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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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blinzelte nicht. „Das war wohl zu erwarten – ich habe schließlich sechs seiner Wachen ins Koma geschickt.“
    „Werden sie überleben?“, fragte Ashaya.
    „Wahrscheinlich.“ Ein Achselzucken. „Er aber nicht.“ Sie sah Dorian mit ausdruckslosen Augen an. „Ich werde Sie töten.“
    „Nein, das wirst du nicht tun“, sagte Ashaya. „Du bist doch keine Mörderin.“
    „Das weiß ich. Dich werde ich ja auch nicht töten.“
    „Amara, du kannst niemanden ermorden.“
    Dorians Handy unterbrach die darauffolgende Stille. Er sah auf das Display. „Wir müssen gehen.“
    Ashaya sah Amara an. „Du brauchst eine Dusche.“
    „Ich werde dafür sorgen, dass sie eine bekommt“, sagte Dorian. Sascha würde aufpassen, dass Amara keine Tricks anwandte. Er hätte es vorgezogen, wenn Judd gekommen wäre, wollte ihn aber nicht von Keenan abziehen. Außerdem war Amara genau wie Ashaya noch im Medialnet. Und für dieses Netzwerk war Judd Lauren tot.
    Amara starrte ihre Zwillingsschwester an. „Ich habe deine Sendung gesehen. Du hast gelogen.“
    „Was hast du denn erwartet? Sollte ich zulassen, dass sie meinen Sohn weiter quälen?“ Zum ersten Mal hob Ashaya ihrer Schwester gegenüber die Stimme. „Oder sollte ich ihn deiner Gnade überlassen?“
    Für Dorian war es sehr interessant, dass Amara Ashaya in Bezug auf die Mutterschaft nicht widersprach. Stattdessen fragte sie: „Worüber willst du heute Lügen verbreiten?“
    „Ich werde meine Botschaft wiederholen, klarstellen, dass ich keine politischen Ambitionen habe.“
    „Es ist offensichtlich, dass du Gefühle hast.“ Amara blinzelte nicht. „Deine Augen verraten dich.“
    Sehr gut beobachtet, dachte Dorian – Amara Aleine war zwar eine Psychopathin, aber sie war keineswegs dumm. „Na und?“, sagte er. „Das Wichtige ist doch die Botschaft.“
    „In dem Moment, in dem meine Zwillingsschwester zugibt, dass ihre Konditionierung einen Bruch hat“, sagte Amara und hielt den Blick starr auf Ashaya gerichtet, „verliert sie ihre Glaubwürdigkeit. Der Rat muss ihre Anschuldigungen dann gar nicht mehr zurückweisen.“
    Dorian hatte das ungute Gefühl, daran könnte etwas Wahres sein. Er fing Ashayas Blick auf. „Hat sie recht?“
    Sie nickte widerstrebend. „Silentium ist auf vielen Ebenen Angriffen ausgesetzt. Die Leute wissen, dass es bei manchen versagt – es gibt Gerüchte über Gewalttätigkeit und Wahnsinn, aber für die große Mehrheit ist das Programm die unauslöschliche Wahrheit, für deren Erhalt sie kämpfen.“
    „Denn“, sagte Amara mit der absoluten Gewissheit, die Dorian nun schon an ihr kannte, „im Grunde haben sie alle Angst.“
    „Mediale haben doch keine Gefühle.“ Dorian lehnte sich an die Wand.
    Amara drehte sich zu ihm um, die schwarzen Pupillen hoben sich deutlich gegen die blasse Iris ab. „Das ist der schiere Hohn. Die Medialen klammern sich so sehr an Silentium, weil sie der Gedanke in Angst und Schrecken versetzt, die Bestien in ihren Köpfen könnten hervorbrechen und sie wieder auf eine Ebene mit euch Tieren stellen.“
    Sie wollte ein Spiel spielen. Doch er ging nicht darauf ein, sondern hob nur eine Augenbraue. „Aber Sie denken nicht so. Sie fühlen.“
    Sie sah ihn enttäuscht an. „Nein, das tue ich nicht. Ich bin eine Psychopathin. Ich kann Gefühle vortäuschen, aber in Wirklichkeit fühle ich nichts.“
    Ihn faszinierte diese klinische Selbstbeschreibung. „Woher wissen Sie das, wenn Sie noch nie gefühlt haben?“
    Amara sah ihre Schwester von der Seite an. „Ashayas Geist ist voller interessanter Winkel und Ecken, nicht wahr, große Schwester?“
    „Ich habe dir doch erzählt, dass sie herumspioniert hat“, sagte Ashaya, und er hörte, wie sehr es sie schmerzte. „Bevor ich lernte, sie abzublocken, beschattete sie mich den ganzen Tag. Aus diesem Grund hatte Silentium nie eine Chance, sich in mir festzusetzen.“ Die nächsten Worte waren an Amara gerichtet: „Du hast dich nie dem Programm unterworfen, nicht wahr?“
    Amara zuckte die Achseln. „Man kann so jemanden wie mich nicht konditionieren. Denn der theoretische Hintergrund von Silentium ist die Annahme, wir würden alle etwas fühlen.“ Sie sah wieder Dorian an. „Sie verbinden die schmerzhaften Stimuli – das strafende Feedback für ‚schlechtes‘ Verhalten – mit den Gefühlen. Da ich keine habe, zeigte die Konditionierung keinerlei Wirkung.“
    „Und du hast dafür gesorgt, dass sie bei mir ebenfalls keine Wirkung hatte“, sagte

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