Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
später kommt, deshalb habe ich mir Zeit gelassen.“ Er musterte sie von oben bis unten. „Brianna hat gesagt, du würdest nicht kommen.“
Becky Lynn kreuzte die Arme über der Brust. „Ich hab mir’s anders überlegt.“
„Wie man sieht.“ Er grinste wieder. „Komm rein. Ich zieh mir nur rasch was über.“
Sie war vollkommen verunsichert. Warum war sie nur hierher gekommen? Was in aller Welt hatte sie sich dabei gedacht?
„Becky Lynn?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich … äh … ich warte lieber draußen.“
Er zuckte die Schultern. „Ganz wie du willst. Ich bereite unterdessen drin schon mal alles vor.“
Er wandte sich um und ging wieder hinein. Die Tür ließ er offen. Sie schaute ihm nach, und ihr Herz klopfte so stürmisch, dass sie befürchtete, er könnte es hören.
Sie atmete laut aus und rieb sich fröstelnd die nackten Arme, auf der sich eine Gänsehaut gebildet hatte. Zumindest hatte er nicht versucht, sie zum Eintreten zu überreden. Und wenn sie es recht bedachte, gab es absolut nichts an seinem Verhalten, was ihr Anlass zu irgendwelchen Befürchtungen geben könnte. Und dennoch …
Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie durch den Türspalt spähte. Direkt vor ihr lag eine Art Foyer, an das das Studio grenzte. Rechterhand war das Schlafzimmer – die Tür stand offen, das Bett war ungemacht – und zur Linken die Küche. Auf einem kleinen runden Tisch stand eine Packung Cornflakes, daneben ein Kaffeebecher. Die Los Angeles Times war heruntergefallen und lag neben dem Tischbein auf dem Fußboden.
Nun wandte sie ihre Auf merk samkeit wie der dem Studio zu. Irgendwo hörte sie Jack herumrumoren, sie konnte ihn jedoch nicht sehen. Er pfiff vergnügt vor sich hin. Über den Boden schlängelten sich Kabel, Becky Lynn sah eine Kamera auf einem Stativ, Stehlampen und noch verschiedene andere Gerätschaften, von denen sie nicht wusste, wozu sie dienten.
Als er in ihr Blickfeld kam, registrierte sie erleichtert, dass er sich ein Hemd sowie leichte weiße Turnschuhe angezogen hatte. Jetzt drehte er sich zu ihr um, und sie duckte sich rasch weg. Ihr Herz klopfte schneller. Sie verschränkte die Arme über der Brust. Neugier begann an ihr zu nagen, und sie dachte daran, ihre Vorsicht aufzugeben und hineinzugehen.
Das letzte Mal hatte sie für ihren Leichtsinn einen hohen Preis bezahlen müssen.
Sie holte tief Atem und lugte erneut durch den Türspalt. Nun war von Jack nichts mehr zu sehen, doch sie konnte ihn hören. Die Minuten verstrichen. Plötzlich kam sie sich törichtvor. Gleichwohl wusste sie, dass es für ihr Verhalten gute Gründe gab.
Sie presste sich die Hände auf ihren Magen. Nicht jeder Mann wollte ihr etwas antun. Nicht alle Männer waren wie Ricky und Tommy. Schließlich entschloss sie sich trotz ihrer Angst, ihrer Neugier nachzugeben. Sie holte tief Luft und trat ein. Die Tür ließ sie sicherheitshalber offen.
Sie ging durchs Foyer, und erst als sie auf der Schwelle zum Studio stand, fiel ihr auf, dass sie auf Zehenspitzen lief. Jack schaute auf. Ihre Blicke begegneten sich, und er grinste, wobei sich Lachfältchen in seinen Augenwinkeln bildeten. „Dacht’ ich mir’s doch, dass du nicht widerstehen könntest.“
Sie verschränkte die Arme über der Brust. „Ja? Wieso?“
Er machte eine Handbewegung, die das ganze Studio umfasste. „Weil du neugierig bist. Und weil du dich für Fotografie interessierst.“
Sie hob das Kinn. „Wie kommst du denn darauf?“
Er öffnete die Rückwand einer Kamera, legte einen Film ein und klappte sie wieder zu. Dabei grinste er sie wieder an. „Na ja, schließlich bist du doch hier, oder? Obwohl du es eigentlich gar nicht wolltest.“
Nicht schlecht geraten. Ihr rechter Mundwinkelhob sich leicht, was Jack als schweigende Zustimmung deutete. Er lächelte.
„Im Übrigen“, fuhr er fort, während er die Kamera weglegte, „wäre jeder andere von Briannas Fotos begeistert gewesen. Nicht, um ihr nach dem Mund zu reden, sondern aus Überzeugung. Jeder andere hätte die Fotos tatsächlich für gut gehalten.“ Er sah sie forschend an. „Du hast ein gutes Auge. Wo hast du es trainiert?“
„Überhaupt nicht.“
„Ist dein Dad Fotograf oder so was?“
Oder so was war richtig. Sie schüttelte den Kopf. „Ich war bis heute noch nie in meinem Leben in einem Fotostudio. Und wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich …“, sie stockte, hob dann jedoch entschlossen das Kinn, „noch nie in meinem Leben auch nur
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