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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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eine Zigarette an. Eine Weile war der leise Laut, der entstand, wenn Marty den Rauch ausstieß, das einzige Geräusch im Raum.
    „Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, weißt du das eigentlich?“
    Becky Lynn drehte sich überrascht um und sah Marty an. Glücklich hatte sie bisher noch niemand genannt.
    Angesichts ihres ungläubigen Gesichtsausdrucks musste Marty lachen. „Ja, ehrlich. Es ist wahr. Du bist so groß und dünn, du kannst wahrscheinlich alles anziehen, was du willst, es wird immer gut aussehen. Designer scheinen ihre Klamotten nur für lebende Kleiderständer zu entwerfen.“
    „Ein recht zweifelhaftes Kompliment, ein lebender Kleiderständer zu sein, finde ich. Aber dick bist du ja wohl auch nicht gerade.“
    „Ja, Gott sei Dank, ich habe eben auch Glück gehabt.“
    Becky Lynn nahm das schwer beladene Tablett und ging damit in die Küche.
    Marty folgte ihr. „Ich wette, du hast noch nie darüber nachgedacht, welcher Stil am besten zu dir passen würde.“
    Stil? Ich und Stil? Fayrene und Dixie und der Rest von Bend würden sich totlachen. „Dazu hab ich bisher noch keine Gelegenheit gehabt.“
    „Okay, dann hast du sie eben heute.“ Marty drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. „Komm, sei kein Spielverderber. Lass uns mal ein bisschen rumschauen, du wirst begeistert sein.“
    Becky Lynn lud das Geschirr in die Spülmaschine und stellte sie an, dann machte sie das Spülbecken sauber. Nachdem sie das Wasser abgedreht hatte, warf sie Marty einen verzweifelten Blick zu. „Hör zu, ich weiß ja, dass meine Klamotten völlig indiskutabel sind, aber ich hab echt kein Geld, Marty. Ehrlich.“
    Ihr Gegenüber hob missbilligend eine Augenbraue. „Du hast wirklich nichts? Keinen Cent?“
    „Kaum einen.“
    „Kaum ist besser als nichts. Mehr brauchst du nicht. Ich schwör’s dir.“
    Hin- und hergerissen zwischen Vernunft und dem Wunsch nach etwas Neuem, kaute Becky Lynn auf ihrer Unterlippe herum. Wie gern würde sie mitkommen, wenn auch nur, um sich einmal umzuschauen.
    Marty grinste Becky Lynn aufmunternd zu. „Na, komm schon. Und wenn du dir nichts kaufen willst, haben wir wenigstens ein bisschen Spaß. Ich wette meinen Kopf, dass du noch nie mit einer Freundin unterwegs warst, seit du hier bist.“
    Eine Freundin , dachte Becky Lynn einige Stunden später. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, eine Freundin zu ha ben. Oft wusste sie zwar nicht, wie sie sich verhalten oder was sie zu Martys deftigen Kommentaren die Männer betreffend, denen sie auf der Straße begegneten, beisteuern sollte, aber das war egal. Sie hörte einfach auf, darüber nachzugrübeln, und redete, wie ihr der Schnabel gewachsen war.
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so viel Spaß gehabt zu haben.
    Marty hatte mit dem, was sie in den Secondhand-Shops finden würden, nicht übertrieben. Becky Lynn erkannte, dass in Hollywood die Dinge für viele Leute nur reizvoll zu sein schienen, solange sie Neuigkeitswert besaßen.
    Auch in Bezug auf die niedrigen Preise hatte Marty den Mund nicht zu voll genommen. Sie kannte alle Geschäftsinhaber, die ganz offensichtlich Spaß daran hatten, ihr die Neueingänge vorzuführen und Dinge auszugraben, von denen sie glaubten, sie könnte Geschmack daran finden.
    Becky Lynn war völlig überwältigt von der Flut des Angebots und konnte sich zuerst gar nicht entscheiden, was sie anprobieren sollte oder welches Stück wozu passte. Schließlich bat sie Marty um Hilfe.
    Die riet ihr zu weichen Stoffen, leuchtenden Farben und eng anliegenden Formen, die Becky Lynns knabenhaft schlanke Figur betonten. Jedesmal, wenn Becky Lynn in einem neuen Kleid aus der Umkleidekabine trat, brach Marty in Bewunderungsrufe aus.
    Becky Lynn fühlte sich verunsichert. Ihr erschienen die Sachen für sie zu auffällig und zu ausgefallen. Und doch musste sie, wenn sie an sich hinuntersah, zugeben, dass sie sich … fast wie ein anderer Mensch fühlte. Plötzlich war sie nicht mehr Becky Lynn Lee, der weiße Abschaum aus Bend, Mississippi.
    Nicht etwa, dass sie sich eingebildet hätte, die Kleider machten eine Schönheit aus ihr, nein, über ihr Aussehen gab sie sich keinen Illusionen hin, aber sie ließen sie sich selbst vergessen und nahmen ihr die Bürde ihrer Vergangenheit von den Schultern. Und das war das Beste, was einem Mädchen wie ihr passieren konnte.
    Am Ende kaufte sie schließlich so viel, wie sie sich leisten konnte, und nahm sich vor, am Monatsende wieder

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