Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
ist mit jedem Cent geholfen.“
Marty schwieg eine ganze Weile. Dann lehnte sie sich in ihren Stuhl zurück und sah Becky Lynn forschend an. „Du musst sie sehr vermissen. Meine Mom lebt drüben in Pasadena, und manchmal fehlt sie mir wie verrückt. Ab und zu, wenn ich mal besonders down bin, merke ich, dass mich niemand so trösten kann wie sie, wenn du verstehst, was ich meine.“
Becky Lynn kamen erneut die Tränen. Nein, sie wusste nicht, was Marty meinte. Solch ein Trost war ihr nie zuteil geworden. Verzweifelt versuchte sie die Tränen wegzublinzeln. Selbstmitleid brachte sie keinen Schritt weiter. Doch diesmal verlor sie den Kampf.
Als Marty bemerkte, dass Becky Lynn weinte, legte sie ihr mitfühlend eine Hand auf den Arm. „Tut mir Leid, Becky Lynn. Das hätte ich wohl nicht sagen sollen.“
„Ist schon okay.“ Becky Lynn wischte sich die Tränen ab. „Wie dumm von mir, zu heulen.“
„Überhauptnicht. Aber ich weiß, dass du darüber wegkommen wirst. Du bist stark.“ Marty zögerte einen Moment, dann schaute sie Becky Lynn forschend an. „Und warum bist du ausgerechnet hierher gekommen?“ wollte sie wissen. „Warum nach Südkalifornien? Es ist ein weiter Weg.“
Becky Lynn verschränkte ihre Finger über dem Knie. „Weil ich mir gedacht habe, dass es hier schön sein muss. Auf den Fotos, die ich gesehen habe, sah immer alles so strahlend aus, die Sonne und die Menschen und alles … ach, du verstehst schon, was ich meine. Ich dachte mir einfach, hier wäre ein guter Ort, um ein neues Leben anzufangen.“
„Ebenso wie Millionen andere auch.“ Marty leerte ihr Glas. „Und? Hast du es schon bereut?“
„Nein.“ Zum ersten Mal, seit sie sich an den Tisch gesetzt hatten, war es Becky Lynn möglich, Martys Blick gelassen zu begegnen. „Nein, überhaupt nicht.“
An schließend quetschte Marty sie nach ihren vorgeblichen Brüdern und Schwestern aus, ob sie beabsichtigte, wieder nach Hause zurückzugehen und wie es sich in Mississippi so lebte. Manche der Fragen beantwortete Becky Lynn ehrlich, bei anderen wiederum blieb ihr keine andere Wahl, als zu improvisieren. Ab und zu, besonders wenn sie gezwungen war, sich eine Antwort ganz und gar aus den Fingern zu saugen, verspürte sie leise Schuldgefühle, die sie jedoch sofort verdrängte. Gewiss war es nicht schön, Marty, die so nett zu ihr war, anzulügen, aber was blieb ihr anderes übrig?
In dieser Nacht, als sie in ihrem Motelzimmer im Bett lag, dachte sie lange über ihre Zukunft nach und welche Erwartungen sie mit ihr verknüpfte. Marty hatte sie gefragt, ob sie ihren Schritt bereut habe. Wie konnte sie? Sie hatte ein neues Leben begonnen, und seit heute hatte sie auch eine neue Vergangenheit. Und eine Freundin.
Einer ihrer Träume war schon in Erfüllung gegangen.
17. KAPITEL
„Guten Morgen, Red.“
Jack. Schon wieder. Becky Lynns Hand, die eben nach der Kaffeekanne greifen wollte, blieb in der Luft hängen. Einen Moment später begann sie zu zittern. In den ersten zwei Monaten ihrer Tätigkeit im Shop hatte er sich nicht ein einziges Mal blicken lassen, und jetzt schaute er fast jeden Tag rein. Und flirtete mit ihr.
Indem er sie so nannte, wie er sie eben genannt hatte. Red. Was wohl eine Anspielung auf ihr leuchtend rotes Haar sein sollte.
Früher, als Kind, war sie wegen ihres roten Haars immer wieder gehänselt worden. Doch so, wie er das Wort aussprach, klang es nicht wie ein Schimpfwort, sondern fast … zärtlich. Oder wie eine Art Kompliment.
Sie stutzte. Plötzlich kam sie sich töricht vor. Noch niemals hatte ein Mann mit ihr geflirtet oder ihr irgendwelche Komplimente gemacht. Männer hatten es bisher vorgezogen, sie einfach zu übersehen.
Mit Ausnahme von Ricky und Tommy.
Sie erschauerte und versuchte, schnell an etwas anderes zu denken. Zweifellos fand Jack Gallagher es lustig, mit ihr zu flirten. Er machte sich einen Spaß daraus. Ihr war zwar nicht klar, was ihn da ran so amüsierte, aber sie hatte sich geschworen, sich nicht anmerken zu lassen, wie unbehaglich sie sich in seiner Gegenwart fühlte.
Nachdem sie tief Luft geholt hatte, drehte sie sich um. Er stand mit leicht schräg gelegtem Kopf auf der Schwelle zum Aufenthaltsraum und schaute sie an.
„Hallo“, gab sie kurz angebun den zu rück und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
„Ist Kaffee da?“ Sie hörte ihn durch den Raum gehen, dann warf er irgendetwas auf den Tisch.
„Ich muss erst welchen machen.“
Er war nun auf gleicher Höhe mit
Weitere Kostenlose Bücher