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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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gefolgt. Selbst wenn ich so senil geworden wäre, dass ich einen Verfolger übersehen hätte, so ist doch meine Gefährtin ausgezeichnet dafür geeignet, zukünftige Gefahren zu erkennen.“
    Dorian sah kurz zu Faith und nahm die leise Bitte in ihren unverwechselbaren, nachtschwarzen Augen wahr. Faith und er verstanden sich ohne Worte. V-Mediale hatten seit über hundert Jahren nichts anderes vorhergesehen als Markt- und Börsenentwicklungen. Vielleicht würde Kylie noch leben, wenn es anders gewesen wäre. Faith hingegen tat, was ihre Brüder und Schwestern nicht tun wollten, sie öffnete ihren Geist für das Gute und das Albtraumhafte in der Zukunft. Das rechnete er ihr hoch an.
    Er stieg die Treppe hoch, achtete aber immer darauf, dass Ashaya hinter ihm blieb, sie war unnatürlich still geworden. Vaughn schien diese Wirkung stets auf Leute zu haben, die ihn noch nicht kannten. Ganz anders als Dorian schaffte es der Jaguar nicht, harmlos zu wirken. Vaughn sah selbst dann tödlich aus, wenn er wie jetzt mit den Strähnen von Faiths rotem Haar spielte und auf seinen Lippen ein zufriedenes Lächeln spielte.
    „Ich dachte, man flirtet nur am Anfang einer Beziehung“, sagte Dorian, schloss die Tür auf und ließ Ashaya den Vortritt in die Wohnung.
    „Dann kann ich deine zukünftige Gefährtin nur bedauern.“ Vaughn ließ Faiths Haar los, ergriff aber ihre Hand. „Wenn du willst, kann ich dir Unterricht in Liebesdingen geben.“
    Dorian schnaubte empört und Faith lachte ungläubig auf. „Und wo solltest du das gelernt haben?“, fragte sie streng, lächelte aber.
    „Von dir, Rotfuchs, von wem denn sonst?“ Grinsend folgte Vaughn Dorian und Faith in die Wohnung und schlug die Tür mit dem Fuß zu.
    Ashaya stand schon am Herd und setzte Wasser auf. „Kaffee wäre jetzt nicht schlecht, nicht wahr?“, sagte sie, ihr Blick galt aber nicht Dorian, sondern Faith.
    Die V-Mediale ließ Vaughns Hand los und starrte erstaunt zurück. „Sie wussten es?“
    „Nein.“ Ashaya schüttelte den Kopf. „Aber bei dem Besuch einer V-Medialen sollte man lieber gewappnet sein. Sie sind doch Faith NightStar?“
    Faith nickte und stellte ihr Vaughn vor. Dorian fragte sich, ob die anderen beiden auch wahrnahmen, was er aus Ashayas Stimme herausgehört hatte – den Anflug von Panik. Er trat zu ihr und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Brauchst du Hilfe?“ Seine Beschützerrolle hätte ihm vielleicht merkwürdig vorkommen sollen. Aber das tat sie nicht. Es schien alles genau richtig zu sein.
    „Nein.“ Die Antwort klang stur, aber als sie aufsah, erkannte er die Wahrheit. Sie war voller Angst.
    Er sah Vaughn an. Man konnte kein privates Gespräch führen, solange der Wächter im Zimmer war, seine Ohren waren viel zu gut.
    „Macht es euch etwas aus, wenn wir auf den Balkon gehen?“ Vaughn öffnete bereits die Balkontüren.
    Dorian warf ihm einen dankbaren Blick zu, bei geschlossenen Türen würde der Straßenlärm ihre Stimmen übertönen. Sobald die andern beiden draußen waren, zwang er Ashaya, ihn anzusehen. „Jetzt sag schon, oder muss ich erst böse werden?“
    „Das bist du doch immer.“ Doch sie kam ohne Zögern in seine Arme, ihr Vertrauen besänftigte den Leoparden.
    „Hehe.“ Er beugte sich über sie und küsste sie flüchtig auf die Schläfe. „Wenn man die Zukunft kennt, kann man sie verändern.“
    „Ich habe mich nie vor Gefühlen gefürchtet“, flüsterte sie, „nur vor ihrer Wirkung – sie könnten Amaras Abartigkeit freisetzen, und wir würden beide sterben. Aber jetzt habe ich schreckliche Angst und würde dieses Gefühl gern zum Verstummen bringen.“
    Er dachte an das Blutbad im dem kleinen, weißen Haus, an die Leiche in seinen Armen. „Ich weiß.“ Auch er hatte diese Überlegungen angestellt. „Nach dem Mord an Kylie“, sagte er und öffnete einen Teil seines Herzens, den er bislang mit aller Kraft verschlossen hatte. „Nach ihrem Tod war ich so wütend, dass es mich innerlich fast aufgefressen hat.“ Seine Erinnerungen an diesen Tag waren wie ein Fass voller Fäulnis, Hass und Gewalt. „Aber ich wollte trotzdem niemals ohne Gefühle sein. Weißt du, warum?“
    „Nein.“
    „Wenn ich meine Gefühle auslöschen würde, würde ich auch Kylie auslöschen.“ Seine Arme schlossen sich fester um sie, die tief sitzende Wut flammte erneut auf. Er hatte Santano Enrique mit bloßen Händen das Herz aus dem Leibe gerissen, aber das hatte den Leoparden nicht zufriedengestellt.

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