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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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erfassen. Ihr Gesicht zeigte nur eine fragende Miene, der Schmerz würde erst später kommen. Ihre vollen Lippen formten sich wie zum Sprechen, blieben aber stumm.
    Delorme streckte die Hand aus und berührte sie am Arm, dochdie Frau blieb, wenngleich leicht schwankend, immer noch stehen. Mit einer Hand suchte sie Halt am Tisch. Langsam ließ sie sich auf den Stuhl sinken, bedeckte das Gesicht mit den Händen und sank in sich zusammen. Der kleine Junge stupste den Plastikbären immer wieder gegen ihre Schulter.

36
    W o steckt dieser verdammte Lieferwagen?«, ereiferte sich McLeod, während er das Magazin seiner Beretta leerte und die neun Patronen säuberlich mit der Spitze nach oben auf den Tisch stellte. Auf Cardinal wirkte es wie eine Übertreibung, er war an sechs Schuss Munition gewöhnt. »Dabei habe ich diesen Chevy-Van schon selbst durchsucht; wahrscheinlich hat das jeder von uns schon mal gemacht, irgendwann. Ich fass es einfach nicht, dass wir ihn immer noch nicht gefunden haben.«
    »Wenn wir mit unserer Annahme richtig liegen, dass Woody den Fehler begangen hat, ins Haus des Psychopathen einzubrechen, dann hat der Mörder den Wagen wahrscheinlich irgendwo versteckt. Er braucht ihn ja nur in irgendeinem Schuppen oder einer Garage abzustellen. Wie sollen wir ihn dann finden?«
    Dyson schaltete sich ein. »Er würde den Kreis der Täter einschränken, wenn wir davon ausgehen können, dass der Kerl eine Garage hat.«
    »Das glaube ich nicht. Woody ist erst seit vierundzwanzig Stunden tot. Wir haben mit der OPP eine gemeinsame Fahndung gestartet. Den Lieferwagen finden wir schon.«
    Das Telefon klingelte, und Cardinal nahm verabredungsgemäß ab. »Okay, Len. Ich stelle unser Gespräch auf Lautsprecher um. Außer mir sitzen hier im Raum meine Kollegin Lise Delorme, Detective Sergeant Don Dyson und Ian McLeod.«
    Sie saßen im Konferenzraum – eine Premiere, soweit sich Cardinal erinnern konnte. Der Konferenzraum war gewöhnlich für Treffen der Leitungsgremien und offizielle Besuche des Bürgermeisters reserviert, also für besondere Anlässe. Aber jetzt waren sie mit der bedeutendsten Ermittlung befasst, die das Police Department von Algonquin Bay jemals erlebt hatte, und deshalb wurden alle acht Detectives ab sofort für diesen Fall eingespannt.
    »Also, so liegen die Karten«, sagte Len Weisman. »Die Leicheweist neun Schussverletzungen auf. Ganz offensichtlich hat der Täter nicht im Affekt gehandelt; alle Schüsse sind bewusst platziert. Das Opfer wurde in beide Schienbeine, beide Oberschenkel, beide Unter- und beide Oberarme geschossen. Damit sind alle wesentlichen Knochen des menschlichen Körpers getroffen. Ich glaube, dass der Täter es darauf abgesehen hatte, alle diese Knochen zu brechen. Bei den Schienbeinknochen ist ihm das auch gelungen. Alle Schussverletzungen wurden mit aufgesetzter Waffe beigebracht, während das Opfer hilflos dalag.«
    »Nach meiner Zählung macht das nur acht Kugeln, Len, nicht neun.«
    »Gut aufgepasst. Das Opfer wurde zuerst in den Rücken geschossen. Das ist die einzige Verletzung, die nicht auf direkten Kontakt mit der Waffe zurückgeht. Der Schuss wurde aus etwa vier Metern Entfernung abgegeben, mit aufwärts gerichteter Geschossbahn. Nach Dr. Gants Einschätzung könnte sich die Szene auf einer Treppe abgespielt haben, wobei der Täter von unten geschossen hat. Und außerdem befinden sich Spuren von Klebeband um den Mund des Opfers.«
    »Um Gottes willen.«
    »Ferner haben wir Blut an ihm gefunden, das nicht sein eigenes ist. Allerdings kann ich den Typus nicht mit dem Sperma in Zusammenhang bringen, das in dem Briefumschlag war. Jedenfalls ist derjenige, zu dem das Blut gehört, nicht identisch mit demjenigen, der das Sekret ausgeschieden hat. Ob es sich um dieselbe Person handelt, wissen wir aber erst, wenn die DNA-Analyse vorliegt – und das wird noch eine Woche dauern.«
    »Eine Woche! Len, wir haben hier mehrere Morde an Minderjährigen aufzuklären.«
    »Die Analyse nimmt zehn Tage in Anspruch, schneller geht es nun mal nicht. Und jetzt zu der Verletzung im Gesicht. Zuerst dachten wir, die Verletzung rühre von einem Sturz her – Sie erinnern sich, der Mann bekommt eine Kugel in den Rücken, stürzt und fällt mit dem Gesicht auf den Boden. Dabei könnte er sich dasNasenbein gebrochen haben. Doch dann haben wir Rückstände von Waffenöl in der Wunde gefunden.«
    »Er ist mit einer Pistole geschlagen worden?«
    »Genau. Erstaunlich ist, dass das Opfer neun

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