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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Amara kümmerte ihn jetzt nicht. Er folgte Ashaya nach draußen, sie stand nicht weit vom Haus entfernt auf dem weichen Kiefernnadelteppich des Waldbodens.
    Er warf ihr einen prüfenden Blick zu und wandte sich dann an Clay, einen der Rudelgefährten, deren Witterung er gerade eben wahrgenommen hatte. Clay hatte sich auf den Weg zu ihm gemacht, nachdem Mercy und er die medialen Soldaten aus ihrem Territorium geführt hatten. Mercy war inzwischen zum Sender geeilt, um Ashayas Auftritt vorzubereiten. „Amara ist vollkommen narzisstisch und hat überhaupt kein Gewissen“, sagte er zu Clay. „Die einzige Person, die ihr etwas bedeutet, ist Ashaya. Halte dir den Rücken frei.“
    Der Angesprochene kreuzte die Arme vor der Brust. „Genau wie der Rat, was?“
    Dorian musste wider Willen grinsen. „Genau. Wo bleibt die mediale Unterstützung?“
    „Kommt in etwa zehn Minuten. Aber Jamie ist auch da.“ Clay wies mit einer Kopfbewegung auf einen Mann, der gerade hinter dem Haus hervorkam und offensichtlich für die Sicherheitsüberprüfung zuständig gewesen war. Dieser sehr fähige Soldat hatte die Angewohnheit, seine Haare in Aufsehen erregenden Farbkombinationen zu färben – heute war es ein tiefes Indigoblau mit schwarzen und grünen Streifen. Auf Dorians Kopfnicken hin winkte er kurz, gesellte sich aber nicht zu ihnen, sondern ließ seine Augen mit raubtierhafter Wachsamkeit durch den Wald gleiten.
    „Ziemlich gesetzte Farben für Jamie“, kommentierte Dorian.
    „Er sagt, es sei seine Tarnung.“ Clay schüttelte den Kopf. „Um auf Sascha zurückzukommen – was zum Teufel erwartest du von ihr?“
    Dorian betrachtete die Frau mit den Wolfsaugen, die allein unter den Bäumen stand. „Ich muss wissen, ob Amara Aleine am Leben bleiben kann.“
    Er folgte seiner Gefährtin. Sie hatte sich zwar tiefer in die Schatten des Waldes zurückgezogen, aber er würde sie überall finden. Er umfing sie und zog sie sanft an seine Brust. Nach kurzem Zögern ließ sie es geschehen, aber sie zitterte immer noch vor Zorn. Der Leopard knurrte voller Respekt. Die Wut und der Schmerz dieser Frau waren unübersehbar.
    „Können wir fahren?“ Er hatte etwas anderes sagen, etwas anderes fragen wollen, aber sie hatte an diesem Tag schon genug durchgemacht. Und ihr stand noch Schlimmeres bevor.
    Sie nickte in seinen Armen. „Ich will es hinter mich bringen.“
    Sie lösten sich voneinander. Während sie zum Wagen gingen, merkte er, wie sie sich verwandelte, er konnte beinahe sehen, wie sie Schicht um Schicht die Maske einer gefühllosen Medialen auftrug. Als sie aus dem Wald hinausfuhren, saß sie bereits kerzengerade und fremd neben ihm. Der Leopard schäumte vor Wut.

 
    44
    Ashaya Aleine ist eine Gefahr für das Medialnet. Da die anderen Ratsmitglieder sich mehr um ihre Posten sorgen als um die Reinhaltung von Silentium, ist es wohl an mir, Aleine für ihren Verrat zu bestrafen. Für ein solches Verbrechen hat es von jeher nur eine Strafe gegeben: den Tod.
    – aus den verschlüsselten Aufzeichnungen des Ratsherrn Henry Scott
    Sascha traf nur wenige Minuten nach dem Aufbruch von Dorian und Ashaya ein. „Ich möchte da nicht hineingehen.“ Sie blieb zögernd an der hinter grünen Blättern verborgenen Tür stehen.
    Lucas legte mit einer liebevollen Geste den Arm um ihre Taille. „Was hast du denn?“
    „Der Wahnsinn, den sie ausstrahlt … er tut so weh.“ Sie rieb über ihre Brust, um den Schmerz zu lindern. „Doch gleichzeitig ist auch etwas sehr Hilfsbedürftiges darin.“
    „Sie vermisst vielleicht ihre Zwillingsschwester.“
    „Kann sein.“ Sascha biss sich auf die Lippen. „Seit ich das Medialnet verlassen habe, ist mir klar geworden, dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt. Es gibt alle möglichen Schattierungen von Grau. Aber ich weiß nicht, ob ich so viel Grau ertragen kann, Lucas.“ Ihr Brustkorb wurde eng, sie bekam kaum noch Luft.
    „Komm mit.“ Er deutete mit der Hand auf den vor ihnen liegenden Wald. „Lass uns ein Stück gehen. Clay und Jamie können auf sie aufpassen.“ Er nahm sie bei der Hand, und sie zogen sich in das gedämpfte Licht unter den großen Baumkronen zurück. „Das ist weit genug.“ Er stellte sich vor sie, als sie sich an einen starken Baumstamm lehnte, und legte die Hände neben ihrem Kopf auf den Stamm.
    „Kätzchen“, sagte er, und seine Wimpern umrahmten verführerisch die dunkelgrünen Augen. „Sascha, ich weiß genau, wenn du mir nicht zuhörst.“
    Trotz ihrer inneren

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