Gefechte der Leidenschaft
dich, dass es mir wie eine Ewigkeit vorkam. Als ich dich endlich kommen hörte, warf ich meinen Umhang ab und versteckte ihn hinter einem Grabstein. Dann legte ich mich auf Eugenes Grab und hoffte, dass du mich finden würdest.«
Am Fenster schnappte Agatha hörbar nach Luft, ansonsten unterbrach kein Laut die Stille. Caid stand völlig bewegungslos, sein Gesicht verriet nichts. Lisette suchte lieberhaft nach Erklärungen, Entschuldigungen, Gründen, doch nichts fiel ihr ein, was sie ihrem Geständnis hätte hinzufügen können.
Endlich rührte sich Caid und strich sich mit der Hand über das Gesicht. »Moisant hat dich also nicht verfolgt, um an dein Geld zu kommen? Er hat dich nicht eingesperrt und beleidigt?«
»Doch, das hat er natürlich getan. Er gab mir sogar einmal Laudanum, als er mich eingeschlossen hatte und fürchtete, seine Gäste könnten meine Hilferufe hören. Aber mich auf dem Grabstein zum Sterben abzulegen, das hat er sich nicht zu Schulden kommen lassen. Und er hätte es auch nie getan, denn dann wäre allgemein bekannt geworden, wie schlecht er mich behandelte, und außerdem hätte er sich damit jeden Zugang zu meinem Vermögen verbaut.«
»Es war also keine Fügung des Schicksals, dass ich dich dort auf der Marmorplatte fand.«
»Es war vielen aufgefallen, dass du häufig den Weg über den Friedhof nahmst und am Grabmal der Moisants vorübergingst. Und sie hinterbrachten es mir, da es ja meinen Mann betraf. Daraufhin bezahlte ich einen Diener dafür, dass er dich beobachtete und herausfand, wann du in jener Nacht dort entlangkommen würdest. Als du mich fandest, war mir zwar kalt, aber gestorben wäre ich ganz gewiss nicht.«
»Und als ich dich küsste ...«
Ihr Gesicht brannte. »Ich war so verdutzt, dass ich beinahe alles verdorben hätte.«
»Mein Gott, in welche Gefahr du dich begeben hast!« Caid fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Was wäre gewesen, wenn jemand anders vorbeigekommen wäre, ein Mann, der weniger Skrupel gehabt hätte?«
»Ich wusste, dass du kommen würdest, und ich wusste, was für ein Mann du warst. Da bestand kaum Gefahr.«
»Das hast du wirklich getan«, flüsterte er wie zu sich selbst, »du hast auf mich gewartet.«
»Genau — und ich würde es wieder tun.«
Er hob den Kopf, sah sie mit zusammengekniffenen Augen an und stemmte die Hände in die Hüften. »Du brauchst tatsächlich einen Ehemann, und zwar einen mit einer festen Hand.«
Bei seinen Worten zog sie eine Braue hoch. »Aber nicht irgendeinen. Keinen Laffen vom französischen Hof, keinen Schönling aus New Orleans und auch nicht einfach einen beliebigen Gentleman.«
»Das hatte ich auch nicht im Sinn«, sagte er mit Nachdruck und ging langsam auf sie zu.
»Respektabel muss er nicht unbedingt sein«, fuhr sie fort und machte einen Schritt zurück. »Mir wäre sogar ein Mann lieber, der sich keinen Deut darum schert, was die feine kreolische Gesellschaft von ihm hält, und der nicht gleich blass wird, wenn ich mal etwas Verrücktes tue.«
»Dann wäre ein ehemaliger Sträfling genau das Richtige für dich, zumal man mir vor nicht allzu langer Zeit erklärt hat, dass es in diesem Land nicht darauf ankommt, was für eine Vergangenheit ein Mann hat und dass die Zukunft in seiner eigenen Hand liegt.«
Lisettes Herz klopfte zum Ersticken und so sagte sie nur: »Das stimmt.«
»Alles in allem scheint es keine schlechte Idee zu sein, da du es ja offensichtlich darauf angelegt hast, selbst zu einer Ausgestoßenen zu werden.«
»Ich ... ich brauche auch einen Mann, der etwas von der Landwirtschaft versteht. Ich habe nämlich neben den Besitzungen der Moisants auch ihre Hypotheken geerbt und da gibt es eine Plantage, die nur durch große Fachkenntnis und schwere Arbeit wieder einträglich werden kann.«
»Schwere Arbeit, ich verstehe.«
»Und außerdem will ich einen, der mit dem Degen umgehen kann«, sagte sie und schob ihr Kinn ein wenig vor, »einen gefeierten Fechtmeister, der den Klatschmäulern Respekt beibringen und sie davon überzeugen kann, dass es unklug ist, hinter meinem Rücken über mich zu lästern.«
Caid grinste breit. »Da bin ich im Moment der Beste in der Stadt. Bei meinem Anblick erzittern alle Männer und stolpern über ihre eigenen Füße, nur um mir nicht in die Quere zu kommen.«
Lisette schürzte die Lippen, da sie beim Zurückweichen an der Wand angekommen war. Sie lehnte sich dagegen. »Bescheidenheit muss nicht unbedingt sein.«
»Ich habe es zur Kenntnis
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