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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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wandte ihre Aufmerksamkeit den Menschen zu, die an ihr vorübereilten. Sie erschienen ihr so gänzlich verschieden von den Menschen in Bend. Die Einwohnerschaft von Bend war fein säuberlich aufgeteilt in Schwarz und Weiß, Reich und Arm. Hier war das anders. Hier sah sie Menschen aller Hautfarben aus allen sozialen Schichten. Manche von ihnen waren sehr auffallend gekleidet, mit bizarren Frisuren und ausgefallenen Haarfarben. Becky Lynn starrte einem Pärchen in hautenger schwarzer Lederkleidung und mit ausrasierten Schläfen hinterher, das sich von oben bis bis unten mit schweren Ketten behängt hatte.
    Kein Mensch zollte dem Paar Aufmerksamkeit.
    Hier würde auch sie nicht aus dem Rahmen fallen. Becky Lynn lächelte und spürte, wie sie eine Welle von Optimismus und Erregung durchflutete. Hier würde sie endlich keine Außenseiterin mehr sein. Hier unterschied sich jeder vom anderen. Und hier würde kein Mensch wissen, wer Becky Lynn wirklich war und wo sie her kam. Dass sie in Bend, Mississippi, nur weißer Abschaum gewesen war. Sie konnte noch einmal ganz von vorn anfangen, sich eine neue Identität zulegen, ein neues Leben. Genau so, wie sie es sich erhofft hatte.
    In demselben Moment, in dem sie die Bushaltestelle erreicht hatte, kam auch schon der Bus. Sie kaufte beim Fahrer einen Fahrschein und ging nach hinten durch. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln. Kein Zweifel, ihr Schicksal begann sich zu wenden.
     
12. KAPITEL
    Nach Sonnenuntergang begannen die breiten Boulevards von Hollywood nach und nach ihr Gesicht zu verändern. Touristen strömten aus allen Ecken und En den her bei, die Besitzer der Modeboutiquen rollten die Kleiderständer in ihre Geschäfte und ließen die Stahlrollos vor den Türen herunter. Die Bars und Clubs öffneten, Nachtschwärmer traten auf den Plan. Becky Lynn war den ganzen Nachmittag neugierig durch die sonnenüberfluteten Straßen geschlendert und hatte sich nicht satt sehen können an dem bunten Treiben. Zu keinem Zeitpunkt hatte sie sich allein oder womöglich sogar bedroht gefühlt. Das Getriebe der Großstadt verursachte ihr ein angenehmes Prickeln in der Magengrube, ein Gefühl der Vorfreude auf das, was sie erwartete.
    Doch nun, nachdem an die Stelle des gleißenden Sonnenlichts die unnatürliche Helligkeit der grellen Neonbeleuchtung getreten war und in den Ecken überall schwarze Schatten zu lauern schienen, überfiel sie plötzlich ein Gefühl namenloser Einsamkeit. Jede dunkle Nische, jeder Hauseingang erschien ihr mit einem Mal bedrohlich.
    Sie musste sich schleunigst nach einem Schlafplatz umsehen.
    Sie blieb einen Moment stehen und schulterte ihre Reisetasche neu. Sie hatte an diesem ersten Nachmittag in der Stadt ihrer Träume ihre Freiheit in vollen Zügen genossen, dabei jedoch zu viel wertvolle Zeit mit Umherschlendern und Schauen und Staunen verbummelt. Nun wurde es langsam eng. Schließlich konnte sie nicht auf der Straße übernachten. Als sie an Denny’s vorüberkam, fiel ihr zum ersten Mal auf, wie hungrig sie war. An Essen hatte sie über all der Aufregung bisher keinen Gedanken verschwendet. Sie betrat den Imbiss und stellte sich heißhungrig ein reichhaltiges Menü zusammen, das preislich ihre Verhältnisse bei weitem überstieg, doch das war ihr im Moment egal. Sie aß so viel, bis sie glaubte, fast platzen müssen, alles aufessen konnte sie jedoch nicht. Erst dann – es war mittlerweile ganz dunkel geworden – machte sie sich auf die Suche nach einem Motel.
    Wie konntest du nur so leichtinnig sein, schalt sie sich verärgert, nachdem sie bei verschiedenen Motels nachgefragt, jedoch jedesmal eine abschlägige Antwort erhalten hatte. Die billigen Unterkünfte waren alle ausgebucht, und die, in denen noch Zimmer frei waren, konnte sie sich nicht leisten.
    Fünfundvierzig Dollar waren alles, was sie noch hatte.
    Sie holte tief Luft. Damit ließ sich nicht weit kommen. Und wenn sie ihr ganzes Geld gleich am ersten Tag verpulverte, was sollte sie dann an den darauf folgenden Tagen tun? Ein teures Motel konnte sie sich nicht leisten. Sie musste sich ihr Geld einteilen. Eine Panikreaktion heute Abend würde sich spätestens morgen bitter rächen.
    „Hi, Honey.“ Ein wenig vertrauenserweckend aussehender junger Mann holte sie ein. Das Haar hing ihm lang und strähnig bis auf die Schultern, seine speckige Lederjacke stand offen und gab eine schwarz behaarte, nackte Brust frei, die ein großes silbernes Kreuz zierte, das er an einem Lederband um den Hals

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