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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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„Nichts.“
    Seine Nasenflügel bebten. „Dieses Nichts war in dir. Sind Sie eine Spionin, Ms. Aleine?“ Seine Augen glitzerten gefährlich. „Dein Geruch hat sich verändert.“
    Die Genauigkeit der Gestaltwandlersinne verblüffte sie. „Inwiefern?“
    „Viele Mediale“, sagte er und schnüffelte in einer Art an ihrer Schulter, die eindeutig nicht menschlich war, „haben diesen eigenartigen metallischen Geruch an sich, den Gestaltwandler nicht ertragen. Du nicht. Aber was immer gerade da war, kam dem sehr nahe.“
    Vielleicht hätte sie überlegen sollen, was dieser Geruch bedeutete und was er über Amaras Stärke aussagte, aber sie wandte sich nur dem ersten Teil seiner Bemerkung zu. „Ich stinke nicht, das ist doch gut.“ Sie blickte hinaus auf das Meer, die Dämmerung hatte eingesetzt. „Sonst könntest du mich nicht bewachen.“
    Dorian mochte den metallischen Hauch nicht, den er immer noch auf der Zunge spürte. Er griff nach Ashaya und drückte seinen Mund auf ihre Lippen, wohl wissend, dass er sie überrumpelt hatte. Hitze und Eis, würziger Honig. „Das war besser“, sagte er und zog sich zurück, bevor das Bedürfnis zu übermächtig wurde, seinen Mund auf andere, heißere Stellen zu drücken.
    Ashaya starrte ihn mit geschwollenen Lippen an. „Das war nicht abgemacht.“
    „Ich hab mich entschieden, Zinsen zu nehmen.“ Der eingeschlossene Leopard fuhr Krallen aus, die nie zum Einsatz kommen würden. Dorian spürte sie unter der Haut, in Furchen, die das lebenslange vergebliche Strecken geschlagen hatten. Die Bewegungen seines Tieres schmerzten, als risse die Haut von innen auf. Es hatte schon immer wehgetan. Aber Dorian hatte nie jemandem davon erzählt. Mitleid war das Letzte, was er akzeptieren oder gar zulassen würde.
    Sein Gestaltwandlerherz brachte ihn dazu, über Ashayas Schulter zu streichen. Heiße Schokolade und Sahne, warm und lebendig, er spürte es in seinen Fingerspitzen und seinem Blut. In ihren Augen las er weder Angst noch Schrecken, aber er spürte ein leichtes Zittern unter ihrer Haut. „Wie schlimm sind die Risse in deiner Konditionierung, Shaya?“
    Lange Zeit sagte sie nichts. Er legte die Hand auf ihren Arm und strich über die nackte Haut, genoss es, sie zu spüren, eine Reaktion hervorzurufen. Das Zittern hielt an, und sie schluckte mühsam.
    „Sehr schlimm“, flüsterte sie. „Das Fundament ist schon vor langer Zeit weggeschwemmt worden.“
    Er hatte nicht mit diesem Eingeständnis gerechnet. „Hältst du das für einen Defekt?“
    „Nein“, sagte sie und überraschte ihn schon wieder. „Mediale waren immer dazu bestimmt, Gefühle zu haben. Silentium ist ein Störenfried. Sein Schutz macht uns zu Krüppeln.“
    Es hielt im Streicheln inne. „Warum brichst du nicht völlig damit? Warum hältst du daran fest?“
    Ihre unheimlich klaren Augen sahen ihn fest an. „Weil Silentium die Bestien in Schach hält.“
    „Bist du eine?“ Er war noch näher gekommen, ihr exotischer Geruch – nach Honig und wilden Rosen – sickerte in seine Haut ein, nahm seine Sinne gefangen.
    „Ja.“ Kaum noch hörbar. „Ich bin eine der schlimmsten.“
    Diese Worte hätten die eigentümliche Vertrautheit zwischen ihnen zerstören sollen, aber das taten sie nicht. Dorian legte die Hand an Ashayas Wange, damit sie ihm das Gesicht zuwandte. „Welche Bestie rettete nicht nur einem, sondern drei Kindern das Leben?“ Er brauchte die Antwort auf diese Frage, die Absolution, die sie für ihn bereithielt.
    In seinen Träumen hörte er die Schreie seiner Schwester. Er wollte nicht auch noch hören, wie sie seinen Verrat beklagte. Sein Herz verkrampfte sich, als sich der Leopard zu einem festen Knäuel aus Schmerz und Trauer zusammenrollte, doch noch immer berührte seine Hand Ashaya. „Was hast du getan?“
    Sie hob die Lider. „Einen Großteil meines Lebens habe ich mich vor einen Psychopathen gestellt, damit er nicht entdeckt wurde, jemanden wie Santano Enrique.“
    Eine Welle von Wut brandete in ihm hoch, und seine Hand packte fester zu. Ein einziger Augenblick von Unbeherrschtheit hätte genügt, um ihr den Kiefer zu brechen. Fluchend ließ er sie los und stand auf, legte die Hände an die Balkontüren. Aber das kalte Glas konnte seine Wut nicht abkühlen.
    Im Augenwinkel sah er, dass Ashaya aufstand und fortgehen wollte. „Nein!“
    Sie erstarrte, als sie hörte, wie wenig menschlich seine Stimme klang. Vielleicht lag es daran, dass das Tier in ihm nun schon seit mehr als drei

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