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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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anderen gehören?“
    Dorian zog die Mundwinkel nach oben, und ihr wurde klar, dass er durchaus charmant sein konnte. „Jetzt klingen Sie genau wie eine Mediale. Sauer, aber eiskalt.“ Er riss die Verpackung ab und schaltete den Organizer an. „Passwort eingeben.“
    Sie beugte sich vor und starrte auf den Bildschirm. „Geben Sie her.“
    Er legte das Gerät so auf seine Handfläche, dass sie darauf schauen konnte. Die intellektuelle Herausforderung reizte sie so sehr, dass sie keinen Streit über die Auslegung ihrer Bitte anfangen wollte. „Man hat mir keinen Code gegeben“, murmelte sie, „also muss es etwas sein, das nur ich wissen kann.“
    „Keenan?“ Diesmal klang es nicht wie ein Köder. Die Katze mochte offenbar Rätsel. Eine unerwartete Feststellung.
    „Nein.“ Erstaunt sah sie, wie nah er ihr war. „Das würde Ming LeBon als Erstes eingeben.“
    Dorian kniff die Augen zusammen und zog die Hand mit dem Organizer fort. „Eine Frage. Warum konnte der Rat Keenan dazu benutzen, Sie an sich zu binden?“
    Sie hätte lügen können, aber die Wahrheit würde es hier auch tun. Würde sein Bild von ihr als eiskaltem Monster ohne mütterliche Regungen verfestigen. Er musste sie weiter mit Abscheu behandeln, denn selbst der kleinste Hinweis auf Tauwetter bedrohte Silentium, ihren einzigen Schutz gegen Amara. „Ich habe schon an anderer Stelle für den Rat gearbeitet“, erzählte sie, „als die Ratsmitglieder mich um Mitarbeit am Programm 1 baten. Ich lehnte ab, weil ich mit den Zielen des Programms nicht einverstanden war. Keenan war zu der Zeit noch ein Kleinkind und lebte bei mir.“
    Dorians Nackenhaare stellten sich auf, denn was jetzt kam, war sicher schlimm, sehr schlimm.
    „Eines Nachts“, fuhr Ashaya unbewegt fort, „schlief ich in meiner Wohnung ein und erwachte im Zentrum. Sie sagten mir, sie hätten meine Eileiter durchtrennt.“ Ihr Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, aber Dorian sah, dass ihre Hände krampfhaft den holografischen Bilderrahmen festhielten, den sie heimlich aus seiner Reichweite hatte bringen wollen.
    Diese Geste alarmierte alle seine Sinne. Das erste Anzeichen, dass sie vielleicht, nur vielleicht, doch nicht die vollkommene Mediale war, für die alle sie hielten – ganz in Silentium gefangene Mediale machten keine unbewussten Bewegungen. Entweder diente diese Bewegung also dazu, ihn in Sicherheit zu wiegen, oder die M-Mediale Ashaya Aleine hatte mehr Geheimnisse, als irgendjemand ahnte. Und Dorians Katze mochte nichts lieber als geheimnisvolle Dinge.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder ihren Worten zu. „Das begreife ich nicht. Man kann es doch rückgängig machen, oder nicht?“
    „Bei dieser Methode ja.“
    „Also dann?“
    „Es ging nicht darum, mich unfruchtbar zu machen“, sagte Ashaya mit erschreckender Ruhe. „Sie wollten mir nur zeigen, dass sie die Kontrolle über mein Leben hatten, einschließlich meines Körpers. Sollte ich es jemals wagen, den Prozess rückgängig zu machen und schwanger zu werden, würden sie das Kind abtreiben lassen.“
    Zorn loderte in seinen Eingeweiden auf. Er ließ sie nicht aus den Augen, das Übelste kam erst noch. „Und wenn Sie sich immer noch widersetzten, würden sie noch weiter gehen?“ Diese Qualen, nie zu wissen, wann einem Gewalt angetan wurde, verschafften ihm einen Eindruck davon, wie stark diese Frau war.
    „Sie sagten, sie würden mir die Gebärmutter herausnehmen und dabei solche Narben hinterlassen, dass selbst ein geklontes Organ mir nicht helfen würde.“
    „In Ordnung“, sagte er und drängte das Bedürfnis zurück, sie zu berühren, ihr auf Gestaltwandlerart Trost zu spenden. „Damit wäre Keenan Ihr einziges Kind. Aber es gibt ja zwischen Ihnen beiden keine gefühlsmäßige Bindung. Warum sollte Sie das bei der Stange halten?“
    „Mediale haben eine geradezu fanatische Beziehung zur Abstammung. Wussten Sie das?“
    Er schüttelte den Kopf, die Veränderungen in ihrem Duft faszinierten ihn. Kalt und heiß. Als würde sie einen stillen Kampf ausfechten, um ihre Konditionierung aufrechtzuerhalten – aber ihr Gesicht blieb unbewegt. Sie war eine gute Schauspielerin, etwas, das er sich lieber merken sollte, dachte er und sagte: „Klären Sie mich doch auf.“
    Sie schien das wörtlich zu nehmen. „Unsere Gattung hinterlässt keine Kunstwerke, keine Musik, keine Literatur. Unsere Unsterblichkeit liegt nur auf den Genen, die wir unseren Nachkommen vererben. Sonst würde nichts von uns

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