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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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ersten Geburtstag erleben würde, sollte es die Geburt überstehen. Die Bedingungen in dem schäbigen Schuppen waren denkbar ungünstig, und Walter Couey war ein aggressiver, einfältiger Kerl, der nie etwas Besseres auf die Beine stellen würde. Er war bereits in den Vierzigern, und Annie vermutete, dass Eda gar nicht seine richtige Frau war, sondern nur ein ungebildetes Bauernmädchen, das praktisch verkauft worden war, damit ihre Familie nicht noch ein Maul mehr zum Stopfen hatte. Walter hatte als Minenarbeiter keinerlei Erfolg, selbst hier in Silver Mesa nicht, wo die Männer das kostbare Metall in den Minen fanden. Die Arbeit untertage war sehr anstrengend, und Walter neigte nicht dazu, überhaupt irgendeine schwere Arbeit zu verrichten. Entschieden schob Annie den Gedanken beiseite, dass es ein Segen für das Kind sei, wenn es starb, auch wenn es ihr um Mutter und Kind leidtun würde.
    Eda stöhnte auf, als ihr Bauch sich unter einer erneuten Wehe zusammenzog. „Pressen“, befahl Annie in leisem Ton, während sie schon die weiche Rundung des winzigen Pos aufblitzen sah. „Pressen!“
    Ein kehliger Schrei entfuhr Eda, als sie mit aller Kraft in den Bauch hereinpresste, während ihre Schultern sich von der Pritsche hoben. Annie legte ihre Hände auf den stark gewölbten Bauch, um Eda ihre eigene Kraft mitzugeben.
    Jetzt oder nie! Sollte Eda das Kind nicht schnell zur Welt bringen, würden Mutter und Baby sterben. Auch wenn sie weiterhin Wehen haben würde, würde Eda immer schwächer werden.
    Die winzigen Pobacken lugten nun heraus. Rasch versuchte Annie, sie zu fassen, aber sie waren zu glitschig. Also schob sie die Finger in die gedehnte Öffnung und fasste nach den Beinchen des Babys. „Pressen!“, sagte sie erneut.
    Doch Eda sank zurück, beinahe gelähmt vor Schmerz. Annie wartete auf die nächste Wehe, die innerhalb weniger Sekunden folgte. Dann nutzte sie die natürliche Kraft von Edas inneren Muskeln, die ihr halfen, den Unterkörper des Kindes herauszuziehen. Es war ein Junge. Wieder führte sie ihre Finger ein, damit Edas Muskeln nicht erschlafften, während sie mit der anderen Hand den ganzen Körper des Babys herauszog. Kraftlos lag es zwischen Edas Beinen, Mutter und Kind beide still und reglos.
    Annie nahm den kleinen Wurm hoch, legte ihn mit dem Gesicht nach unten auf ihren Arm und gab ihm einen Klaps auf den Po. Die winzige Brust hob sich, und das Baby stieß ein schrilles Kreischen aus, während seine Lungen sich zum ersten Mal mit Luft füllten. „Na also“, meinte Annie besänftigend und drehte das Baby um, damit sie nachsehen konnte, ob seine Atemwege frei waren. Normalerweise hätte sie das zuerst getan, aber das Baby zum Atmen zu bringen, war wichtiger gewesen. Der kleine Kerl strampelte mit Armen und Beinen, während er vor sich hin jammerte, und ein müdes Lächeln breitete sich auf Annies Gesicht aus. Mit jedem Schluchzer klang er stärker.
    Schließlich schnitt sie die Nabelschnur nah am Bauch ab, klammerte sie und hüllte den Kleinen schnell in eine Decke, um ihn vor der Kälte zu schützen. Nachdem sie das Baby an Edas warmen Körper gelegt hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Mädchen zu, das nur noch halb bei Bewusstsein war.
    „Hier ist dein Baby, Eda“, sagte Annie. „Es ist ein Junge, und er sieht gesund aus. Hör nur, wie er schreit! Ihr beide habt es gut überstanden.“
    Edas blasse Lippen bewegten sich in stummer Dankbarkeit. Annie war erleichtert, dass keine ungewöhnlich hohe Blutung folgte. Die würde das Mädchen umbringen, weil es keinerlei Kraftreserven mehr hatte. Sie wusch Eda und räumte in dem kleinen Zimmer auf, dann nahm sie das quengelnde Kind hoch und redete sanft auf den Kleinen ein, während sie ihn in den Armen wiegte. Er wurde ruhiger und drehte ihr seinen kleinen Kopf mit dem weichen Flaum zu.
    Schließlich half sie Eda, sich aufzusetzen und ihr Kind in den Arm zu legen, während sie ihr das Nachthemd aufknöpfte und den kleinen rosigen Mund des Babys an die Brust der Mutter legte. Für einen Moment schien er nicht zu wissen, was er mit der Brustwarze tun sollte, die über seine Lippen strich, ehe sein Instinkt die Führung übernahm und er gierig daran zu saugen begann. Eda zuckte zusammen und stieß ein atemloses „Oh“ aus.
    Annie trat ein kleines Stück zurück und beobachtete diese ersten magischen Momente, als die junge Mutter, wenn auch erschöpft, voller Staunen ihr Neugeborenes ansah.
    Müde zog Annie schließlich ihren Mantel an

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