Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Irgendetwas Beifälliges. „Sie sind wirklich hübsch, Brianna.“
„Wirklich hübsch?“ wiederholte die Kollegin stirnrunzelnd. „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
Becky Lynn wurde rot und war sich Jacks Blick, der unausgesetzt auf ihr ruhte, deutlich bewusst. Sie verlagerte ihr Gewicht vom rechten auf den linken Fuß. „Sie sind wirklich … entzückend, ehrlich.“
„Entzückend?“ Briannas Stimme war eine Oktave höher geklettert. „Hört sich aber nicht so an, als würden sie dir gefallen.“
Becky Lynn verschränkte die Arme über der Brust. „Warum interessiert es dich denn so, was ich von ihnen halte?“
„Es interessiert mich ja gar nicht.“ Brianna holte tief Luft. „Überhaupt nicht. Es ist ja nur, weil … na ja, ich kann mir eben einfach nicht vorstellen, warum sie dir nicht gefallen sollten. Sie sind doch wirklich erste Sahne.“
„Schau mal hier, Becky Lynn.“ Jack tippte auf einen Abzug und grinste. Wieder hatte sie das Gefühl, als wollte er sie provozieren. „Wie findest du das? Sei ehrlich.“
Sie starrte ihn an. Plötzlich war sie verärgert. Er wusste ganz genau, was sie dachte. Er wollte sie vorführen. Sie straffte die Schultern. „Okay … also … ich finde es ein bisschen … ich weiß auch nicht … unscharf.“
„Unscharf?“ kreischte Brianna. „Bist du des Wahnsinns?“
„Es ist einfach nur meine Meinung. Tut mir Leid.“ Becky Lynn trat einen Schritt von dem Tisch zurück. „Ich gehe jetzt wohl besser wieder an meine Arbeit.“
Jack hielt sie auf. „Welche Aufnahme findest du denn am besten?“
Sie zögerte keinen Augenblick. „Die hier. Der Kontrast von Licht und Schatten gefällt mir, und sie sieht darauf so … lebendig aus.“
„Und auf den anderen sehe ich wohl tot aus, was?“ Brianna schnaubte empört und begann, ihre Heiligtümer einzusammeln. „Also wirklich. Ich …“
Um ihre Tirade zu stoppen, legte Jack beruhigend seine Hand auf ihren Arm. Sein Blick aber ließ Becky Lynn nicht los. „Und welches ist die schlechteste?“
Becky Lynn nahm sich Zeit. „Schwer zu sagen“, gab sie nach einer Weile zurück und hob den Kopf. Dann deutete sie auf eins der Fotos. „Ich finde, das hier.“
„Ermutige sie nicht auch noch, Jack!“ Briannas Wangen hatten eine scharlachrote Färbung angenommen, während sie eilig ihre Fotos zusammenschaufelte. „Also ehrlich! Eine Hinterwäldlerin aus Mississippi! Was versteht die denn schon davon? Ich hätte niemals so …“
„Sie hat Recht.“
Brianna warf den Kopf zu ihm herum, auf ihrem Gesicht lag Fassungslosigkeit. „Was sagst du da?“
„Sie hat Recht. Die Aufnahmen sind Schrott.“ Er nahm ihr die Fotos aus der Hand und warf sie Stück für Stück auf den Tisch. „Kein Kontrast, viel zu gestellt, uninteressant, zu wenig Tiefenschärfe. Erkennst du hier vielleicht irgendwo eine Struktur? Zeig mir auch nur einen einzigen außergewöhnlichen Blickwinkel, einen einzigen charakteristischen Gesichtsausdruck. Du siehst aus wie eins von den Millionen hübscher Mädchen, die man auf Schritt und Tritt hier findet. Nicht eine der Aufnahmen zeigt mir, was an Brianna Jones Besonderes ist.“
„Aber du hast gesagt … Vorhin hast du …“
„Vorhin habe ich gelogen. Ich wollte mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen, weil’s mich im Grunde genommen ja auch nichts angeht. Wenn du zu einem völlig untalentierten Fotografen gehst, ist das deine Sache. Aber da Becky Lynn nun mal so ehrlich ihre Meinung gesagt hat, kann ich nicht dahinter zurückstehen.“
„Aber … aber …“ Brianna war den Tränen nahe. Plötzlich verspürte Becky Lynn Mitleid mit ihr. So deutlich hätte Jack nun auch wieder nicht zu werden brauchen. Es erschien ihr wie eine unnötige Grausamkeit, aber sie wusste gleichzeitig, dass Jack sie, Becky Lynn, nicht hätte übertrumpfen können, ohne Brianna wehzutun.
Aus seiner Sicht hatte es wohl sein müssen. Gleich wohl schien es auch ihm jetzt Leid zu tun, denn er legte seine Hand auf die von Brian na und drückte sie tröstlich. „Sie werden dir einfach nicht gerecht, Brianna, verstehst du?“ Er senkte seine Stimme. „Du bist viel zu schön, um dich an einen so miesen Fotografen zu verschwenden.“
Becky Lynn beobachtete amüsiert, wie Briannas Tränen umgehend versiegten, und als die Kollegin nun den Blick hob, um Jack anzusehen, stand beruhigenderweise wieder der gewohnte Ausdruck der Anbetung in ihren Augen. „Aber was soll ich denn jetzt machen? Big Bob hat
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