Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
ihr, lehnte sich gegen die Tischkante und gähnte ausgiebig. „Mach ihn richtig schön stark, ja? Ich kann’s heute Morgen brauchen.“
Ihr Pulsschlag begann sich zu beschleunigen. Seit ihrem ersten Zusammentreffen hatte sie es nach Möglichkeit vermieden, mit ihm allein zu sein. Nicht, dass er ihr jemals zu nahe getreten wäre. Das konnte sie sich von ihm auch nicht vorstellen. Und dennoch hatte sie Angst vor ihm.
Wenn er es darauf anlegt, könnte er dich mit Leichtigkeit überwältigen. Er ist tausendmal stärker als du. Sie maß mit dem Messlöffel Kaffee ab.
„Tut mir Leid, aber ich mache den Kaffee so, wie Sallie ihn gern trinkt.“
Er hüllte sich einen Moment lang in Schweigen. Sie warf ihm aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Er machte einen leicht verärgerten Eindruck.
„Dann mach ihn wenigstens heiß“, brummte er. „Es ist nämlich verdammt kalt hier drin. Da holt man sich ja Frostbeulen.“
„Mein Gott, Becky Lynn, bist du das wirklich?“
Erleichtert, Briannas Stimme zu hören, wirbelte Becky Lynn herum. Brianna, die heute etwas später dran war als sonst, stand auf der Schwelle und starrte Becky Lynn überrascht an. Becky Lynn schaute an sich hinunter. Sie trug eins ihrer neuen Kleider. „Ja.“
„Du siehst wirklich von Tag zu Tag besser aus.“ Brianna nickte anerkennend. „Und dein Geschmack ist auch gar nicht übel.“
Becky Lynn strich sich den Rock glatt. „Oh … Danke.“
„Ich schließe mich dem Kompliment an“, sagte Jack und zog amüsiert einen Mundwinkel nach oben.
„Mach mir das Leben nicht schwerer, als es sowieso schon ist, Jack Gallagher“, protestierte Brianna und warf ihr Haar zurück. „Komm lieber her und schau dir die neuesten Fotos an, die Bob mir spendiert hat.“
Die beiden ließen sich an dem Tisch nieder, und Becky Lynn wandte sich wieder der Kaffeemaschine zu. Während sie zuschaute, wie die schwarze Flüssigkeit vom Filter in die Kanne tröpfelte, versuchte sie, jedes Wort der Unterhaltung, die die beiden führten, aufzuschnappen.
„Und wie findest du sie? Sind sie nicht toll?“
„Sehr hübsch. Wie heißt denn der Fotograf?“
„Clark Kent.“ Jacks Lachen hatte einen leicht verächtlichen Unterton, und Brianna schnaubte empört. „Es ist sein Künstlername. Ich finde ihn gut, kurz und prägnant. Kennst du seine Arbeiten?“
„Könnte ich nicht behaupten.“
Becky Lynn schüttete den Kaffee in die silberne Thermoskanne um. Dann goss sie sich selbst eine Tasse ein, tat Milch und zwei gehäufte Teelöffel Zucker dazu und rührte um.
„Kann ich vielleicht auch eine Tasse haben? Es macht ja nicht viel Arbeit.“ Becky Lynn warf Jack einen Blick zu, er grinste. „Schwarz, bitte“, fügte er hinzu.
„Natürlich macht es ihr keine Arbeit. Sei so lieb und bring mir auch eine Tasse, Becky Lynn. Mit viel Milch und Zucker.“ Brianna hob nicht einmal den Blick. Anscheinend konnte sie sich von ihrem eigenen Anblick gar nicht mehr losreißen. „Es macht dir doch nichts aus, oder?“
Es machte ihr nichts aus, obwohl sie zweifellos im Moment die Einzige war, die ihrer Arbeit nachging. Aber egal, sie füllte zwei Tassen und trug sie zum Tisch.
„Willst du auch mal sehn, Becky Lynn?“ fragte Brianna und nahm Becky Lynn die Tasse aus der Hand.
„Was sehen?“ fragte Becky Lynn und schaute aus Versehen Jack an. Als ihre Blicke sich trafen, hob er herausfordernd eine Augenbraue. Becky Lynn versteifte sich und konzentrierte umgehend ihre Aufmerksamkeit wieder auf Brianna.
„Das hier.“ Brianna deutete auf die Fotos, die ausgebreitet vor ihr auf dem Tisch lagen. „Big Bob hatte seine Spendierhosen an. Na, was sagst du dazu?“
Brianna war dazu übergegangen, ihren Gönner Big Bob zu nennen. Im Shop hatten sich alle köstlich darüber amüsiert, weil Bob nicht größer als einssechzig war – mit Schuhen. Das einzig Große an Big Bob war wohl sein Bankkonto.
Becky Lynn beugte sich vor und betrachtete die Fotos eingehend. „Willst du wirklich meine Meinung wissen?“
„Sicher.“ Brianna legte den Kopf in den Nacken und lächelte nachsichtig. „Warum nicht?“
Becky Lynn hob das Kinn. Die Aufnahmen zeigten Brianna in verschiedenen Kostümierungen und in allen erdenklichen Posen. „Wofür sind sie denn gedacht?“
„Für die Öffentlichkeit“, tat sich Brianna wichtig. „Wenn ich mich bei Castings bewerbe und so.“
„Oh.“ Während Becky Lynn ihren Blick wieder über die Fotos wandern ließ, überlegte sie, was sie sagen könnte.
Weitere Kostenlose Bücher