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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ist eine Gefahr für deinen Sohn. Du liebst ihn mehr als dein Leben, und dennoch nimmst du sie in Schutz?“ Er verstand sie einfach nicht.
    Doch dann sagte Ashaya: „Sie ist meine kleine Schwester, ist eine Minute nach mir auf die Welt gekommen. Ich habe mein ganzes Leben auf sie aufgepasst.“
    Sein Herz wäre beinahe zerbrochen. Denn er kannte sich mit kleinen Schwestern aus. Er kannte diese unverbrüchliche Liebe, in Stein gemeißelt für alle Zeiten; allein der Gedanke, einem solchen Wesen etwas anzutun, war ein Gräuel. Man vergab kleinen Schwestern Dinge, die man anderen niemals im Leben verzeihen würde. Aber … „Was würdest du tun, wenn sie sich auf Keenan stürzte?“
    „Das weißt du doch.“ Ihre Worte waren nur noch ein Flüstern. „Ich würde sie töten. Und das würde mich vernichten.“
    Das ist der wahre Grund für ihre Flucht, dachte er, sie lief nicht weg, weil sie sich vor Amara fürchtete, sondern weil sie Angst davor hatte, ihre Schwester könnte sie in eine Ecke drängen, aus der sie sich nur durch einen Mord befreien konnte. Was für eine verflucht scheußliche Situation. „Wie kommt es, Shaya“, fragte er zu seinem eigenen Erstaunen. „Wie kommt es, dass du so bist, wie du bist, und sie …“
    „… eine Bestie?“, setzte Ashaya den Satz fort. „Ich weiß es nicht. Glauben Menschen nicht an so etwas wie eine Seele? Vielleicht ist diese fest an einen bestimmten Körper gebunden. Vielleicht sind wir einfach mit verschiedenen Seelen geboren worden.“
    Er spürte das gebrochene Herz, das sie zu verbergen suchte, und wünschte, er könnte ihr versichern, dass es nie zu diesem Kampf Schwester gegen Schwester kommen würde. Aber er hatte seine Illusionen schon vor langer Zeit verloren. Manchmal gewann das Böse. Manchmal starben kleine Schwestern.
    Das Bild von Kylies zerstörtem Körper stand ihm mit einem Mal wieder so lebendig vor Augen, dass er glaubte, einen Geist vor sich zu sehen, als in diesem Augenblick eine verletzte junge Frau vor ihnen auf die Straße stolperte. „Um Gottes Willen!“ Ashaya und er wurden in ihre Gurte und wieder zurück in die Sitze geschleudert, als der Wagen das Hindernis automatisch erkannte und zum Stehen kam.
    Dorian hatte sich in weniger als einer Sekunde wieder gefasst, schob seine Tür hoch und fing die junge Frau gerade noch auf, bevor sie zusammenbrach. In ihren Augen stand schon der verschleierte Blick des herannahenden Todes, ihr weißes Unterhemd war blutgetränkt und klebte an ihrem schlanken Oberkörper. Rohes Fleisch klaffte blutig an den Stellen, wo etwas mit brutaler Gewalt den Stoff zerrissen hatte.
    „Halte durch“, sagte Dorian und nahm die Frau auf die Arme, um sie ins nächste Krankenhaus zu fahren.
    „Sie reagiert nicht auf Telepathie.“ Ashaya stand so unter Schock, dass selbst ihre unglaubliche Beherrschtheit versagte.
    „Versuch’s weiter.“ Dorian stellte fest, dass ihr Herzschlag immer wieder aussetzte. Sie starrte ihn mit offenen Augen an, nahm ihn aber gar nicht richtig wahr, das spürte er. „Wer hat das getan?“, fragte er.
    Die Antwort war seltsam deutlich. „Mein Vater.“
    Die Verletzte hatte weiches, braunes Haar und goldene Haut. Und die pechschwarzen Augen einer Medialen in den Fängen des Todes. Dann verblassten ihre Augen, wurden grau, und ihr Körper erschlaffte. Dorians Muskeln spannten sich an, sein Herz verkrampfte sich. Aber die Erinnerungen, die dieser Anblick ausgelöst hatte, mussten warten. Leopard und Mann hatten im Augenblick nur eine Aufgabe: sich der Frau anzunehmen, die neben ihm stand und die die Hand der Toten ergriffen hatte. „Lass“, sagte er.
    Ashaya sah zu ihm auf. „Dorian …“
    „Sie ist tot. Innerhalb der nächsten Stunde wird ein Trupp Medialer zur Untersuchung anrücken.“ Diese Information hatte er von Sascha – der Tod war der einzige erlaubte Weg, das Medialnet zu verlassen. Mediale, die ohne Erklärung verschwanden, lösten eine Fahndung aus, die erst endete, wenn eine Leiche gefunden oder der Tod anderweitig bestätigt wurde. „Könnte auch eher sein, wenn sie noch einen telepathischen Hilferuf senden konnte. Du darfst nicht hier sein, wenn sie kommen.“
    Ashaya hielt immer noch die Hand des toten Mädchens. „Und was ist mit dir?“
    Er sah ihr in die Augen. „Ich kann sie doch im Dunkeln nicht allein lassen.“
    „Eine dumme und rein gefühlsmäßige Entscheidung“, sagte Ashaya, aber ihre Stimme zitterte. „Ich wünschte, ich hätte die Freiheit, mich auch

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