Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
waren wie blaue Flammen.
„Oder?“, fragte sie prompt, sie hätte es nicht tun sollen, aber sie konnte nicht widerstehen.
„Oder ich stille meinen Hunger.“
Sie schluckte.
„Rate mal, für welche Möglichkeit ich mich entschieden habe?“ Seine seidige Stimme ließ jede Faser in ihr erzittern.
„Die erste?“ Ihre Stimme war seltsam rau.
Er drückte sich an sie und sie spürte seine festen Schenkel. „Falsch.“ Er sah auf ihre Lippen. „Diesmal bekommst du keine Extrapunkte. Aber das geht schon in Ordnung – ich werde dir Zeit lassen … beim ersten Mal.“
29
In den düsteren Tiefen des Tenderloin-Viertels, das manche noch immer das dunkle Herz San Franciscos nannten, fand eine Übergabe statt.
„Vorsichtig“, zischte jemand, als einer der Kästen beinahe auf die Gasse gefallen wäre. „Wir haben nur zwei davon.“
„Mehr als genug“, spottete ein anderer. „Ein Treffer reicht doch.“
„Nicht bei deinen Schießkünsten“, sagte der erste. „Nimm dich zusammen.“
Zehn Minuten lang herrschte Schweigen, während alles an die richtigen Stellen gepackt wurde. „Venedig ist nur einverstanden, wenn wir die Sache durchziehen können, ohne die Aufmerksamkeit der falschen Leute zu erregen – erste Priorität ist, unerkannt zu bleiben.“ Der Sprecher vergewisserte sich, dass er verstanden worden war, bevor er auf die praktischen Details zu sprechen kam. „Ein paar von uns werden neue Betäubungsgewehre benutzen, deshalb sollten alle üben. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, Aleine zu erwischen, müssen wir vorbereitet sein. Wir haben nur einen Versuch.“
„Dann sollten wir uns vergewissern, dass wir das Ziel gleich beim ersten Mal treffen.“
30
Dorian trug kein Hemd, als er mir seine DNA gab. Ich konnte mich nur schwer konzentrieren. Selbst wenn ich nicht gewusst hätte, welchem Volk er angehört, hätte ich ihn für eine Raubkatze gehalten. Seine Bewegungen sind wie ein erotischer Tanz … aber vielleicht reagiere nur ich so auf ihn. Was würde geschehen, wenn ich alle Vorsicht außer Acht ließe und diese Katze streichelte – würde sie mir in die Hand beißen, oder würde sie schnurren?
– aus den verschlüsselten Aufzeichnungen Ashaya Aleines
Nachdem Ashaya Keenan eine Geschichte vorgelesen und ihm versichert hatte, sie würde zum Abendessen wieder zurück sein, brachte Dorian sie wieder in die sichere Wohnung. Von dem Versprechen zufriedengestellt, hatte der Junge gelobt, sich zu benehmen, bis sie in ein paar Stunden wieder da wären.
„Es ist wichtig, dass ich heute Nacht bei ihm bin“, sagte Ashaya, als sie vor der Fahrt noch kurz einen Imbiss zu sich nahmen. „Er muss wissen, dass ich da bin, wenn er mich braucht.“
Dorian widersprach ihr nicht – Kinder waren im Rudel das Wichtigste. Aber deshalb würde er noch lange nicht die scherzhafte Drohung vergessen, die er im Garten ausgesprochen hatte. Schuld und Zorn konnten ihn nicht mehr aufhalten – Ashaya Aleine würde ihm gehören. „Ich kann deine Sachen holen und sie hierherbringen.“ Er konnte sehr nett sein, wenn er in Stimmung war.
Sie sah ihn misstrauisch an. „Nein. Es ist besser, wenn sich Keenan gar nicht erst daran gewöhnt, dass ich jederzeit da bin. Für den Fall …“
Er küsste sie, widmete sich genussvoll ihren vollen, einladenden Lippen, die ihn zum Wahnsinn trieben. „Du solltest langsam darauf vertrauen, dass ich für deine Sicherheit sorge“, flüsterte er an ihrem feuchten Mund. „Sonst weiß ich nämlich nicht, wozu mein verletztes Ego fähig ist.“ Das war keine Drohung, sondern ein Versprechen.
Er hatte vor, ihr noch mehr über die Hege und Pflege des männlichen Egos beizubringen, wenn sie erst einmal in der Wohnung waren, aber als sie dort eintrafen, saß Faith oben auf dem Treppenabsatz, ihre Finger zupften nervös an dem grauen Schal, mit dem sie die roten Haare zurückgebunden hatte. Vaughn lehnte neben der Wohnungstür an der Wand.
Dorian schob sich vor Ashaya. „Was tut ihr beide denn hier?“ Vaughn war ein guter Freund, aber Dorians Beziehung zu Faith war etwas problematisch.
„Ich wollte mit dir reden“, sagte die Kardinalmediale und biss sich auf die Unterlippe. „Und mit Ashaya.“
Ein Anfall von Gereiztheit ließ seine Stimme rau klingen. „Das hier ist eine Zuflucht. Euch könnte jemand gefolgt sein.“
„Beleidige mich nicht“, sagte Vaughn, der immer noch lässig dastand, obwohl Dorian so offensichtlich aggressiv auftrat. „Niemand ist uns
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