Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
mal!“
Sie schaute nach hinten, Keenan hatte sein Gesicht zu einer merkwürdigen Grimasse verzogen.
„Das ist ja sehr interessant, mein Kleiner.“
Zufrieden nickte er. „Ich bin ein Leopard.“
„Natürlich bist du das.“ Sie sah Dorian an, der ein Lächeln unterdrückte. „Bist du aufgeregt, weil Noor da sein wird?“, fragte sie Keenan.
„Und wie! Wir werden Fangen spielen.“
Ashaya war selbst aufgeregt – Jon würde heute auch kommen. Als Keenan sich wieder seinem elektronischen Spiel zuwandte, sah sie nach vorn und berührte Dorian am Arm. „Bist du sicher, dass es Jons Psyche nicht schaden wird, mich zu sehen?“ Sie war schließlich auch Teil des Labors gewesen, in dem man den Jugendlichen gefoltert hatte.
„Der Junge wird nicht gleich dein bester Freund werden“, sagte Dorian geradeheraus. „Aber er weiß, dass du Noor und ihn rausgeschafft hast, und möchte sich bei dir bedanken.“
„Ich …“ Ashaya konnte den Satz nicht beenden, aus dem Nichts kamen Schüsse, trafen den Motor und die Reifen. Rauch stieg aus dem Motorraum auf, und der Wagen geriet ins Schleudern. Ashaya wollte nach Keenan greifen, aber er war zu weit entfernt. „Duck dich!“, sagte sie und bemühte sich, nicht in Panik zu geraten. „Hör auf mich, mein Kleiner. Duck dich.“ Sie unterstützte den Befehl telepathisch.
Er kauerte sich mit großen Augen auf dem Sitz zusammen.
„Tapferer Junge“, lobte sie ihn, Dorian hatte den Wagen wieder unter Kontrolle. „Halt dich fest“, sagte er und schaltete den Hooverantrieb ein.
Der Wagen schlingerte, fuhr aber weiter. „Mach schon, mach schon.“ Dorian raste die Straße entlang und bog in einen Waldweg ein, im selben Augenblick fing der Motor an zu stottern. „Raus hier.“ Er bremste, griff nach hinten und befreite den erstarrten Keenan aus seinem Kindersitz. Der Junge klammerte sich an ihn, Dorian stieg aus und rannte auf die Beifahrerseite hinüber.
„Wohin?“, fragte sie, ihr Verstand arbeitete mit kalter Präzision.
„Setz dich telepathisch mit Sascha in Verbindung“, sagte Dorian, drückte ihr Keenan in die Arme und öffnete den Kofferraum, um sein Gewehr herauszunehmen und noch zusätzliche Munition in die Taschen zu stopfen. „Sag ihr, wir seien in einen Hinterhalt geraten.“
Ashaya gestand ihm nicht, dass ihre telepathischen Fähigkeiten dazu nicht ausreichten. Stattdessen öffnete sie ihren Geist im Sternennetz und sandte ein Notsignal. Dorian nahm ihr den Jungen wieder ab und forderte sie auf, ihm in den Wald zu folgen. Im Medialnet hätte sie so etwas nie getan, aber dieses Netzwerk war so viel kleiner und bestand nur aus … Familie.
Amara antwortete als Erste, obwohl sie inzwischen hoch oben im Hauptsitz von Sierra Tech lebte und arbeitete.
Ich rufe Verstärkung.
Die Nachricht verbreitete sich über das ganze Netzwerk.
Sie rannten so schnell, dass Ashaya den Kontakt nicht mehr aufrechterhalten konnte, und ihn abbrach, um den Anschluss nicht zu verlieren. Dorians Geschwindigkeit war brutal hoch, aber sie wusste, er hielt sich ihretwegen noch zurück.
Gerade als sie befürchtete, sie könne keinen weiteren Schritt mehr gehen, blieb er stehen. Sie waren mitten in einem Wäldchen, aber da die Bäume nicht so dicht beieinander standen, hatte sie das Gefühl, nicht allzu weit von der Zivilisation entfernt zu sein.
„Hier“, sagte Dorian mit Kommandoton, ging um einen Baum herum und wies mit dem Kopf auf ein Loch zwischen den Wurzeln.
Sie setzte sich hinein und streckte die Arme nach Keenan aus. Dorian reichte ihr den Jungen, und ihre Blicke trafen sich. „Ich bin auf der anderen Seite in den Baumkronen. Ihr seid hier sicherer – wer auch immer sie sind, sie werden eher vermuten, dass ich euch dort oben in Sicherheit bringe.“ Er wies mit dem Kopf auf Keenan.
Sie verstand, was er sagen wollte – wenn irgendetwas geschah, würde Keenan alles mitbekommen. Sie musste also dafür sorgen, dass er nichts hörte. Mithilfe des mütterlichen Bandes schuf sie einen sicheren Kokon um ihn herum. Er fühlte sich sofort darin geborgen. „Der Rat?“, wagte sie flüsternd zu fragen.
Sein Gesicht zeigte einen grimmigen Ausdruck, als er den Kopf schüttelte. „Menschen.“ Er beugte sich vor und küsste sie flüchtig, legte Keenan liebevoll die Hand auf den Kopf. „Bewegt euch nicht.“ Er zog eine kleine Pistole hervor, die sie vorher nicht bemerkt hatte, und ließ sie hinter Keenans Rücken in ihre Hand gleiten.
Sie legte die Finger um den
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