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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Leoparden, dass sie so verdammt gut darin war. Das eingesperrte Tier in ihm mochte es nicht, wenn es ignoriert wurde.
    In diesem Moment drehte sich Ashaya um. „Hast du etwas gesagt?“
    Na, das war ja interessant. „Nein.“
    Sie sah ihn skeptisch an und wandte ihre Aufmerksamkeit dann wieder Faith zu. „Was haben Sie in dieser Vision oder dieser Rückschau denn gesehen?“
    „Ashaya, ich will ehrlich sein“, sagte Faith, die Härte in ihrer Stimme überraschte jeden zuerst einmal, wie Dorian wusste. „Nach dem, was Sie getan und uns erzählt haben, scheinen Sie zu den Rebellen zu gehören. Aber die Leute sagen nicht immer die Wahrheit.“
    „Das stimmt.“ Ashaya nickte. „Ich bin auch immer noch im Medialnet. Sie sollten mir also nichts sagen, was Sie vor dem Rat geheimhalten wollen.“
    „Und die erwischen Sie ziemlich sicher.“ Vaughn trank einen Schluck Kaffee.
    Ashaya rutschte unmerklich näher zu Dorian. „Ich bin eine M-Mediale“, sagte sie. „Meine Fähigkeiten sind größtenteils nicht aggressiv, auch wenn sie hohe Werte auf der Skala erreichen.“
    „Ja“, stimmte Faith zu und schwieg dann für kurze Zeit.
    „Was die Geheimnisse angeht, weiß zumindest eins der Ratsmitglieder sehr wahrscheinlich Bescheid, also selbst wenn etwas durchsickern würde …“ Ein beredtes Achselzucken. „Wie viel wissen Sie über den Netkopf?“
    „Er hält Ordnung im Medialnet“, antwortete Ashaya. „Organisiert und bändigt das Chaos. Manche meinen, er spioniere für den Rat, andere glauben, man schiebe ihm bloß menschliche Verhaltensweisen unter. Einigkeit besteht nur darin, dass er im besten Fall eine neue Wesenheit ist und sein Alter völlig im Dunkeln liegt.“
    „Er ist nicht allein“, erzählte Faith. „Als Silentium Verbreitung fand, wurde der Netkopf in zwei Hälften geteilt. Ein Teil ist gut, reagiert mitfühlend. Der andere, ich nenne ihn den Dunklen Kopf, besteht aus allen Emotionen, die unter Silentium abgelehnt wurden, hauptsächlich aus gewalttätigen.“
    „Denn die aggressiven, wütenden Gefühle sind uns am stärksten abtrainiert worden“, murmelte Ashaya.
    Faith nickte. „Als ich abtrünnig wurde, war ich hinter einem Mörder her. Er war voller Dunkelheit und abgrundtief böse. Diese Dunkelheit ist ein Anzeichen dafür, dass der Dunkle Kopf die Kontrolle ausübt – er bedient sich psychisch instabiler Wesen. Er entfacht nicht nur das Böse in ihnen, sondern erschafft auch die schlimmsten Serienmörder des Planeten.“
    Faith schien Ashaya nicht besonders zu schockieren. „Silentium schneidet uns von grundlegenden Aspekten unserer Psyche ab. Natürlich muss sich so etwas auch auf der geistigen Ebene spiegeln.“ Sie richtete sich auf. „Meine Zwillingsschwester“, sagte sie zu Faith. „Sie haben die Dunkelheit um meine Schwester gesehen.“
    „Ich weiß nicht, woher ich wusste, dass Sie es nicht waren“, sagte Faith, „aber manchmal ist es so in den Visionen – ich weiß bestimmte Dinge einfach. Und deshalb wusste ich auch, dass diese Frau nicht Ashaya Aleine war.“ Sie zögerte. „Sie tat schreckliche Dinge … ich sah Tod, Folter und Blut.“
    Vaughn stellte seine Tasse ab und beugte sich vor, um Faith auf die Schläfe zu küssen. Die V-Mediale lehnte sich an ihn, ließ Ashaya aber nicht aus den Augen. „War es eine Rückschau?“
    „Nein. Sie hat noch nie gemordet, niemals Blut vergossen“, sagte diese ohne Zögern.
    „Sind Sie sicher?“, fragte Vaughn.
    Dorian sagte dem Wächter nicht, er solle sich zurückhalten. Das brauchte er gar nicht. Die Katze knurrte vor stillem Stolz, als Ashaya Vaughn in die Augen sah. „Ja“, sagte sie, „ich bin ganz sicher. Wir sind nicht nur im Medialnet miteinander verbunden. In dem Augenblick, in der Sekunde, wenn Amara einen Mord begeht, würde mein Bewusstsein dieses Wissen in sich aufnehmen. Diese Grenze hat sie ganz sicher noch nicht überschritten.“
    „Ich glaube Ihnen“, sagte Faith sanft. „Aber sie wird es tun, wenn Sie die Zukunft nicht ändern.“
    „Vielleicht reißt meine Flucht sie in den Abgrund.“ Ashaya ließ mutlos die Schultern fallen. „Ich habe immer gewusst, dass ihre Episoden schlimmer werden, je instabiler meine Gefühlswelt ist.“
    Dorian hätte sie gern an sich gezogen und ihr befohlen, nicht länger zu leiden. Er biss die Zähne zusammen und sah Vaughn an. „War’s das?“
    „Ja.“ Der Wächter stand auf und zog Faith mit sich.
    „Warte“, sagte Faith und sah Ashaya in die Augen.

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