnte. Aber er zog es vor, dass das sinnliche Vergnügen auf Gegenseitigkeit beruhte. Vor allem aber mussten sie endlich die Hütte des alten Trappers finden. Er schloss seine Hand um ihre und hob sie an seine Lippen, dann legte er sie sanft wieder auf seine Brust zurück und rüttelte Annie wach.
Verschlafen schlug sie die braunen Augen auf, ehe ihre Lider flatternd wieder zufielen. Dunkelbraune Rehaugen, dachte er, da er sie zum ersten Mal bei Tageslicht sah. Wieder rüttelte er leicht an ihrer Schulter. „Aufwachen, Doc! Hier können wir nicht bleiben.“
Diesmal riss sie ihre Augen weit auf und schoss kerzengerade aus ihrem Nest aus Decken und Mänteln hoch, während ihr Blick panisch umherschweifte. Er konnte in ihrer Miene genau erkennen, in welchem Moment ihr wieder der gestrige Abend einfiel, erkannte ihre Angst und Verzweiflung, als ihr bewusst wurde, dass all dies kein Traum war. Dann hatte sie sich wieder gefangen und drehte sich zu ihm. „Sie müssen mich wieder zurückbringen.“
„Noch nicht. Vielleicht in ein paar Tagen.“ Ein wenig mühsam kam er auf die Füße, obwohl der Schlaf ihm gutgetan hatte und er sich ein bisschen stärker fühlte. Doch als er sich bewegte, erinnerte sein Körper ihn daran, dass er weit mehr brauchte als nur ein paar Stunden Schlaf. „Hier in der Nähe gibt es eine Hütte, im Dunkeln konnte ich sie allerdings nicht finden. Wir bleiben dort, bis meine Wunde verheilt ist.“
Sie sah hoch zu ihm, die braunen Augen voller Besorgnis. Die dunklen Schatten unter ihren Augen, die sich scharf von ihrer durchsichtig scheinenden Haut abhoben, gaben ihr etwas Zerbrechliches. Er wollte sie in die Arme nehmen, sie trösten, doch stattdessen sagte er: „Rollen Sie die Decken zusammen.“
Annie kam seinem Befehl nach, zuckte jedoch vor Schmerz zusammen, als sie ihre steifen Muskeln spürte und merkte, dass ihr ganzer Körper wehtat. So einen harten Ritt wie den von gestern war sie nicht gewohnt, und vor allem nicht, dass sie ihre Beine einsetzen musste, um sich auf dem Pferd halten zu können. Ihre angespannten Muskeln zitterten vor Anstrengung, als sie sich hinkauerte, um die Decken zusammenzurollen.
Er hatte sich ein paar Schritte entfernt, gerade weit genug, um von dem Felsen abgeschirmt zu sein, sie gleichzeitig aber noch im Auge behalten zu können. Sie hörte ein Geräusch, als würde Wasser laufen, und sah verwundert hoch, ehe ihr bewusst wurde, was er tat.
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