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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Rickys Fausthieb gelandet war, heiß und pochte. Becky Lynn kramte in ihrer Reisetasche nach den Schmerztabletten, die ihr dieselbe Frau, die auch ihren Reiseproviant mit ihr geteilt hatte, geradezu aufgedrängt hatte. Becky Lynn war gerührt gewesen von ihrer Fürsorglichkeit.
    Sie warf sich zwei Aspirin in den Mund, hielt den Kopf unter den Wasserhahn und spülte sie hinunter. Die Tabletten, bitter und schon halb auf der Zunge zergangen, würden sie zwar lediglich von ihrem körperlichen Schmerz befreien, doch das war besser als nichts. Ihr leerer Magen rebellierte.
    Eine Frau, an jeder Hand ein kleines Kind, betrat den Waschraum. Als ihr Blick auf Becky Lynn fiel, weiteten sich ihre Augen entsetzt, und sie zerrte ihre beiden Kleinen schnellstmöglich in die nächste Kabine. Als ob ich eine ansteckende Krankheit hätte, dachte Becky Lynn. Das ältere der beiden Mädchen flüsterte seiner Mutter etwas zu, das sie nicht verstand.
    Während das Zuschlagen der Toilettentür noch in ihren Ohren nachhallte, spürte Becky Lynn Tränen in ihren Augen aufsteigen. Das Verhalten der Frau schmerzte sie, und doch konnte sie ihr keinen Vorwurf daraus machen, dass sie versucht hatte, ihren Kindern einen erschreckenden Anblick zu ersparen. Sie wünschte bei Gott, ihre Mutter hätte sich auch so viele Gedanken um sie gemacht.
    Als sie nun an Glenna Lee dachte und an das Weinen, das sie als letztes Lebenszeichen von ihr mit auf den Weg genommen hatte, strömten ihr die Tränen über die Wangen. Ihre Mutter hatte nicht geschlafen, sie hatte genau gewusst, was sie, Becky Lynn, vorhatte, sie war sich darüber im Klaren gewesen, dass ihre Tochter sich anschickte, von zu Hause wegzulaufen, und sie hatte sie ziehen lassen.
    Ihre Tränen versiegten. Ihre Entscheidung war richtig gewesen. Sie hatte keine andere Wahl gehabt. Ihre Mutter hatte das klar erkannt, ebenso klar wie sie selbst. Deshalb hatte sie sie nicht aufgehalten.
    Becky Lynn wandte sich wieder dem Waschbecken zu, drehte den Wasserhahn auf und ließ kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen. Dann wusch sie sich das Ge sicht. Nach dem sie sich erfrischt hatte, bückte sie sich und suchte in ihrer Reisetasche nach ihrem Waschbeutel. Sie putzte sich die Zähne, bürstete sich das Haar und flocht es zu einem dicken Zopf, um den sie ein Gummi schlang, das sie zufälligerweise am Boden entdeckt hatte.
    Nachdem sie sich im Spiegel versichert hatte, dass sie sich nun wieder unter Menschen wagen konnte, packte sie ihre Siebensachen zusammen, schulterte ihre Reisetasche und verließ den Waschraum.
    Als sie aus dem Busterminal auf die Straße trat, verschlug es ihr fast den Atem. Bisher hatte sie noch keine Gelegenheit gehabt, einen Blick auf Los Angeles zu werfen, weil sie auf der Her fahrt eingenickt war und die Augen erst geöffnet hatte, nachdem der Bus an seinem Bestimmungsort angelangt war. Überall, wohin sie sich auch wandte, glitzerten die gläsernen Fassaden der Wolkenkratzer – Wolkenkratzer aus Stahl, Spiegelglas und Beton, die hoch in den Himmel emporragten, höher, als sie es sich jemals hätte träumen lassen.
    Sie war noch nie weiter als bis Greenwood gekommen und hatte noch nie in ihrem Leben einen Wolkenkratzer gesehen. Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute in den wolkenlosen Himmel, dessen Blau so makellos war wie auf einer Ansichtskarte. Die Gebäude waren so hoch, dass ihr schwindlig wurde, während ihr Blick an ihnen emporwanderte, und die verspiegelten Fassaden, an denen sich die Sonnenstrahlen brachen, blendeten sie.
    Sie wandte ihren Kopf von rechts nach links und nahm den ungewohnten Anblick gierig in sich auf. Endlose Autoschlangen wälzten sich die breiten Straßen entlang. Noch niemals hatte sie so viele Autos auf einmal gesehen, und es gab unter ihnen Fabrikate, die ihr gänzlich unbekannt waren – elegante, chromblitzende Luxuskarossen, die ihr bisher höchstens in Modezeitschriften begegnet waren, mit fantasievoll gestalteten Kühlerhauben.
    Becky Lynn ließ mit vor Erstaunen halb offenem Mund ihre Blicke einer blinkenden weißen Limousine folgen, die mindestens so lang war wie zwei Pick-ups. Was für ein Gefühl es wohl sein mochte, in einem solchen Auto zu sitzen? Noch während sie es sich vorzustellen versuchte, glitt schon der nächste Luxusschlitten vorüber, dessen Fahrer mit der einen Hand einen Telefonhörer an sein Ohr gepresst hielt, während die andere in fast schwebender Eleganz auf dem Steuer lag.
    Becky Lynn schüttelte den Kopf und

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