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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Ashaya.
    „Du warst mit Gefühlen interessanter.“
    Ashaya ballte die Fäuste. Dorian drückte sich von der Wand ab und spielte mit seinem Messer, um Amaras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Haben Sie schon einmal getötet?“, fragte sie ihn.
    „Ja.“ Um diejenigen, die er liebte, zu retten. Und einmal aus Rache.
    „Wie hat es sich angefühlt?“ Kalte, wissenschaftliche Neugier.
    Er balancierte das Messer mit der Spitze auf einem Finger. „Warum fragen Sie? Wissen Sie es denn nicht selbst?“
    Ein Achselzucken. „Es hat mich nie interessiert.“
    Er glaubte ihr. Ashayas Schwester war eine Bestie, aber von einem anderen Schlag als ein Serienmörder. Sie würde nicht durch die Straßen streifen und das Blut Unschuldiger vergießen. Noch würde sie einfach zum Spaß jemanden missbrauchen oder foltern. Aber sie war sicher fähig, im Namen der Wissenschaft, der Forschung jede nur denkbare Grausamkeit zu begehen, das erkannte er deutlich. Und das wahrhaft Schreckliche daran war, dass sie auf diesem Wege auf Fragen Antworten finden konnte, nach denen es die Menschheit seit Jahrhunderten vergeblich verlangte. Ein genialer Geist, dem weder Gewissen noch ethische Überlegungen Beschränkungen auferlegten. Und der keine Schwäche hatte … bis auf eine.
    „Würden Sie zulassen, dass der Rat Ashaya tötet?“, fragte er.
    Etwas wie ein Urinstinkt leuchtete in den Tiefen der blaugrauen Augen auf. „Ashaya gehört mir.“ Wie ein Kind, das auf seinen Besitz pocht. „Sie wird immer nur mir gehören.“
    „Nein“, sagte er, klappte das Messer wieder zusammen und ließ es zurück in die Hosentasche gleiten. „Sie können nicht mehr in ihr Bewusstsein eindringen.“
    Zum ersten Mal wehrte sich Amara gegen ihre Fesseln. „Ich kann sie spüren.“
    „Das weiß ich.“ Aber er wusste auch noch etwas anderes. „Doch ein stärkeres Band schnürt die Verbindung zwischen Ihnen ab.“
    Amara zischte. „Der Junge?“ Sie schniefte verächtlich. „Den habe ich früher für eine Gefahr gehalten, aber er stammt von mir, ist ein Teil von mir. Das Band zwischen ihnen ist auch meines.“
    Dorian sah, wie in Ashaya vor Erleichterung die Spannung nachließ. Er fühlte dieselbe Erleichterung. Zwar traute er den Leoparden vollkommen zu, Keenan vor ihr in Schutz zu nehmen – und solange sie dafür zuständig waren, würde Amara nicht einmal in die Nähe des Jungen gelangen –, doch nun mussten sie sich wenigstens um Amaras böse Absichten ihm gegenüber keine Sorgen mehr machen. Doch hier ging es gar nicht um Keenan. Darum war es nie gegangen.
    „Sie können es spüren“, sagte er zu ihr und hielt ihrem Blick stand, der ihm vertraut sein sollte, aber doch so fremd war. Sie hatte sogar die Haare genauso geflochten wie Ashaya, hatte denselben außergewöhnlichen Hautton. Aber er würde die beiden niemals miteinander verwechseln. In Amara gab es eine Leere, ein eigenartiges Loch, das alles um sie herum in sich hineinsaugte. „Sie wissen ganz genau, wovon die Rede ist.“
    Stillschweigen, dann erschien ein kleines, böses Lächeln auf ihrem Gesicht. „Aber es ist nicht vollständig. Sie hat sich für mich entschieden.“
    „Glauben Sie wirklich?“ Dorian hob den Kopf, denn er hatte die Witterung des Rudels wahrgenommen. Er ging zu Ashaya hinüber und nahm ihre Hand. „Gehen wir, meine Schöne.“
    Sie sah zu Amara. „Dorian, ich …“
    „Schsch.“ Er hob ihre miteinander verschränkten Hände an die Lippen und küsste ihre Finger. „Mach dir keine Sorgen.“ Er hatte nicht die mindeste Ahnung, was sie mit Amara anstellen würden, aber eines war sicher, ihr würde niemand in Ashayas Abwesenheit etwas zuleide tun.
    Amara lachte, und auch das klang boshaft. „Du lässt dich von einem Mann herumkommandieren? Meine Güte, es ist weit mit uns gekommen.“ Jedes Wort war kalt und ätzend.
    Aber der Spott hatte eine andere Wirkung als beabsichtigt. Jedes Zögern verschwand aus Ashayas Zügen, und sie sah ihre Schwester mit stahlharter Entschlossenheit in die Augen. „Soll ich mich stattdessen von dir herumkommandieren lassen?“ In der leise vorgebrachten Frage steckte so viel Wut, noch nie hatte er etwas Derartiges gehört. „Soll ich etwa zulassen, dass du auch noch meinen Verstand begräbst?“ Sie öffnete die Tür und trat hinaus.
    Nur Dorian konnte den Ausdruck auf Amaras Gesicht erkennen: Sie sah verloren und verwirrt aus. Als könne sie nicht begreifen, dass Ashaya irgendetwas oder irgendjemanden ihr vorzog. Doch

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