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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Stöhnen von sich gab.
    Martha Wood drehte an ihrem Ehering, während sie sprach. »Als Woody das Haus verließ, trug er einen blauen Sweater mit V-Ausschnitt, Jeans und Cowboystiefel. Schwarze, aus Eidechsenleder.«
    »Gut. Aber Samstag war es kalt. Was für einen Mantel hatte er an?« Die Leiche mit den neun Schussverletzungen war in entblößtem Zustand gefunden worden. Woodys Kleider könnten anderswo auftauchen.
    »Einen blauen Parka. Muss ich nicht irgendein Formular ausfüllen? Ein Formular für eine Vermisstenanzeige?«
    »Wir halten das alles schriftlich fest«, versicherte ihr Cardinal.
    »Brauchen Sie nicht seine Größe und sein Gewicht?«
    »Das haben wir schon.«
    »Ach so, ja. Ich habe gar nicht an seine früheren Festnahmen gedacht. Es ist schon seltsam, die ganze Zeit laufe ich hier in der Gegend herum und halte die Polizei für unseren Feind. Aber seit Woody verschwunden ist, sehe ich das ganz anders.«
    »Wir auch«, sagte Cardinal. »War Woody mit seinem alten ChevyVan unterwegs?« Sie hatten bereits eine Suchmeldung mitallen Angaben über den Lieferwagen einschließlich Kennzeichen herausgegeben.
    »Ja, ich sollte Ihnen die Autonummer geben.« Sie kramte in ihrer Handtasche.
    »Ich habe die Nummer von früher«, sagte Delorme. »Ist der Wagen immer noch blau?«
    »Immer noch blau, ja.« Sie kramte weiter in ihrer Handtasche. »Aber wenn er einen Bruch vorhatte, wechselte er schon mal das Kennzeichen. Ich weiß nicht, ob er es diesmal auch getan hat. Die Aufschrift ist jedenfalls neu: ›Comstock, Elektroreparaturen‹ steht auf der Seite.«
    »Wussten Sie, dass er einen Bruch vorhatte?«
    »Woody repariert elektrische Geräte. So nennt er es mir gegenüber, okay? Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, keine Fragen zu stellen. Er ist ein liebevoller Vater und ein Mann, auf dessen Wort ich mich verlassen kann, aber seine Branche wird er nie wechseln, weder Ihretwegen noch meinetwegen noch wegen sonst jemandem.«
    »Schon gut. Wissen Sie, in welchem Stadtviertel er diese … Reparaturen durchführen wollte?«
    »So etwas sagt er mir nie. Hören Sie, der springende Punkt ist die Verlässlichkeit. Woody sagte, er würde bis sechs Uhr wieder zu Hause sein. Das ist nun schon anderthalb Tage her, und deswegen bin ich verdammt nervös.«
    »Es könnte uns helfen, ihn zu finden«, beharrte Cardinal sanft, »wenn Sie uns auch nur ungefähr sagen könnten, wo wir suchen sollen.« Er beachtete Delormes missbilligenden Blick nicht.
    »Ich weiß es nicht. Neulich hat er die alte CN-Sendestation erwähnt. Er hatte bloß gesehen, dass die Fenster zugenagelt waren. Vielleicht war er da irgendwo in der Gegend, aber das ist nur eine Vermutung.« Plötzlich schnellte sie hoch, so dass der Inhalt ihrer Handtasche sich auf den Boden ergoss. »Er steckt in der Klemme, sage ich Ihnen. Dass er Sachen klaut, macht ihn noch nicht zu einem schlechten Menschen. Es ist das erste Mal, dass ernicht nach Hause gekommen ist, ohne vorher anzurufen. Das hat er sonst nie gemacht. Nur einmal, als er in Haft genommen wurde – und wenn Sie ihn irgendwo festhalten, dann sagen Sie mir es besser, sonst beauftrage ich Bob Brackett mit dem Fall, und der wird Ihnen schon Dampf machen.« Bob Brackett war der beste Anwalt in Algonquin Bay, und alle Kripobeamten der Einheit ohne Ausnahme hatten sich bei ihm schon eine blutige Nase geholt.
    »Mrs. Wood, würden Sie bitte wieder Platz nehmen?«
    »Nein. Wenn Sie meinen Mann nicht verhaftet haben, will ich wissen, warum Sie nichts unternehmen, um ihn zu finden.«
    Ihr kleiner Sohn drückte jetzt nicht mehr auf dem Plastikbären herum und sah beunruhigt zu seiner Mutter auf.
    »John, würden Sie mich bitte einen Augenblick mit Mrs. Wood allein lassen?«
    Delormes Eingreifen überraschte ihn – es war nicht abgesprochen, und es gefiel ihm nicht.
    »Warum?«, wollte Martha Wood wissen. »Warum will sie mit mir alleine sprechen?«
    »John, bitte.«
    Cardinal verließ das Vernehmungszimmer und begab sich in den Monitorraum. Er steckte Münzen in den Getränkeautomaten und merkte zu spät, dass es keine Diätcola mehr gab. Er besorgte sich eine normale Cola, setzte sich an den Tisch und blickte auf den Monitor, der ohne Ton lief.
    Aus ihrer erhöhten Position blickte die Videokamera erbarmungslos auf Martha Wood herab. Sie und Delorme waren beide völlig regungslos. Martha Wood stand immer noch da, die Hände leicht vom Körper abgekehrt, ganz damit beschäftigt, das ganze Ausmaß des Unheils zu

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