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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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normal, eilten geschäftig an ihr vorbei. Jeder schien ein Ziel vor Augen zu haben. Manche warfen ihr böse Blicke zu, weil sie so ratlos herumstand und den Weg blockierte, einige rempelten sie an und rannten anschließend ohne ein Wort der Entschuldigung einfach weiter.
    Aus Angst, sie könnte ihr weggerissen werden, umklammerte sie mit beiden Händen den Tragriemen ihrer Reisetasche, die ihr über der Schulter hing. Auf der Fahrt nach Los Angeles hatte eine Frau im Greyhound sie vor Dieben gewarnt und ihr geraten, gut auf ihre Tasche aufzupassen.
    Becky Lynn holte tief Luft. Solch eine Hektik hatte sie nicht erwartet, es war jedoch nicht das einzig Unerwartete an ihrer Reise. Angefangen von den einhundertfünfundvierzig Dollar, die die einfache Fahrkarte nach L.A. gekostet hatte, bis hin zu ihrem Gemütszu stand, der seit zwei Ta gen – so lange war sie nun unterwegs – ständig zwischen Angst und Erleichterung schwankte, war nichts so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Während ihr ein Schauer der Beklommenheit den Rücken hinabrieselte, überlegte sie, was ihr wohl sonst noch für Überraschungen ins Haus stünden.
    Sie sammelte all ihren Mut zusammen und setzte sich in Bewegung. Es war nicht gut, allzu lange auf der Stelle zu treten, auch wenn es einfacher war. Im Moment ließ sie sich einfach nur von der Menschenmenge treiben.
    Wenig später entdeckte sie in einiger Entfernung einen Informationsschalter und steuerte ihn an. Auf der anderen Seite des Schalters saß eine Frau über eine Zeitschrift gebeugt und las. Sie sah nicht auf. Becky Lynn räusperte sich. „Entschuldigen Sie bitte.“
    Die Frau hob gelangweilt den Blick und schaute Becky Lynn desinteressiert an. „Ja? Was kann ich für dich tun?“
    „Könnten Sie mir bitte sagen, wie ich …“ Becky Lynn unterbrach sich. Wo wollte sie denn überhaupt hin? Sie konnte ja schlecht ihr Modemagazin öffnen, auf eine Anzeige deuten und fragen: Wie komme ich dorthin?
    „Ja? Was denn?“ Die Frau klang ungeduldig.
    „Hollywood“, brachte Becky Lynn schließlich mühsam heraus. „Können Sie mir vielleicht sagen, wie ich nach Hollywood komme?“
    Aus zusammengekniffenen Augen, den Kopf schräg gelegt, taxierte die Frau Becky Lynn ein gehend. „Du kommst wohl von weit her, Honey, hm?“
    „Ja, Ma’am.“
    Die Frau schüttelte mitleidig den Kopf. „Du nimmst am besten den Bus.“ Sie holte unter dem Tresen einen Stadtplan hervor und breitete ihn vor sich aus. „Du bist jetzt hier“, erklärte sie und machte einen Kringel, dann zog sie mit dem Kugelschreiber einer Straße entlang eine Linie und machte erneut einen Kreis. „Steig hier ein, das ist am günstigsten, der Bus fährt direkt nach Hollywood.“ Sie faltete den kleinen Plan zusammen und schob ihn Becky Lynn unter der Glasscheibe durch.
    Becky Lynn bedankte sich beim Entgegennehmen und steckte ihn ein. Dann schaute sie sich suchend um. „Gibt es hier irgendwo eine Toilette?“
    Die Frau, die sich bereits wieder ihrer Illustrierten zugewandt hatte, streckte, ohne aufzusehen, den Zeigefinger aus und deutete wortlos nach rechts.
    Wenig später stand Becky Lynn im Waschraum der Damentoilette und starrte ihr Spiegelbild an. Der Anblick, der sich ihr bot, verursachte ihr Übelkeit. Kein Wunder, dass die Frau am Informationsschalter sie so mitleidig angesehen hatte, kein Wunder, dass die meisten Leute an der Bushaltestelle einen großen Bogen um sie herum gemacht hatten. Sie sah schrecklich aus. Und sie sah aus, wie das, was sie war: eine Streunerin, die überfallen und vergewaltigt worden war.
    Ihr Haar war nach den zwei Tagen, die sie im Bus verbracht hatte, fettig und zerzaust, es schrie nach Bürste und Shampoo. Ihr Kiefer, blau und an einer Stelle mit Schorf bedeckt, stand in starkem Kontrast zu ihrer unnatürlich blassen Haut. Um ihre Augen herum lagen tiefe dunkle Schatten, weil sie kaum geschlafen hatte. Ihre Kleidung war zerknittert.
    Wähend das Bild ihr vor den Augen zu verschwimmen drohte, streckte sie die Hände nach dem Waschbeckenrand aus und klammerte sich daran fest. In ihrem Kopf drehte sich alles. Abgesehen von dem halben Sandwich und zwei Plätzchen, die ihr die Frau im Bus neben ihr geschenkt hatte, war ihr Magen leer.
    Als sie den Mund auf machte, um tief Atem zu holen, vermischte sich der Schmerz, der von ihrem Kiefer ausging, mit Übelkeit. Sie hatte keinen Hunger, aber sie würde etwas essen müssen, andernfalls würde sie nicht weit kommen.
    Ihr Kinn war an der Stelle, wo

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