Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
den Kopf zu werfen.
Und was sie selbst anbelangte, hatte sie Jacks Anwesenheit so in Verwirrung gestürzt, dass sie aus Versehen einer Kundin ein Glas Rotwein über den Schoß gekippt hatte. Gott sei Dank hatte die Frau einen Frisierumhang umgehabt, so dass nichts weiter passiert war.
Heute hatte Becky Lynn Sallie das erste Mal nicht nur nervös, sondern verärgert erlebt. Nach Geschäftsschluss trommelte sie die gesamte Belegschaft zusammen und hielt ihnen allen eine gehörige Standpauke.
Becky Lynn rollte ihre verspannten Schultern und ging ein letztes Mal durch den Salon, um zu sehen, ob sie auch nichts vergessen hatte. Sallie hatte sich mit einem Glas Wein in ihr Büro zurückgezogen, während alle anderen bereits nach Hause gegangen waren.
Alle außer Marty, wie Becky Lynn feststellte, als sie den Warteraum betrat. Ihre Kollegin hatte es sich auf einemder weißen Ledersofas bequem gemacht und blies, den Kopf in den Nacken gelegt, Rauchkringel an die Decke.
„Ich dachte, du bist schon weg.“
Die Friseurin schaute einem perfekten Rauchring nach, der gravitätisch nach oben schwebte und sich dann langsam auflöste. „Ich hab mich noch nicht entschieden, was ich jetzt mache.“
„Wie wär’s mit nach Hause gehen?“ schlug Becky Lynn vor und legte die Zeitschriften ordentlich auf zwei Stapel zusammen. Dann ging sie um den Tisch herum und machte auf der anderen Seite dasselbe.
„Daheim ist’s langweilig.“ Marty seufzte und drückte ihre Zigarette aus. „Was hast du denn jetzt vor?“
Becky Lynn grinste. „Nach Hause gehen.“
„Samstagnachmittag.“ Marty stöhnte angeödet und fuhr sich mit den Fingern durch ihr streichholzkurzes Haar. „Ich hasse Samstagnachmittage. Sie sind sterbenslangweilig.“
„Wieso? Manchmal finde ich Langeweile eigentlich ganz schön.“
Marty schnaubte verächtlich. „Total unkalifornisch so was. Jemand mit so einer Einstellung verdient es überhaupt nicht, an der Westküste zu leben.“
Becky Lynn lachte gutmütig und ging wieder in den Salon zurück und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Buffet zu, das aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Becky Lynn schüttelte missbilligend den Kopf und machte sich daran, das Chaos zu beseitigen. Da hatten ja die Tiere auf einem Bauernhof noch bessere Manieren als dieses Rockstargefolge. Sie scheuten sich nicht einmal, mit den Fingern in die Pasteten zu gehen, um auszuprobieren, wie sie schmeckten, ehe sie sie sich auf den Teller packten.
„Würg, kotz!“ ließ sich Marty, die Becky Lynn gefolgt war, angewidert vernehmen. „Ich hab schon gedacht, die würden nie mehr verschwinden.“
„Ging mir genauso.“ Becky Lynn warf kopfschüttelnd die Pasteten, die aussahen, als seien sie durch die Mangel gedreht worden, in den Abfall. „Von Leuten mit so viel Geld sollte man doch wohl ein bisschen mehr Stil erwarten können.“
„Tja, da sieht man eben mal wieder, dass das eine nicht notwendigerweise mit dem anderen zusammengeht“, murmelte Marty. „Leb erstmal eine Weile hier, dann wirst du schon auch noch draufkommen.“
Becky Lynn dachte an Mrs. Abernathy daheim.
„Becky Lynn, darf ich dich etwas fragen?“
Sie schaute über die Schulter zu Marty hinüber und nickte. „Frag ruhig.“
„Nun … „ Marty suchte offensichtlich nach den richtigen Worten. „Also, sei mir jetzt bitte nicht böse, aber ich wollte einfach nur wissen, ob … hast du eigentlich noch andere Klamotten außer denen, die du da anhast?“
Becky Lynn schaute an sich hinunter. Sie trug wie üblich ein verwaschenes T-Shirt und schlecht sitzende Jeans, dazu ihre Sneakers, die ihr mindestens eine Nummer zu klein waren. Ihre Wangen brannten plötzlich vor Verlegenheit, aber sie hob dennoch unerschrocken den Blick und sah Marty in die Augen. „Nicht viele. Nur das, was ich immer auf der Arbeit anhabe.“
„Das hab ich mir gedacht.“ Marty verengte die Augen, und gleich darauf ging ein Strahlen über ihr Gesicht. „Weißt du was? Auf der Melrose gibt’s ein paar ganz tolle Secondhand-Shops. Sie haben einfach alles, ich hab mir dort echt schon die absoluten Supersachen gekauft. Sie …“
„Ich kann mir im Moment keine Klamotten leisten. Aber trotzdem vielen Dank.“ Becky Lynn wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Buffet zu. Ein bisschen enttäuscht war sie allerdings schon. Es hätte ihr bestimmt Spaß gemacht, mit Marty einkaufen zu gehen, und es wäre schön, wieder mal ein paar neue Sachen zum Anziehen zu haben.
Marty zündete sich
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