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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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trug. „Brauchst du Dope?“
    Becky Lynn schüttelte den Kopf und beschleunigte ihre Schritte. Ihr Herz begann schneller zu klopfen.
    Er wich nicht von ihrer Seite. „Ich kann dir alles beschaffen, was du willst. Musst mir nur sagen, was.“
    „Ich brauche nichts.“ Ihre Stimme bebte. „Lassen Sie mich in Ruhe.“
    Als sie anfing zu rennen, erinnerte sie sich daran, wie sie das letzte Mal vor jemandem davongerannt war. Wieder spürte sie die Hände, die sie von hinten packten und zu Boden warfen. Plötzlich war ihre Kehle vor Angst wie zugeschnürt, und obwohl sie sich sagte, dass es ein Fehler war, sich umzuschauen, konnte sie dennoch nicht widerstehen.
    Der Gehsteig hinter ihr war leer.
    Becky Lynn fiel ein Stein vom Herzen. Erleichtert atmete sie auf. Sie war in Sicherheit. Zumindest für den Moment. Der Mann war ihr nicht gefolgt.
    Schnellen Schritts und ohne einen Blick nach rechts oder links zu werfen, eilte sie die Straße entlang. Sie würde nicht aufgeben, selbst wenn sie noch so viel Angst hatte. Es gab kein Zurück. Ihre Lungen brannten wie Feuer, und ihr Kopf schmerzte. Sie bemerkte es kaum. All ihre Gedanken waren auf ein einziges Ziel gerichtet. Sie musste einen Unterschlupf finden für diese Nacht.
    Wenig später leuchtete vor ihr eine pinkfarbene Neonschrift auf. unset otel. Sowohl das S als auch das M waren ausgebrannt. Jetzt flackerte der Schriftzug ein paar Mal in unregelmäßigen Intervallen auf, so dass es den Anschein hatte, als würde er gleich seinen Geist aufgeben.
    Das Motel erwies sich bei näherer Betrachtung bereits von außen als ein reichlich heruntergekommener Schuppen, doch zur Straße erschien es Becky Lynn noch immer die weitaus bessere Alternative. Und vielleicht – sie wagte es kaum zu hoffen – war es ja so billig, dass sie es sich sogar leisten konnte.
    Becky Lynn stieg die wenigen Stufen empor. Beim Öffnen der Tür schlug ihr der Gestank nach altem Bratfett, Schweiß und Zigarrenrauch entgegen. Hinter einem schon arg in Mitleidenschaft gezogenen Tresen saß, in eine dicke Rauchwolke gehüllt und einen Zigarrenstumpen zwischen den Zähnen, ein alter Mann und starrte auf einen Fernseher.
    Becky Lynn versuchte so flach zu atmen wie möglich. An der Rezeption angelangt räusperte sie sich. Der Mann riss seinen Blick von dem kleinen Bildschirm los und schaute sie an. „Ja?“ Er versuchte gar nicht erst, seine Verärgerung darüber, dass er gestört worden war, zu verbergen.
    „Was kostet denn bei Ihnen ein Zimmer, bitte?“
    „Zweiundzwanzig pro Nacht, fünfzig pro Woche.“ Die Zigarre, die er auch beim Sprechen nicht aus dem Mund genommen hatte, wippte auf und nieder. „Im Voraus.“
    Das konnte sie sich gerade noch leisten, obwohl es ein großes Loch in ihre ohnehin schon magere Barschaft reißen würde. Egal. Immer noch besser, als auf der Straße zu übernachten. Während sie ihre Reisetasche von der Schulter nahm und neben sich auf den Boden stellte, wurde ihr vor Erleichterung ganz flau im Magen. „Ich hätte gern ein Zimmer – für eine Nacht.“
    „Können Sie nicht lesen?“ knurrte der Nachtportier unfreundlich und deutete mit dem Stumpen, dessen Mundstück zerkaut und durchgeweicht war, durch die Glastür. „Wir sind voll.“
    „Voll?“ wiederholte sie verständnislos, wandte den Kopf und folgte mit den Blicken seinem ausgestreckten Arm. Entgeistert starrte sie auf die Leuchtschrift mit dem Namen des Motels, unter der, ebenfalls in Pink das Wort Belegt stand. „Aber … aber …“ Sie drehte sich wieder zu ihm um und schaute ihn flehend an. „Aber … haben Sie nicht vielleicht doch noch … irgendetwas? Bitte! Ich weiß nicht, wo ich schlafen soll.“
    „Keine Chance, Kleine. Versuch’s morgen früh wieder.“ Der Alte paffte an seiner Zigarre und stieß eine dicke Rauchwolke aus, die ihn fast vollständig einhüllte. Die Asche fiel ab und landete auf seinem T-Shirt, dessen einst weiße Farbe man mittlerweile nur noch mit viel Fantasie erahnen kannte. „Du bist zu spät dran. Wenn du morgen früher kommst, hast du vielleicht Glück.“
    Damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu. „Bitte“, flüsterte sie verzweifelt. „Irgendwas.“
    Doch da der Mann finster entschlossen zu sein schien, sich nicht länger vom Fernsehen abhalten zu lassen, bückte sich Becky Lynn und tastete blind nach dem Tragriemen ihrer Reisetasche. Ihre Augen schwammen in Tränen. Nachdem sie die Tasche geschultert hatte, durchquerte sie mit

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