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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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schon aufgesprungen. Ashaya erwartete das inzwischen schon fast von ihm. Dorian konnte mit der Anmut einer Raubkatze warten, aber sein Leben bestand aus Bewegung. Er öffnete die hinteren Türen und sprang hinaus. Als er ihr die Hand reichen wollte, schüttelte sie den Kopf und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, er solle zu seinen Gefährten gehen. Ihre Schilde waren schon dünn wie Papier. Noch ein wenig mehr, und sie wären nicht mehr existent. Wie arrogant war es von ihr gewesen, zu glauben, sie könne ihr vorgetäuschtes Silentium immer aufrechterhalten.
    Ein Witz.
    Natürlich war das im Medialnet möglich gewesen. Dort gab es ja auch niemanden, der in jedem Augenblick von Gefühlen erfüllt war, keinen, der sie so herausforderte wie dieser Gestaltwandler. Außer der undefinierbaren Beziehung zu Amara hatte es nur einen wunden Punkt in ihrem Leben gegeben: Keenan. Und Ming hatte sie monatelang von ihm abgeschnitten.
    Sie presste die Lippen fest zusammen, als ihre Füße den Boden berührten; ganz egal, was auch passierte, sie würde sich von niemandem mehr von ihrem Sohn fernhalten lassen. Sie war fast zerbrochen, als die Verbindung zwischen ihnen gekappt worden war. Noch einmal würde sie einen solchen Verlust nicht ertragen.
    Die Verbindung!
    In dem ganzen Durcheinander hatte sie überhaupt nicht darüber nachgedacht, warum sie an diesem Morgen überhaupt gewusst hatte, wo Keenan sich befand. Die Verbindung war gerissen – nie würde sie diesen Schmerz vergessen –, als er aus dem Medialnet verschwunden war. Und da sie nie hätte existieren sollen, hatte sie auch keine Möglichkeit gehabt, danach zu suchen. Doch sie war erneut zustande gekommen. Diese Erkenntnis hatte jedoch nichts mit Logik zu tun, sondern war auf ihre Liebe zu ihm zurückzuführen.
    Sie spürte eine Hand an ihrem Rücken. Hörte Dorian ganz nah an ihrem Ohr. „Steig in den Wagen. Er steht da vorn.“
    Eine Minute später fuhren sie davon. „Dieser Weg zu Tammy dauert etwas länger“, sagte Dorian. „Ich möchte sicher sein, dass uns niemand folgt.“
    Dichte Wälder umgaben die Garnison, Dorian fuhr im Schatten unter den Bäumen und schaltete auf automatische Steuerung. Die meisten Waldgebiete waren nicht an das elektronische Navigationssystem angeschlossen, aber hier war man noch nahe genug an der Stadt für solche technischen Spielereien, jedenfalls solange man die Hauptstraßen benutzte.
    „Okay“, sagte er, fuhr die Handsteuerung ein, drehte sich zu ihr um und legte den Arm hinter ihren Kopf auf die Rückenlehne. „Erzähl mir von deiner Zwillingsschwester.“

 
    26
    Amara verzog die Lippen zu einem Lächeln, als Ming LeBons Gesicht auf dem großen Bildschirm am anderen Ende des Labors erschien. Dieses Labor lag irgendwo im Death Valley – sie hatten sie hierher gebracht, nachdem sie ihnen erzählt hatte, sie könne Ashaya nur finden, wenn sie sich im selben Staat wie diese befinde. Das war natürlich eine Lüge. Aber es hatte sie ihrer Schwester näher gebracht. „Ich nehme doch an, deine Jagd war erfolgreich, Ratsherr.“
    Ming sah sie mit diesen viel zu schwarzen Augen an. Im Kontrast dazu zierte die eine Seite seines Gesichts ein leuchtend rotes Muttermal. Irgendwelche Schwierigkeiten mit den Pigmenten, dachte Amara unbewegt. Nur sehr wenige Dinge konnten etwas in ihr bewegen.
    „Nein“, sagte Ming schließlich. „Deine Koordinaten waren nicht korrekt.“
    „Nein, wirklich?“ Amara spielte die Unschuldige. „Sie war aber genau da.“
    „Es gab Anhaltspunkte dafür, dass sie möglicherweise in der Gegend war. Aber das Netz hatte zu große Maschen.“
    „Aha.“ Amara lächelte und hob die Hände zu einer Geste der reinen Unschuld „Ich werde beim nächsten Mal versuchen, es besser zu machen.“
    „Mir wäre es lieber, wenn du mir erklären würdest, wie es dir überhaupt gelungen ist, sie zu lokalisieren.“
    Sie hob den Zeigefinger und bewegte ihn wie ein Kind hin und her. „Nein, nein, nein. Das wäre gegen die Regeln.“
    „Welche Regeln?“
    „Ach bitte, Ratsherr.“ Amara lachte auf, nicht spontan, sondern wohlüberlegt. „Wir wissen doch wohl beide, dass ich nicht ganz richtig im Kopf bin.“ Es bereitete ihr eine diebische Freude, seinen berechnenden Medialenverstand vorsätzlich zu beleidigen. „Aber meine Intelligenz ist davon nicht betroffen. Also behandle mich nicht, als hätte ich den IQ einer Rehabilitierten.“
    „Entschuldigung.“
    Sie wusste, dass dieses Wort keine Bedeutung hatte. Er

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