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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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seiner Gewalt – einen achtzehnjährigen Jungen –, und wir wollen nicht, dass dem Jungen etwas passiert. Sollte eine Situation entstehen, in der es für einen von Ihnen oder die Geisel lebensbedrohlich wird, dann eliminieren Sie Fraser – aber nur dann. Haben mich alle verstanden?«
    Alle hatten verstanden.
    »Also dann.« Cardinal öffnete die Wagentür. »Bringen wir es hinter uns.«
    Cardinal funkte die Streife an, die oben am Pump House Drive observierte. In der Zwischenzeit war nichts vorgefallen. Keine Bewegung am Objekt.
    Erst als Cardinal die Hände aufs Lenkrad legte, merkte er, dass er zitterte. Es fühlte sich an wie Angst, doch in Wirklichkeit war es Adrenalin. Er atmete tief durch, um die Kontrolle wiederzugewinnen. Er wollte nicht, dass seine Hände zitterten, wenn er die Beretta ziehen musste. Und wieder wünschte er, er hätte sich mehr Zeit für Schießübungen genommen.
    Die beiden führenden Wagen pflügten durch den Schneematsch vor der Abzweigung und rauschten dann die Straße zum Pumpenhaus hinunter. Wie geplant bezogen Larry Burke und Ken Szelagy ihren Posten oben an der Straße.
    *
    Burke und Szelagy waren die ersten Polizisten, die Katie Pines Leiche im Bergwerksschacht auf Windigo Island gesehen hatten. Seither hatte es Burke als frustrierend empfunden, Delorme und Cardinal aus der Ferne bei der Arbeit zuschauen zu müssen, ohne an den Ermittlungen beteiligt zu sein. Es war sein Wunsch, eines Tages selbst Detective zu sein.
    Ein Auto bremste, und ein Mann in den Fünfzigern – ein gut situierter Angestellter, vermutete Burke – lehnte aus dem Fenster. »Was geht denn hier vor? Wozu dieses Polizeiaufgebot hier draußen?«
    Larry Burke bedeutete ihm, weiterzufahren. »Fahren Sie weiter. Das Gebiet ist von der Polizei abgesperrt.«
    »Aber warum denn?«
    »Fahren Sie bitte weiter, Sir.« Er bedachte den Mann mit einem keinen Widerspruch duldenden Blick aus kalten Polizistenaugen,wie man es ihm auf der Polizeischule in Aylmer beigebracht hatte, und wie immer wirkte es. Der Mann fuhr weiter.
    Cardinal hatte ihn und Szelagy dazu ausersehen, in der letzten Phase des Falls mitzuwirken, und Burke wusste das zu schätzen. Pine-Curry war der Fall des Jahrhunderts für eine Stadt wie Algonquin Bay. Cardinal hatte als Leiter der Truppe Burke und Szelagy ausgewählt, und das erfüllte Larry Burke mit Genugtuung.
    Noch ein Auto kam herangefahren. Am Steuer saß eine Frau, keine attraktive, wie Burke sogleich sah.
    »Fahren Sie bitte weiter, Madam.«
    Die Frau sah ihn nicht einmal an, sondern starrte auf die bergab zum Pumpenhaus führende Straße. »Was ist denn hier los? Weshalb sind all diese Autos hier?«
    »Ein Polizeieinsatz, Madam. Fahren Sie bitte weiter.«
    Zu Burkes beträchtlicher Verärgerung fuhr die Frau aber nicht weiter. Sie fuhr nur rechts an den Fahrbahnrand und starrte weiterhin die Straße hinab, als erwartete sie, den Sohn Gottes aus den eisigen Tiefen des Trout Lake emporsteigen zu sehen. Burke schlenderte zu ihr hinüber, klopfte an die Scheibe und zeigte mit behandschuhtem Finger die Straße hinauf. Laut Polizeihandbuch konnte eine wortlose Geste, wenn sie mit hinreichender Autorität ausgeführt wurde, ebenso wirksam sein wie die Stimme. Aber nicht in diesem Fall.
    »Fahren Sie weiter«, wiederholte Burke bereits deutlich lauter. »Das Gelände ist von der Polizei abgesperrt.«
    Obwohl der Regen schon lange aufgehört hatte, liefen am Auto der Frau immer noch die Scheibenwischer, oder genauer gesagt, einer lief noch; auf der Beifahrerseite fehlte ein Scheibenwischer. Sie hatte einen schuppenartigen Ausschlag im Gesicht. Und einen dicken Verband über einem Ohr. Unerträglich diese Art, an Burke vorbeizuschauen und ihn keines Blickes zu würdigen. Das wollte ihr Burke auf keinen Fall durchgehen lassen. Er würde sich keinen Patzer erlauben, ganz gleich, wie gering seine Rolle in diesemStück auch war. »Hallo, Sie!«, schrie er sie jetzt richtiggehend an. »Sind Sie taub?«
    Er schlug mit der flachen Hand auf das Autodach. Die Frau riss den Kopf hoch, und er sah einen Augenblick lang die Angst in ihren Augen. Dann legte sie den Gang ein und fuhr mit einem Ruck davon. »Mein Gott«, sagte Burke zu Szelagy. »Hoffentlich hat man mittlerweile den Highway gesperrt. Hast du das gesehen?«
    »Manche Leute«, kommentierte Szelagy, »können eben nicht anders. Sie müssen ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken.«
    Burke sah zu, wie das Auto die Straße hinaufratterte und

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