Gefechte der Leidenschaft
zurückzukehren.«
»Ausgezeichnet«, sagte er und rieb seine Handflächen mit einem trockenen, raschelnden Geräusch aneinander. »Ich bin froh, dass wir einander endlich verstehen.«
Seine Lippen waren feucht und rot und ein irres Flackern glomm in seinen Augen. Lisette grauste es vor diesen Zeichen seines Triumphes oder auch seiner Krankheit, doch sie verbarg es so gut sie konnte. »Ich nehme an, nun sind Sie zufrieden.«
»In der Tat, und du wirst es auch sein, das schwöre ich. Wir wollen all das Hässliche vergessen, das zwischen uns vorgefallen ist, und miteinander leben, als weilte Eugene noch unter uns. Es wird fast wie in alten Zeiten sein, im Kreise meiner Familie.«
Lisette sah ihn mit ausdrucksloser Miene an. »Ich war nie Ihre Familie.«
»Ich habe dich aber dazu gezählt«, beharrte er. »Du warst wie eine Tochter für mich. Wie ein strenger Vater, der sein Kind insgeheim vergöttert, fiel es mir schwer, dich gehen zu lassen. Doch nun wollen wir es uns wieder miteinander gemütlich machen.«
Sein Eifer war beinahe rührend. Glaubte er wirklich, er könne alles, was er ihr angetan hatte, aus ihrem Gedächtnis streichen? Wenn ja, dann hatte er sie nie richtig gekannt. »Sie haben meine Bedingungen noch nicht gehört.«
»Sei nicht töricht, ma petite. Wie könnte es zwischen uns Bedingungen geben? Nein, ich bin es, der dir sagt, wie es weitergehen wird. Die Zeit arbeitet für uns, weißt du. Wenn wir uns beeilen, wird niemand etwas merken.«
»Uns beeilen?«
»Mit deiner Rückkehr, meine ich, und dem veränderten Verhältnis zwischen uns. Wir reisen umgehend nach Europa und bleiben dort ein, vielleicht zwei Jahre — das würde die Sache glaubwürdig machen, meinst du nicht auch? Solange mein Erbe innerhalb von achtzehn Monaten nach Eugenes Tod geboren wird, kann er immer noch als sein posthum geborener Sohn durchgehen.«
Sein posthumer Sohn...
Sie bekam Gänsehaut. Sie hatte gehofft, sein früheres Gerede darüber sei bloß eine Ausgeburt seines Zorns gewesen, denn etwas anderes anzunehmen war einfach unmöglich. Jetzt flüsterte sie: »Sie wollen also tatsächlich Ihren eigenen Enkel zeugen.«
»Es ist meine Pflicht. Deswegen habe ich dich als die Frau meines Sohnes akzeptiert. Er wusste, dass es mein sehnlichster Wunsch war, doch er hat mich mit boshaftem Vorsatz betrogen. Die Familie bedeutet mir alles, die Familie und mein Name. Er muss erhalten werden, mein Stammbaum muss bestehen bleiben.«
»Das ist obszön.«
»Es ist erforderlich!«
»Ursprünglich wollten Sie nur meine Mitgift und das Vermögen, das ich von meiner Mutter geerbt habe. Und das sollte auch reichen.«
»Das wird mir natürlich auch gehören und ich werde es sofort auf meinen Namen überschreiben lassen. Doch das ist jetzt nicht vordringlich. Mein Sohn ist tot und ohne unseren kleinen Trick wird mein Name mit ihm sterben. Du hast es nicht geschafft, Eugene an dich zu binden, ihn seiner irischen Hure abspenstig zu machen. Aber ich finde dich anziehend und werde mich deiner wie erwähnt bedienen. Ich bestehe darauf und du wirst dich mir nicht widersetzen, wie mein Sohn es tat.«
Er hatte völlig den Verstand verloren und damit auch jedes Gefühl für Anstand. Lisette wusste, was der Grund dafür war, denn Eugene hatte es ihr erzählt. In den Bordellen der Stadt hatte er sich eine Krankheit geholt, die mittlerweile seinen Geist zerrüttete. Er hatte damit seine Frau angesteckt, sodass sie nach Eugene keine weiteren Kinder mehr bekommen konnte und schließlich daran - und an der Schande - gestorben war. Die Krankheit hatte Moisants Frau, die Liebe seines Sohnes und seinen Verstand vernichtet, doch sie, Lisette, würde ihr nicht zum Opfer fallen.
»Nein«, sagte sie einfach.
Moisant machte einen Schritt auf sie zu. »Dieses Wort möchte ich aus deinem Mund nicht mehr hören. Nimm es gefälligst zurück.«
»Nein, das werde ich nicht tun. Sie haben mir Ihre Vorstellung von der Zukunft geschildert, nun werde ich Ihnen sagen, was wirklich geschehen wird.«
»Wie kannst du es wagen?«
Sie wagte es, weil sie erkannt hatte, dass sie ihr Leben selbst bestimmen konnte, wenn sie nur wollte. Das hatte sie eigentlich immer gewusst, doch nun — und das war viel wichtiger — fühlte sie es auch.
Das hatte sie Caid zu verdanken, dachte sie. Er hatte sie unter seine Fittiche genommen und unter seinem Schutz war sie aufgeblüht wie eine Blume unter einem Glassturz.
Außerdem hatte sie gesehen, wie er, aus den Abgründen des
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