Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
eine Menge Kohle dafür locker gemacht. Wenn ich …“
„Hat er sie schon gesehen?“ erkundigte sich Jack. Sie schüttelte den Kopf. „Zeig sie ihm lieber nicht. Ich mach dir neue.“
„Du, Jack?“ Brianna umklammerte vor Begeisterung seine Hand. „Das willst du wirklich für mich tun? Ehrlich?“
Er präsentierte ihr ein Lächeln, das selbst Stahl zum Schmelzen gebracht hätte. Brianna war wieder versöhnt.
„Aber sicher. Warum denn nicht?“ Er zog ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf. Dann stand er auf und streckte sich. „Komm in mein Studio … sagen wir“, er überlegte einen Moment, „am Sonntag gegen elf.“
Brianna sprang wie von der Tarantel gestochen auf und fiel ihm jubelnd um den Hals. „Ich kann’s kaum fassen. Ich werde da sein – Sonntag um elf. Und … tausend Dank, Jack. Tausend Dank.“
Jack ging zur Tür, hielt dort noch einmal inne und drehte sich nach Becky Lynn um. „Wenn du Lust hast, kannst du auch kommen, Red. Ich könnte mir vorstellen, dass es dir Spaß macht zuzuschauen.“
Ohne auf eine Erwiderung zu warten, ging er hinaus. Während Becky Lynn noch auf die Tür blickte, die sich längst hinter ihm geschlossen hatte, fühlte sie sich so, als hätte ihr jemand mit dem Holzhammer auf den Kopf geschlagen.
Dieses Gefühl hielt den ganzen Tag an, und es gelang ihr nicht, es abzuschütteln, so sehr sie es auch versuchte. Und ebenso wenig konnte sie aufhören, darüber nachzudenken, warum Jack sie zu sich in sein Studio eingeladen hatte. Sie fand einfach keine Erklärung dafür. Die Einladung beunruhigte sie. Wenn sie daran dachte, fühlte sie sich hin- und hergerissen zwischen Neugier und Angst.
Und diese Zerrissenheit wuchs von Tag zu Tag, je näher es auf den Sonntag zuging. Sie hatte den dringenden Wunsch hinzugehen und wusste doch gleichzeitig, dass sie das niemals über sich bringen würde. Sie hatte versucht, mit Marty darüber zu reden, weil sie gehofft hatte, dass die Freundin ihr einen Rat geben könnte. Doch Marty hatte sich geweigert, über Jack zu sprechen. Sie hatte ihn einen Dreckskerl genannt und hatte sie, Becky Lynn, einfach stehen gelassen. Was sie in nur noch größere Verwirrung gestürzt hatte. Vor ein paar Wochen noch hatte Marty überhaupt nicht genug lobende Worte für Jack finden können. Und jetzt nannte sie ihn einen Dreckskerl.
Am Samstag ganz kurz vor Geschäftsschluss hatte Brianna Becky Lynn beiläufig gefragt, ob sie beabsichtigte, am nächsten Tag zu dem Shooting zu kommen. Becky Lynn hatte erwidert, dass sie es noch nicht genau wüsste. Brianna hatte die Schultern gezuckt und ihr Jacks Adresse aufgeschrieben. Nur für den Fall.
Der Sonntagmorgen war hell und klar. Becky Lynns erster Gedanke beim Aufwachen war das Fotoshooting. Natürlich würde sie nicht hingehen. Sie kletterte aus dem Bett und duschte. Beim Frühstück überlegte sie, wie weit es wohl von ihrem Motel bis zu Jacks Studio sein mochte. Als sie im Telefonbuch nach der Seite mit dem Stadtplan suchte, versuchte sie sich noch immer einzureden, dass sie es nur aus reiner Neugier tat.
Jacks Studio lag in Van Nuys, was, vor allem für kalifornische Verhältnisse, gar nicht weit von ihr entfernt war. Nicht dass das etwa eine Rolle gespielt hätte. Sie klappte das Telefonbuch zu. Natürlich würde sie nicht hingehen.
Um Viertel nach elf stand Becky Lynn vor Jacks Studio. Sie hatte es absichtlich so eingerichtet, dass sie eine Viertelstunde zu spät kam, weil sie sichergehen wollte, dass Brianna bereits vor ihr eingetroffen war. So schaltete sie jedes Risiko aus. Und was sollte ihr schon passieren, wenn Brianna auch da war?
Sie drückte auf die Klingel und wartete. Eine ganze Weile tat sich gar nichts. Nach ein paar Minuten hörte sie, wie irgendwo im Haus eine Tür zugeknallt wurde. Sie runzelte die Stirn und schaute auf die Uhr, ihr Pulsschlag begann sich zu beschleunigen. Irgendetwas stimmte nicht.
Wenig später wurde die Tür geöffnet, und Jack stand ihr barfuß gegenüber, ein Handtuch um den Nacken geschlungen und mit nacktem Oberkörper. Der oberste Knopf seiner Jeans sowie der Reißverschluss standen offen.
Mit einem leichten Grinsen um die Mundwinkel öffnete er die Fliegengittertür. „Hi, Becky Lynn.“
Becky Lynn stieß einen leisen Überraschungsschrei aus und trat rasch einen Schritt zurück. „Ich … ich … tut mir Leid, ich dachte, du hast … elf gesagt.“
„Hab’ ich auch. Aber Brianna hat vorhin angerufen, dass sie ein bisschen
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