Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene Seele

Gefangene Seele

Titel: Gefangene Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
Vom Netzwerk:
sich, eine Gabel voll Salat zu essen. Er kaute und schluckte, dann zwinkerte er Jade zu. “Nicht schlecht – wenn du auf warmen Salat und kaltes Hühnchen stehst.”
    Jade verzog das Gesicht.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend stach Luke in die Sahnehaube seines Kuchens und tupfte ihr einen Klecks auf die Nase.
    Jade war so überrascht davon, dass sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Dann nahm sie die Serviette von ihrem Schoß und wischte sich die Sahne ab, bevor sie sich umsah, ob einer der anderen Gäste den Zwischenfall bemerkt hatte.
    “Warum hast du das getan?”
    Er grinste. “Weil ich mein Essen mit meiner Freundin teilen wollte.”
    Es war jenes Lächeln, das für Jade den Ausschlag gab. Wenn sie gewusst hätte, wie sie ihre Gefühle benennen sollte, dann hätte sie geschworen, dass in diesem Augenblick die Mauern um ihr Herz einen ersten Riss bekommen hatten.

12. KAPITEL
    J ohnny Newtons Mietwagen war eine graue viertürige Limousine. Der Wagen passte gut in die Gegend und fiel nicht weiter auf, als er damit durch die Nachbarschaft und an dem Grundstück von Sam Cochrane vorbeifuhr. Dann bog er in die Auffahrt des gegenüberliegenden Hauses ein.
    Es war ein altes Gebäude, das um 1900 im Tudor-Stil erbaut worden war. Die bisherige Besitzerin, eine vierundsiebzigjährige Witwe namens Mabel Tyler, lebte hier seit über vierzig Jahren. Johnnys Recherchen zufolge war Mabel zwar reich, hatte sich aber nach dem Tod ihres Gatten zurückgezogen. Sie hatte weder Kinder noch irgendwelche Verwandten in der Nähe, und ebenso wenig hatte sie einen geregelten Tagesablauf. Einmal in der Woche kam eine Reinigungskraft, am Montag, und da heute Dienstag war, hatte Johnny fast eine ganze Woche, bevor er sich darüber Sorgen machen musste, entdeckt zu werden. Deswegen war dieses Versteck für seine Zwecke perfekt.
    Ohne zu zögern, lenkte er den Wagen auf das Grundstück und fuhr um das Haus herum, wo sich die einzeln stehenden Garagen befanden. Dann parkte er auf einem freien Platz. Nachdem er seinen Koffer aus dem Kofferraum geholt hatte, machte er sich auf den Weg zur rückwärtigen Tür. In weniger als einer Minute hatte er das Schloss geknackt.
    Als er im Haus war, hielt er für einen Moment inne, um sich zu orientieren. Es roch noch nach Kaffee, und neben dem Toaster lagen noch einige Krümel auf dem Küchentresen. Scheinbar hatte er das Frühstück mit Mabel verpasst. Schade. Es wäre vielleicht interessant gewesen, sie näher kennenzulernen, aber er hatte eh nicht genügend Zeit für einen Plausch. Er trug seinen Koffer durch den Flur und dann die Treppe hinauf. Er schien die Wahl zwischen zahlreichen Schlafzimmern zu haben, aber erst einmal musste er seine Gastgeberin zu Gesicht bekommen.
    “Mabel, bist du zu Hause?”
    Sekunden später trat eine ältere Frau in den Flur, die ein Kopfkissen und einen Bezug in den Händen hielt.
    “Ach, du machst gerade die Betten?”, fragte Johnny.
    Mabel presste sich das Kissen an die Brust, als der Mann auf sie zukam.
    “Wer sind Sie? Wie sind Sie in mein Haus gekommen?”
    Er lächelte. “Oh, das war nicht schwer. Ich bin Johnny Newton. Ich habe das Schloss deiner Hintertür aufgebrochen.”
    Mabel rang nach Luft und ließ das Kissen auf den Boden fallen, als sie rückwärts in das Zimmer ging, aus dem sie gekommen war. Sie wollte zum Telefon, aber Johnny hielt sie auf, bevor sie den Hörer abnehmen konnte. Dann brach er ihr das Genick ohne eine überflüssige Handbewegung. Als er sie sich über die Schulter wuchtete, sah er sich zum ersten Mal im Zimmer um.
    “Ach, Mabel … hübsch hast du es hier”, murmelte er und begann, wieder ins Erdgeschoss zu gehen.
    Angesichts der Sommerhitze musste er Mabels Körper so weit entfernt wie möglich von den wichtigsten Räumen des Hauses deponieren. Alle alten Häuser wie dieses waren voll unterkellert und hatten eine Menge Kammern und Winkel. Das sollte also kein Problem sein.
    Wie vermutet fand er die Tür zum Keller direkt in der Waschküche in demjenigen Teil des Hauses, der früher einmal der Bedienstetentrakt gewesen war. Er schaltete das Licht am Kopf der Treppe an und trug sie hinunter.
    Der alte Kohleofen, der zuvor das Haus geheizt hatte, war durch eine moderne Zentralheizung ersetzt worden, aber es gab einige kleine Kammern unter der Treppe. Er suchte sich die Kammer aus, die am weitesten von der Treppe entfernt war und ließ den leblosen Körper der Frau neben eine Kiste fallen, die einen

Weitere Kostenlose Bücher