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Gefrorene Seelen

Gefrorene Seelen

Titel: Gefrorene Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Ermittlungsprotokollen – ein Geysir, der aus klaffenden Ordnern Papier sprudelte.
    Daneben wirkte Cardinals Schreibtisch wie ein brachliegendesFeld. Den metallenen Schreibtischen hatte man das Aussehen von Holz geben wollen, aber das Ergebnis war nicht überzeugend. Bei Cardinals Schreibtisch konnte man den größten Teil der falschen Holzmaserung sehen. An der Korktafel darüber hing Dysons letzter Rundbrief. (Die neue Beretta Automatik: Jeder Beamte sollte sich bis Ende Februar mit der Dienstwaffe vertraut gemacht haben; beim jährlichen Schießwettbewerb, den die Mounties, verdammt noch mal, bisher immer gewonnen haben, wollen wir den anderen endlich mal zeigen, was eine Harke ist.) Dyson hielt es offensichtlich nicht für möglich, dass dies etwas mit den sehr unterschiedlichen Etats zu tun haben könnte.
    Ein Foto seiner Tochter war zu sehen, eine hübsche junge Frau mit dem selbstsicheren Lächeln ihres Vaters. Daneben ein Parkschein. Delorme beugte sich vor, ohne etwas zu berühren, und las die Adresse auf dem Parkschein: 465 Fleming Street, Stadtmitte, das bedeutete nichts.
    Die Adressenkartei war bei Dorothy Pines Telefonnummer aufgeschlagen. Delorme blätterte an den Anfang zurück und kam in den nächsten zwanzig Minuten bis zum Buchstaben F, ohne nach etwas Bestimmtem zu suchen. Die Kartei war voller rasch hingekritzelter Namen, mit denen sie nichts anzufangen wusste. Außerdem die Telefonnummern von Rechtsanwälten, Bewährungshelfern und Sozialarbeitern, wie sie jeder Kripobeamte zur Hand hatte. Kyle Corbetts Name war ebenfalls darunter, aber das hatte sie erwartet. Dazu drei verschiedene Adressen und mehrere Telefonnummern, die Delorme in ihr Notizbuch übertrug.
    Von draußen kam Lärm. Delorme wandte sich wieder ihrem eigenen Schreibtisch zu. Stimmen, ein Lachen, dann eine Spindtür, die zugeschlagen wurde. Delorme nahm den Hörer von Cardinals Telefon ab und drückte die Wiederholungstaste. Während sie darauf wartete, dass am anderen Ende abgenommen wurde, betrachtete sie ein Foto neben Dysons Rundbrief. Der Mann auf dem Foto sah aus wie ein Schwerverbrecher – ein großer, kräftiger Mann mit flachem Kopf, der durch einen Bürstenhaarschnitt noch flacherwirkte. Er stand, bequem, wie es schien, mit dem Rücken an ein Auto gelehnt, dessen Federung unter dem Gewicht des Mannes sichtbar nachgab. Polizisten behielten oft Fotos von ihren Pappenheimern, Männern, die auf sie geschossen hatten, oder dergleichen.
    In Delormes Gedanken platzte eine Stimme, die sie gut kannte. »Gerichtsmedizinisches Institut.«
    »Oh, Entschuldigung. Ich habe mich verwählt.«
    Cardinals oberste Schublade stand offen. Das deutete nicht auf einen Mann, der Schuld auf sich geladen hatte; oder es war die kalkulierte Geste eines Mannes, der viel zu verbergen hatte.
    Plötzlich ging die Tür auf, und eine Stimme dröhnte: »Sieh an, sieh an. Was für eine Überraschung, die Abteilung für Sonderermittlungen bei ihrer privaten Inventur.«
    »Nun halten Sie mal die Luft an, McLeod. Ich arbeite hier, erinnern Sie sich?«
    »Offenbar auch sonntags.« McLeod trug einen großen Karton mit der Aufschrift »Canadian Tire«. Über den Rand hinweg betrachtete er sie misstrauisch aus geröteten Augen. »Ich dachte, ich wäre der einzige pflichtbewusste Bulle hier.«
    »Das sind Sie auch tatsächlich. Ich habe nur meinen persönlichen Krempel vorbeigebracht.«
    »Schön. Herzlich willkommen. Machen Sie sich’s gemütlich.« McLeod knallte den Karton auf seinen Schreibtisch. Drinnen klapperte etwas. »Nur lassen Sie die Finger von meinem Schreibtisch.«

11
    C ardinal rief Vlatko Setevic vom chemischen Labor des Gerichtsmedizinischen Instituts an. Man hatte Haar und Stoffreste aus Katie Pines aufgetauter Leiche entnommen.
    »Wir haben einige Stoffreste gefunden. Textilfasern für drinnen und draußen, wie sie für Autos oder für Kellereinrichtungen verwendet werden. Die Fasern sind rot, dreilappig.«
    »Können Sie die Proben bestimmten Marken zuordnen? Ford? Chrysler?
    »Das geht nicht. Solche Fasern sind sehr verbreitet, von der Farbe abgesehen.«
    »Was können Sie mir über die Haare sagen?«
    »Wir haben genau ein Haar gefunden, das nicht von dem Mädchen war. Knapp acht Zentimeter lang, braun. Wahrscheinlich gehört es zu einem Weißen.«
    Delorme machte eine angewiderte Miene, als ihr Cardinal die Ergebnisse mitteilte. »Das bringt uns nicht weiter«, sagte sie, »es sei denn, wir bekommen noch eine Leiche. Warum brauchen die da

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