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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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auf?“
    „Schwer zu sagen. Es ist irgendwie eigenartig – beim Rat wären es an einem Tag zehn, an einem anderen vielleicht keiner. Momentan verschwinden erst ein oder zwei und später wieder welche.“
    Clay hatte nichts für Drogenabhängige übrig – ganz egal, welcher Gattung sie angehörten –, aber wenn wieder ein verrückter Medialer frei herumlief, mussten sie es erfahren, um diejenigen zu schützen, die ihrer Obhut anvertraut waren. „Ruf mich an, wenn du Genaueres weißt oder wenn unter den Opfern Menschen oder Gestaltwandler sind.“ Der Rat würde sich schon selbst darum kümmern, wenn nur Mediale betroffen waren. Man konnte den Ratsmitgliedern vieles nachsagen, aber im Aufräumen von Unrat waren sie sehr effizient – es sei denn, es ging um einen ihrer sanktionierten Mörder.
    Clay unterbrach die Verbindung und berichtete Tally, was Teijan ihm erzählt hatte. „Im Augenblick scheint Aleine sicher zu sein.“
    „Ich will sie kennenlernen.“ Ihre Lippen wurden erneut zu einem dünnen Strich, als sie diese Bitte zum vierten Mal in einer Stunde wiederholte. „Ohne sie hätten wir Noor und Jon vielleicht nicht retten können. Ich muss mich bedanken, ihr meine Hilfe anbieten.“
    Mein Gott, sie konnte sehr stur sein, aber sein Anliegen war viel wichtiger. „Im Moment ist sie eine Gefahr.“ Er knurrte, als sie widersprechen wollte. „Sobald wir sicher sind, dass sie sauber ist, kannst du meinetwegen zum Kaffeekränzchen mit ihr gehen. Helfen tust du ihr sowieso – du gehörst zum Rudel.“
    „Was ist mit Keenan?“
    „Der schläft wahrscheinlich fest.“
    „Mach keine Witze. Ich meine später.“
    „Meinetwegen, wenn Sascha einen Besuch erlaubt. Bist du nun glücklich?“
    „Nein.“ Sie stand auf, ging um den Tisch herum und setzte sich auf seinen Schoß. „Du bist so ein Rüpel.“
    Seine Lippen zuckten. „Und du immer noch eine freche Göre.“
    Ashaya kam schlagartig zu sich. Im selben Augenblick erwachten auch ihre telepathischen Sinne, durch ihr jahrelanges Doppelleben war dieser Automatismus geschult worden. Sie besaß zwar nur schwache telepathische Kräfte, aber dennoch wusste sie, dass sie nicht allein war.
    „Sie sind wach“, sagte eine vertraute männliche Stimme. „Ich kann hören, dass sich Ihr Herzschlag verändert hat.“
    Sie drehte den Kopf. „Sie lügen.“
    Der gefährlich schöne Mann saß in einem Stuhl vor dem kalten Kamin, spielte mit seinem Taschenmesser und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sind Sie sicher?“
    Nein, das war sie nicht. Seine Augen durchbohrten sie. Sie konnte sich gut vorstellen, dass seine Sinne scharf genug waren, um eine Veränderung des Herzschlags wahrzunehmen – diese rein physiologische Reaktion entzog sich ihrer Kontrolle. Sie konzentrierte sich darauf, ihr Herz wieder im normalen Rhythmus schlagen zu lassen. „Mein Bein fühlt sich besser an.“ Sie beugte und streckte es, blieb aber auf dem Bauch liegen. „Mercy ist eine gute Ärztin.“
    Dorian ließ das Messer auf seine Fingerspitze springen, der kunstvolle Balanceakt nahm ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen. Ein einziger Ausrutscher und die scharfe Klinge würde Haut und Knochen durchtrennen.
    „Da wir gerade von Mercy sprechen“, sagte sie wie hypnotisiert von seinem eleganten Umgang mit dem Messer. „Wo ist sie?“
    Der Blick aus den blauen Augen war hart. Das Messer verschwand so schnell, dass sie es gar nicht richtig bemerkt hatte. „Sie waren ein paar Stunden weggetreten. Mercy hatte zu tun.“
    „Jetzt ist es …“ Sie sah auf die Uhr über dem Kamin. „… ein Uhr morgens.“
    „Da greifen uns die Medialen am liebsten an.“
    Sie setzte sich auf. „Verstehe.“
    „Ihre Augen haben die falsche Farbe.“
    „Sie haben mich doch nur einmal im Dunkeln gesehen.“
    „Ich habe Katzenaugen.“
    Anstelle einer Antwort stellte sie beide Beine nebeneinander auf den Boden und stand nach einem kurzen Zögern auf. Ihre Muskeln schmerzten, aber sie konnte stehen. Mercy hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Ashaya würde weder rennen noch einen Dauerlauf gewinnen können, aber sie war nicht mehr auf andere angewiesen. Insbesondere nicht auf einen Leoparden, der sie so scharf im Auge behielt, dass sie spürte, wie er das Tier gerade noch an der Kandare hielt. „Mein Sohn“, sagte sie, obwohl sie damit etwas von sich preisgab, aber sie konnte das Bedürfnis nicht länger unterdrücken. „Ist er wirklich noch am Leben?“
    Dorian warf ihr ein schmales Handy zu.

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